Islam Dulatov feiert bei UFC 318 sein Debüt in der besten MMA-Liga der Welt. Vorab hat er exklusiv mit DAZN über seinen Weg gesprochen.
Der 26-Jährige erklärt dabei seinen Werdegang, berichtet über seine frühere Modelkarriere erklärt, warum er Deutschland repräsentiert. Außerdem machte er seinem kommenden Gegner Adam Fugitt eine Ansage.
... seine Ankunft in Deutschland 2007 im Alter von neun Jahren:
“Zunächst war es eine Erleichterung, hier in Deutschland anzukommen. Bevor wir hierhergekommen sind, gab es Mythen über Deutschland, dass es hier Geld regnen würde oder dass überall Handys auf dem Boden rumliegen würden. Da kamen die komischsten Sachen, als Kind glaubt man das alles. Überall, wo es keinen Krieg und man keine Angst haben muss, was morgen passieren könnte, ist es vom Vorteil. Aber es kommt der andere Part, dass man begreift, es ist auch hier hart aber auf eine andere Art und Weise. Du kämpfst nicht mehr um dein Leben, aber es ist dennoch hart.”
... sein abgebrochenes Fachabitur nach dem Realschulabschluss:
“Ich bin eher halbherzig zur Schule gegangen. Dann habe ich gemerkt, dass Modeln mehr Kohle macht. Fachabitur ist dann doch nicht so relevant. Ich habe damals gemodelt und habe für zwei, drei Tage wegfliegen sehr gutes Geld verdient. Das war halt leider von Dienstag bis Freitag. Und ich habe mir gedacht, diese Tage in der Schule mit den Leuten zu sitzen oder ich gehe zum Modeln nach Mailand. Dann hat sich das für mich schnell geklärt. Das erste Jahr habe ich noch durchgezogen, im zweiten Jahr habe ich dann große Sprünge in der Modebranche gemacht. Ich habe dann gemerkt, ich bin eh kein Schulgänger, wollte eh nichts mit der Schule machen und ich kann das irgendwann anders machen. Aber wer weiß, wie lange ich noch so gut Geld verdienen kann. Du hast nicht immer die Möglichkeiten, Geld zu machen. Dann kann mit dem Geld ein Business starten und selbstständig werden.”
... die Vereinbarkeit von MMA mit dem Modeln:
“Als die Agenturen das mitbekommen haben, wurde ich gefragt, ob ich weiter kämpfen will. Ich meinte: ‘Ja klar!’ Bevor ich aufhöre, zu kämpfen, höre ich auf, zu modeln. Wenn man nicht zu viel darüber nachdenkt und keine Angst davor hat, sich zu verletzen, fällt es einem leichter, als wenn man mit der Angst lebt, dass man sich was brechen könnte. Es war ein guter Nebeneffekt, aber ich war hauptsächlich ja noch Kämpfer. Es war nie so, dass ich das Kämpfen für das Modeln sein lassen wollte.”
... den ersten Kampf und die Niederlage bei der German MMA Championship nach der perfekten Amateurkarriere:
“Was bei dem Kampf falsch war, war bei meiner Größe auf 66 Kilogramm zu kämpfen. Dieses Gewicht habe ich mal in der in der Amateurkarriere geschafft, aber nur zu Beginn meiner Zeit. Ich habe mir diese Klasse von einigen Leuten einreden lassen, weil zu der Zeit auch der große Hype um Conor McGregor war. Sie meinten, ich wäre auch groß, kann mich gut bewegen und habe gute Konterschläge. Damals war ich noch ein Zahnstocher, habe nach zwei Runden keine Kraft mehr in den Armen und Beinen gehabt und habe eine Packung bekommen. Es war nicht die Frage, gehöre ich hierhin, sondern eher, dass ich in der wichtigsten Phase den ersten Profikampf direkt verloren habe.
... die Einladung zu Dana Whites Contender Series:
“Es war ein Zwei-Minuten-Gespräch und dann waren wir uns schon einig, dass wir den Vertrag unterschreiben. Er meint, wir können dich in die UFC direkt bringen oder über die Contender Series reinbringen. Mein Bruder Djibril meinte, dass ich in der Contender Series kämpfen müsse, weil sie bei den Kämpfen nur auf dich schauen werden. Wenn du da eine Bomben-Performance ablieferst, werden sie sich dein Gesicht für immer merken. Ich vertraue ihm mehr als jeden anderen. Deswegen hat er auch das Entscheidungsrecht in Bezug auf meine Karriere. Er hat das letzte Wort, selbst wenn ich und mein Manager anderer Meinung wären.
Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Alle meine Freunde sagen, dass das genau das ist, wo wir immer hinwollten: zur UFC. Jetzt kann ich das benutzen und ich benutze auch jetzt erst den Hashtag UFC, seitdem ich unterschrieben habe.”
... den ersten Sieg bei der Contender Series:
“Du hast nicht nur den Kampf vor dir, sondern viele andere Sachen und Probleme, mit denen du dich rumschlagen musst. Du bist nach sechs, sieben Monaten Vorbereitung komplett kaputt und kannst das Gym nicht mehr sehen. Ich habe zudem sehr stark abgenommen, da ich in einem neuen Land bei jeden Tag 43 Grad war. Keiner kennt dich, du musst alles selbst machen, das sind viele krasse Umstände. Schlussendlich war in meinem Kopf einfach nur: Du gehst jetzt da rein und prügelst so lange auf den diesen Typen ein, bis der fällt. Ich oder er, einer wird auf alle Fälle richtig fallen. Es ist nicht immer nur gewinnen, sondern du musst schon spektakulär gewinnen, dass Dana White sagt, es ist es wert, dich in der UFC zu sehen.”
... seinen Kampf gegen Adam Fugitt bei UFC 318:
“Ich habe in dieser Vorbereitung alles gegeben, was man machen kann. Ich habe an allem gearbeitet und so krass ins Zeug gelegt, wie noch nie in meinem Leben zuvor. Ich bin ein gläubiger Mensch, es ist eh schon von Gott geschrieben. Ich gehe rein, ich werde alles geben und so wie es kommt, so kommt es auch. Aber ich bin sehr guter Dinge und freue mich auf ein First-Round-Finish.”
... seine Taktik gegen Fugitt:
“Der Game Plan ist, ihn systematisch kaputt zu machen. Ich weiß, was er versuchen wird. Er ist College-Ringer und ist in allem solide. Er ist ein guter Grappler, Ringer und Striker. Aber ist in keinem der drei Bereiche ein Hochkaräter, warum ich sagen müsste, dass ich vor ihm Angst habe. Deswegen ist er einer, den man abarbeiten muss. Man muss durch ihn durch und sein Ding machen.”
► Den kompletten Vorbericht zum Fight Dulatov vs Fugitt seht Ihr hier.
... mentale Rückschläge:
“Es gibt niemanden, der keine mentalen Rückschläge hat. Egal, wie stark oder talentiert er ist. Das ist normal, das ist das Leben. Es ist wie der Knochen. Wenn er gebrochen ist, wächst er umso stärker zusammen. Und so ist es auch mit Sachen, die einem einmal passieren. Dann ist man schon mit der Situation konfrontiert worden. Wenn diese nochmal aufkommt, weißt du, du warst schon in dieser und du bist da rausgekommen.”
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... Menschen, die ihn inspiriert haben:
“Richtig inspiriert hat mich Muhammad Ali. Der war in mehreren Facetten gut. Khamzat Chimaev hat mich inspiriert, weil er ähnlich verrückt ist wie ich und sein Ding macht.”
... die Kritik an der deutschsprachigen Community:
“Abus Magomedov ist das beste Beispiel. Er hat gegen Strickland verloren und die Leute haben ihn hoch und runter gehated. Es gab keinen Grund dafür. Anstatt ihn aufzubauen, machen die Leute ihn fertig. Dann habe ich mich darüber aufgeregt und gesagt, was das für eine undankbare Community ist. Am Ende des Tages ist es überall auf der Welt so. Es gibt überall Leute, die dich nicht mögen, wenn du verlierst.
... die Repräsentation Deutschlands:
“Ich hatte jetzt die Wahl, welche Flagge ich repräsentieren will. Ich habe mich für die deutsche entschieden. Ich bin mein Leben lang in Deutschland aufgewachsen und habe viele Freunde dort gefunden und viele Menschen getroffen, die ich liebe und schätze. Es wird immer Leute geben, denen du nicht passen wirst. Egal, ob in Deutschland, Russland, der Türkei oder Tschetschenien. Deswegen habe ich mich entschieden, weiter für Deutschland zu kämpfen, auch wenn ich immer noch keinen deutschen Pass habe. Vielleicht kriegen wir das irgendwann geändert.”