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Horror, Kopfkino - und eine neue Zeitrechnung

kicker

Schon in 80 Tagen dreht sich die Formel-1-Welt wieder im Renntempo, steht mit dem Großen Preis von Australien die erste Bewährungsprobe einer neuen Saison an, in der alles anders sein wird, zumindest technisch betrachtet. Den Teams bleibt kaum Zeit, durchzuatmen, selbst über die Feiertage läuft die Arbeit in den Rennfabriken auf Hochtouren. Doch ein Achterbahn-Jahr, wie es gerade hinter uns liegt, verdient einen Blick in den Rückspiegel. Es gibt reichlich offene Rechnungen aus 2025, die im kommenden Jahr beglichen werden müssen.

Wie Norris seinen Kopf umprogrammiert

Lando Norris, der auf seine ganz eigene Art zum ersten Mal Weltmeister geworden ist, hat alle Kritiker widerlegt, die ihn für nicht hart genug gehalten haben, um den Nummer-eins-Job anzutreten. Kaum gekrönt, fährt der 26 Jahre alte Brite schon wieder gegen ein Vorurteil an - dass er nicht zum Serien-Champion taugen könne. Aber immerhin weiß er nach seiner erfolgreichen Aufholjagd gegen Oscar Piastri, wie er seinen Kopf umprogrammieren kann: "Ich muss verstehen, was ich denke und warum ich es denke. Geschwindigkeit war nie ein Problem für mich, nur meine Unfähigkeit, die Dinge richtig zusammenzufügen. Dazu musste ich sie auf einer tieferen mentalen Ebene erkennen. So habe ich gelernt, mich selbst besser zu verstehen und wie ich mich in einem Titelkampf verhalten muss."

„Es ist nicht so, dass Lando Superman ist.“ (Oscar Piastri)

Gelernt hat auch sein direkter Gegenspieler Oscar Piastri. Der Australier war lange Favorit im Titelkampf und am Ende dann nur Außenseiter. Er hat gute Miene zum bösen Spiel von McLaren gemacht. Denn bei aller an den Tag gelegten Gleichberechtigung war es der 24-Jährige, der unter der Stallorder von Monza gelitten hat, vielleicht sogar an der temporären Bevorzugung von Norris zerbrochen ist. Noch einmal wird er sich das nicht bieten lassen. Angst hat der neue Iceman der Formel 1 sowieso keine, auch nicht vorm neuen Champion: "Es ist nicht so, dass Lando Superman ist." Sollte es mit der Revanche nicht klappen, dürften dem Talent auch anderswo die Garagentore offenstehen.

Verstappen: Eine Frage der Ehre

Max Verstappen hatte schon früh seinen Frieden mit einer verkorksten Titelverteidigungssaison gemacht, sie schon komplett abgeschrieben, als er Ende August aussichtslose 104 WM-Punkte zurücklag. Aber dann hat er das letzte Saisondrittel zu einer Frage der Ehre gemacht und eine unglaubliche Erfolgsserie hingelegt. Er hatte am Ende mehr Siege und Pole-Positionen herausgefahren als alle anderen, mit einem oft unterlegenen und zickigen Red-Bull-Honda. Darüber hat der 28-Jährige an Größe gewonnen, bezeichnet 2025 manchmal sogar als seine befriedigendste Zeit in der Königsklasse.

Tatsächlich wirkte er entspannt, nachdem er den fünften Titel in Serie am Ende nur um zwei Pünktchen verpasst hatte. Dass McLaren-Boss Zak Brown einen gewaltigen Horror vor ihm hat, ist der beste Beweis dafür, wie sich der unberechenbare Verstappen in den Köpfen seiner Gegner eingenistet hat. Dort will er noch ein Weilchen bleiben. Intern ist der Mann, der jetzt wieder die 33 auf seinem Auto trägt, in den Führungszirkel des Teams aufgestiegen, weit mehr als nur ein Chauffeur. Red Bull, das ob der Schwächephase des am Ende geschassten Yuki Tsunoda zum Ein-Mann-Rennstall wurde, hat sich an ihm aufgerichtet. Dass er mit dem neuen Teamchef Laurent Mekies besser kann als mit Vorgänger Horner, hat viel zur veränderten Großwetterlage beigetragen. Künftig muss er allerdings ohne seinen Mentor Helmut Marko auskommen, der nicht mehr in die Pläne von Geschäftsführer Oliver Mintzlaff gepasst hat und/oder mit 82 Jahren keine Lust mehr auf einen Neu-Start hatte. "Wir werden aus unseren Fehlern lernen", hat Mekies versprochen.

Wie lange Verstappen noch bei Red Bull bleiben wird, ob er überhaupt wie ursprünglich geplant bis Ende 2028 in der Formel 1 weiterfährt, darüber entscheidet auch die neue Rennwagen-Generation. Den Ground-Effect-Autos, die in ihrer letzten Saison für ein enges Feld gesorgt haben, trauert niemand wirklich hinterher. Aber richtig begeistert von den Hybrid-Dienstwagen ist bisher auch keiner der Fahrer. Verstappen, der weiterhin von Aston Martin und Mercedes umworben wird, will sich sein Urteil noch bilden: "Wenn die neuen Regeln keinen Spaß machen, dann sehe ich mich nicht wirklich noch länger dabei."

Die Autos werden in jedem Fall kleiner und wieder leichter, aber das Fahren wird vor allem durch die Elektro-Komponente komplizierter und taktischer. künftigen Momentaufnahme: Lando Norris feiert mit dem McLaren-Team seinen ersten WM-Titel. Sein Vorgänger sinnt auf Revanche. Hybrid-Dienstwagen ist bisher auch keiner der Fahrer. Verstappen, der weiterhin von Aston Martin und Mercedes umworben wird, will sich sein Urteil noch bilden: "Wenn die neuen Regeln keinen Spaß machen, dann sehe ich mich nicht wirklich noch länger dabei." Die Autos werden in jedem Fall kleiner und wieder leichter, aber das Fahren wird vor allem durch die Elektro-Komponente komplizierter und taktischer.

Hamilton hat noch die größte Rechnung offen

Keiner der drei Titelkandidaten aber hat eine annähernd große Rechnung offen wie Rekordweltmeister Lewis Hamilton. Der Brite hatte den Seitenwechsel von Silber zu Rot mit größtmöglichem Pomp zelebriert, doch das war leider nur der Auftakt zu einer Saison zum Vergessen. Er kam nicht so richtig mit seinem Renningenieur klar, und erst recht nicht mit dem launischen Ferrari. Der Sieg im Sprint von Shanghai war nur ein Strohfeuer, von da an ging es kräftig bergab. Am Ende verweigerte der sonst immer so auskunftsfreudige 40-Jährige sogar die Kommentare - keine weitere Kritik an sich selbst oder an seinem Arbeitgeber, keine formulierten Zukunftsaussichten. Er sah einfach alt aus. Das heizt die Gerüchteküche nicht nur bei den Sky-Reportern an. Hamilton hat noch einmal die Chance auf einen Neuanfang, die muss er aber definitiv nutzen, bevor Fans und Mannschaft den Glauben in ihn verlieren. Überhaupt fährt die Scuderia mal wieder auf Bewährung, und Fred Vasseur muss endlich beweisen, warum er so fest im Teamchef-Sattel sitzt. Der am Ende lediglich 4. Rang in der Konstrukteurs-WM hat in Maranello fast demotivierend gewirkt.

Mercedes konnte sich zwar weit abgeschlagen hinter dem Motorenkunden McLaren den 2.Rang der Mannschaftswertung sichern, aber das ist nicht mehr als Schadensbegrenzung. Die Geschäfte der Silberpfeile und von Teamchef Toto Wolff laufen zwar blendend, aber die gesamte Ground-Effect-Ära muss der Konzern als misslungen abschreiben. Immerhin kam es aber nach dem Hamilton-Abschied nicht zu einem Einbruch. George Russell hat sich zu einem eifrigen Punktesammler gemausert, Kimi Antonelli scheint das vielversprechende Talent zu sein, von dem Wolff so überzeugt war. Mal aber mangelte es dem Auto an Konstanz, mal an den Fahrern - das Team braucht dringend wieder eine stabile Linie. Möglichst eine, die nach oben zeigt.

Zwei große Namen werden demnächst im Rückspiegel verschwinden: Renault hat nach mehreren Jahrzehnten und vielen WM-Titeln, unter anderem einen mit Michael Schumacher 1995, den Rückzug als Motoren-Lieferant angetreten, das hauseigene Alpine-Team fährt künftig mit Mercedes-Aggregaten. Das Cadillac-Team, das künftig die elfte Garage in der Boxengasse belegen wird, ist dafür sicherlich kein Ersatz, die US-Amerikaner gehen zunächst mit Ferrari-Leihmotoren an den Start. Die sind frei geworden, weil nach 617 Rennen die große Geschichte des Schweizer Sauber-Rennstalls zu Ende gegangen ist. In Hinwil lebt das Erbe von Firmengründer Peter Sauber, der einst Mercedes und BMW in den Top-Motorsport gebracht hat, zwar weiter, aber künftig eben als Audi F1.

Die Erwartungen für die kommende Saison werden dadurch eher noch größer. Die neue Zeitrechnung in der Königsklasse schließt damit nahtlos an die Abrechnung von 2025 an: Die Formel 1 elektrisiert wieder.