Am Ende der 90 Minuten am Cottaweg überwog bei Stephan Lerch die Freude. "Wir sind sehr glücklich, dass wir die drei wichtigen Punkte mitnehmen konnten", sagte der Trainer des VfL Wolfsburg nach dem 3:1-Erfolg am Sonntag bei RB Leipzig. "Es war kein einfaches Spiel für uns", wusste Lerch.
Dabei sah es in der ersten Halbzeit lange danach aus, als sollte der VfL die Partie ungefährdet gewinnen können. Der Tabellenzweite führte durch die Treffer von Nationalspielerin Cora Zicai (14.) sowie der Französin Kessya Bussy (27.) und hatte die Partie weitgehend unter Kontrolle - bis die Leipzigerinnen eine Unachtsamkeit in der Wolfsburger Defensive nutzten und durch Delice Boboy überraschend auf 1:2 verkürzten.
Danach riss bei den Wolfsburgerinnen der Faden. RB kam immer besser in die Partie, war letztlich aber nicht konsequent genug in der Chancenverwertung. "Bitter, dass wir den Gegner durch eine Unachtsamkeit wieder ins Spiel geholt und den Anschlusstreffer kassiert haben", ärgerte sich Lerch, "In der zweiten Halbzeit mussten wir das ein oder andere überstehen, waren nicht mehr sauber und klar in unseren Aktionen, haben uns das Leben selbst schwer gemacht."
Erst der Treffer von Svenja Huth, deren Schuss von Victoria Krug noch abgefälscht wurde, sorgte in der 84. Minute für die Entscheidung zugunsten der Gäste. "Ich würde unseren Erfolg in die Kategorie Arbeitssieg einordnen", meinte Lerch. "Wir hätten es uns leichter machen können." Die mangelnde Konzentration in der zweiten Hälfte schob der VfL-Coach auch die intensiven Belastungen der jüngsten Vergangenheit mit sieben Partien in gut drei Wochen. "Das ist eine wahnsinnige Belastung. Umso wertvoller sind diese drei Punkte in Leipzig. Wir nehmen sie gerne mit."
Kleine Gruppe in der Länderspielpause
Für viele Wolfsburger Spielerinnen werden die Belastungen in den kommenden zehn Tagen aber nicht geringer, weil am Montag die Abstellungsphase für die Nationalmannschaften beginnt. Mit Camilla Küver, Cora Zicai, Sarai Linder, Janina Minge und Torhüterin Stina Johannes stellt der VfL allein fünf Spielerinnen für die deutsche Mannschaft ab, die am Freitag und darauffolgenden Dienstag die Finalspiele der Nations League gegen Spanien bestreiten wird. Lineth Beerensteyn (Sehenenreizung) und Alexandra Popp (Knieprellung) sind aktuell auch noch verletzt. Lerch wird für die Trainingsarbeit am heimischen Elsterweg nur eine einstellige Anzahl von Spielerinnen zur Verfügung stehen.
Zufrieden zeigt sich der Wolfsburger Trainer mit der Entwicklung seiner Mannschaft in den jüngsten Spielen, spricht von einer "positiven Momentaufnahme", denn: "Wir überwintern in der Champions League und im DFB-Pokal, sind in der Liga auf Kurs - das ist nicht selbstverständlich. Wir hatten nur wenige Trainingseinheiten, die Entwicklung läuft hauptsächlich über Spiele und Gespräche."
Klar sei aber auch, dass die Intensität mit und gegen den Ball, die Aktivität, die Passqualität sowie die Restverteidigung stimmen müssen, um erfolgreich sein zu können. Wenn dem nicht so ist, dann "kann es auch mal nicht reichen. Diese Erfahrung haben wir gemacht". So wie in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt (2:3) und in der Champions League bei OL Lyoness (1:3).