In einer so körperbetonten Sportart wie American Football gehören Gehirnerschütterungen fast schon zur Normalität. Woche für Woche knallen die Spieler mit ihren Helmen zusammen, sodass es immer wieder zu Kopfverletzungen kommt.
Um ihre Spieler besser zu schützen, gibt es seit einigen Jahren das sogenannte Concussion Protocol zur Überwachung von Gehirnerschütterungen. Doch wie genau funktioniert das gesamte Prozedere? Und wie kommt man aus dem Protokoll wieder raus?
Was bedeutet das Concussion Protocol?
Das Concussion Protocol ist eine Reaktion auf die gestiegene Sensibilität gegenüber Kopfverletzungen im American Football. Es bietet einen verbindlichen Rahmen, der sicherstellen soll, dass Symptome nicht übersehen und Entscheidungen über eine Rückkehr ausschließlich medizinisch getroffen werden. Im Mittelpunkt steht eine standardisierte Beurteilung von Spielern nach möglichen Gehirnerschütterungen.
Seit wann gibt es das Concussion Protocol?
Die NFL beschäftigt sich schon seit langer Zeit mit dem Thema Gehirnerschütterungen. 1994 wurde das Mild Traumatic Brain Injury (MTBI) Komitee gegründet, nachdem unter anderem der damalige Quarterback der Dallas Cowboys, Troy Aikman, zahlreiche Kopfverletzungen erlitten hatte.
Das Komitee wurde 2010 schließlich in das Head, Neck and Spine Committee umbenannt, welches ein Jahr später schließlich das Concussion Protocol implementierte. Seither wird es Jahr für Jahr evaluiert und an den neusten Standard der Forschung angepasst.
Wie kommt man in das Concussion Protocol?
Während jedes NFL-Spiels beobachten zwei unabhängige Spotter das Geschehen aus erhöhter Position, ein weiterer beobachtet die Übertragung. Sie alle achten auf Kopfkontakte, untypische Bewegungsabläufe oder andere Hinweise für eine mögliche Gehirnerschütterung.
Besteht der Verdacht auf eine entsprechende Verletzung, wird der Spieler unverzüglich vom Team in das medizinische Zelt an der Seitenlinie geführt. Dort erfolgt eine erste Untersuchung in einem blauen, medizinischen Zelt, bei der geprüft wird, ob sogenannte "No-Go-Symptome" vorliegen. Dazu zählen Bewusstseinsverlust, Orientierungslosigkeit, grobmotorische Instabilität, Verwirrtheit, Amnesie, Abwehrreaktion und Aufprallkrampf.
Wird eines dieser Symptome festgestellt, ist eine Rückkehr ins laufende Spiel ausgeschlossen. Der Spieler wird anschließend in die Kabine gebracht, wo neben dem medizinischen Personal der Mannschaft auch ein unabhängiger Neurotrauma-Berater hinzugezogen wird.
Wie wird der NFL-Spieler nach dem Spiel wegen einer Gehirnerschütterung untersucht?
In der Kabine erfolgt eine umfassende neurologische Untersuchung. Dabei wird erneut auf Symptome, kognitive Einschränkungen und andere Indikatoren für eine Gehirnerschütterung geprüft. Erst nach dieser Bewertung entscheidet das medizinische Team gemeinsam mit dem unabhängigen Experten, ob das vollständige Concussion Protocol eingeleitet wird.
Wie kann man das Concussion Protocol wieder verlassen?
Nach einer bestätigten Gehirnerschütterung beginnt ein mehrstufiger Rückkehrprozess. Zunächst folgt eine Phase der Ruhe, in der der Spieler körperliche und geistige Belastungen reduzieren muss. Anschließend startet er unter medizinischer Aufsicht mit leichten aeroben Übungen und ersten Gleichgewichtstests.
Darauf baut eine Phase mit football-spezifischen, aber kontaktlosen Trainingseinheiten auf, die zeitlich und in der Belastung begrenzt sind. In einer weiteren Stufe folgen positionsspezifische Bewegungsabläufe wie Werfen, Laufen oder Fangen - weiterhin ohne Körperkontakt -, ergänzt durch neurokognitive Tests und erneute Gleichgewichtsuntersuchungen, die ohne Auffälligkeiten bestanden werden müssen.
Erst wenn diese Schritte erfolgreich abgeschlossen sind und sowohl der Mannschaftsarzt als auch der unabhängige Neurotrauma-Berater eine vollständige Genesung bestätigen, erfolgt die Freigabe für die volle Teilnahme am Training und letztlich am Spielbetrieb.
Welche Folgen hat ein Verstoß gegen das Concussion Protocol?
Die NFL sanktioniert Teams, die das Protokoll nicht korrekt anwenden. Verstöße können zu erheblichen Geldstrafen oder sogar zum Verlust von Draft Picks führen. Damit soll gewährleistet werden, dass medizinische Standards verbindlich eingehalten und Entscheidungen nicht aus sportlichen Gründen beschleunigt werden.
Zuletzt haben die New York Giants deswegen eine saftige Strafe bekommen. Sie verstießen gegen die Vorgaben, da sowohl der damalige Head Coach Brian Daboll als auch Running Back Cam Skattebo ihren Kopf während der Behandlung von Quarterback Jaxson Dart in das blaue Zelt gesteckt haben, was die Liga als mögliche Beeinflussung wertete.
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