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New England Patriots: Die neue, alte Erfolgsformel

kicker

Die Buffalo Bills, Miami Dolphins und New York Jets sind in diesen Tagen wirklich nicht zu beneiden. Schienen sie mit dem Abgang von Tom Brady und dem späteren NFL-Rücktritt von Bill Belichick endlich dem Würgegriff der New England Patriots entflohen zu sein, droht sich der Griff aus Neu-England bereits nach wenigen Jahren wieder zu festigen. Insbesondere die Bills, ihrerseits noch ohne Super-Bowl-Erfolg, dürften sich nach einer eigenen Ära der AFC-East-Dominanz gesehnt haben.

In der Realität finden sich Josh Allen und co. in dieser Saison allerdings in einer allzu bekannten Position wieder - hinter den Patriots. Denn ja, es scheint - jedenfalls aktuell - als befänden wir uns auf der Türschwelle einer neuen Zeitrechnung, in welcher New England mal wieder zu den stärksten Teams der Liga zählt; mit einer Bilanz von 9-2, einem ansehnlichen Offensiv-Football und den richtigen Eckbausteinen. Doch während der Rest der Division seufzt, ist zu konstatieren, dass die Erfolgsformel der Patriots ebenso wenig geheimnisvoll wie innovativ ist.

Vieles steht und fällt mit dem Quarterback

Wenig überraschend ist eine, vielleicht sogar die wichtigste Komponente dieser Formel: die Quarterback-Position. Denn während der 23-jährige Drake Maye in seiner ersten Profisaison zwar vielversprechende Ansätze gezeigt, aber auch viel Luft nach oben gelassen hat, hat er sich in dieser Saison zweifelsohne als Franchise-Quarterback in New England etabliert. Von einer Persönlichkeit, die ebenso in die Region passt, wie sie Anführerqualitäten offenbart, über eine sportliche und menschliche Reife, wie sie für einen Spielführer unabdinglich ist, bis hin zu den spielerischen Fähigkeiten, die einen guten von einem sehr guten Quarterback unterscheiden, führt Maye die Offense in New England an.

Und während man im Office der New York Giants, wo man vor zwei Jahren bereit war, mehrere Erstrundenpicks aufzugeben, um Maye nach East Rutherford draften zu können, nur hoffen kann, dass sich Jaxson Dart in eine ähnliche Richtung entwickelt, plottet man bei den Patriots bereits, wie man das Talent von Maye weiter füttert, um vielleicht schon sehr, sehr bald wieder um die Krone der NFL mitzuspielen.

Dabei keinesfalls außer Acht zu lassen, ist, dass man in der Offense der Patriots vergebens nach den ganz großen Namen sucht. Ein Wide-Receiver-Kern, in welchem ein in die Jahre gekommener Stefon Diggs noch der Bekannteste ist, und ein Runningback-Raum, in dem die größten Hoffnungen auf einem Rookie ruhen, dürften vor Saisonbeginn nur wenigen Teams wirklich Sorge bereitet haben.

Mittlerweile zeigt sich jedoch eindrucksvoll, dass der "Patriots way" kein von Ex-Cheftrainer Belichick besessenes Credo ist, sondern schlichtweg die Art und Weise, wie in Foxborough operiert wird: Es werden nicht zwangsläufig große Namen verpflichtet. Auch dann nicht, wenn der Glaube, dass der Rookie-Quarterback - auf einem günstigen Vertrag spielend - der Richtige ist. Stattdessen werden die richtigen Persönlichkeiten verpflichtet. Spieler, die ebenso wissen, wie sie ihre Rolle ausfüllen müssen, wie sie das große Ganze innerhalb der Franchise sehen. In der Folge steht in New England ein Team auf dem Platz, kein Kollektiv aus Individualisten - und das funktioniert.

Mike Vrabel - ein Kulturschaffer

Daran hat auch Head Coach Mike Vrabel, seit dieser Saison im Amt, einen maßgeblichen Anteil. Der 50-Jährige mit Patriots-Vergangenheit kam mit dem Ruf nach New England, eine Kultur etablieren zu können - seine Kultur. Dass diese dabei kompatibel mit der Herangehensweise der Patriots ist, ist der Schlüssel zum Erfolg.

Denn ähnlich wie bei den Tennessee Titans, wo Vrabel zuvor als Head Coach erfolgreich arbeitete, genoss er auch im Lockerroom der Patriots von Beginn an das nötige Standing, um erfolgreich zu sein. Ja, Spieler spielen ihre Rolle und sehen das große Ganze; aber nur, wenn sie demjenigen, für den sie das tun, vertrauen. Und der 50-jährige Vrabel, selbst einst als Spieler in der NFL gewesen, genießt das.

Beispiele wie DeMeco Ryans in Houston oder Dan Campbell in Detroit zeigen: War der Cheftrainer selbst NFL-Spieler, haben sie ein anderes Standing in der Umkleidekabine. Spieler fühlen sich "anders" gesehen als von Theoretikern und jenen, die den Sport zwar bis in das kleinste Detail verstanden haben, denen das Gefühl, wie es einem am Montag nach einem Spieltag geht, unbekannt ist. Mike Vrabel schafft es bis dato, seine Spielphilosophie in perfekte Harmonie mit der DNA der Patriots zu kombinieren. Die Art, wie Vrabel sein Team coacht, plus die Art und Weise, wie alle anderen Personen in der Franchise arbeiten - das passt.

Die nächste Patriots-Dominanz? Nicht so schnell!

Mit 9-2 haben die Patriots aktuell den besten Record in der NFL. Mit Drake Maye haben sie den Quarterback der Zukunft, mit Mike Vrabel augenscheinlich den dazu passenden Cheftrainer. Zählt man noch Schlüsselspieler wie Christian Gonzalez oder andere hinzu, möchte man als Anhänger eines anderen Teams nun die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und rufen: "Bitte nicht schon wieder!"

Doch so weit sind wir noch nicht. Die Patriots beweisen lediglich, dass ein ruhiges Umfeld und kluge Personal-Entscheidungen auf den richtigen Positionen (die übrigens auch kein Geheimnis sind) nach wie vor der Schlüssel zum Erfolg sind. Was sich der Rest der Liga fragen sollte ist, wieso es immer wieder den gleichen Teams gelingt, diesen Schlüssel zu finden, während sie selbst seit Jahren, in manchen Fällen sogar Jahrzehnten, erfolglos danach suchen.