Der Rauswurf von Brian Kelly entwickelt sich für LSU zu einem handfesten Skandal. Aus einer sportlichen Enttäuschung ist ein millionenschwerer Rechtsstreit geworden, der die Universität in Erklärungsnot bringt. Nachdem sich beide Seiten über mögliche Vergleichszahlungen nicht einigen konnten, versucht LSU nun offenbar, die hohe Abfindung zu umgehen und stellt plötzlich sogar die Rechtmäßigkeit der ursprünglichen Entlassung infrage.
Vertragsstreit eskaliert
Was als gewöhnlicher Trainerwechsel begann, entwickelt sich für die Louisiana State University zu einem juristischen Fiasko. Brian Kelly, im Oktober nach vier Saisons und einer Bilanz von 34:14 entlassen, fordert die volle Auszahlung seiner vertraglich zugesicherten Abfindung - rund 54 Millionen US-Dollar. Der 64-Jährige war 2022 mit einem Zehnjahresvertrag über 95 Millionen Dollar aus Notre Dame nach Baton Rouge gewechselt.
Laut Dokumenten, die der Baton Rouge Advocate einsehen konnte, bot LSU zunächst 25 Millionen als Einmalzahlung, später 30 Millionen in zwei Raten - jeweils mit Verzicht auf eine spätere Anrechnung anderer Einkünfte. Kelly lehnte ab. Seine Anwälte setzten der Universität daraufhin eine Frist bis Montagabend, um die vollständige Zahlung schriftlich zu bestätigen.
LSU ändert Darstellung: "Kündigung mit Grund"
Statt einer Bestätigung kam jedoch die Kehrtwende: In einem Gespräch am Montag teilte LSU Kellys Vertretern mit, dass er "nicht formell entlassen" worden sei. Zudem habe man nun Gründe für eine Kündigung "aus wichtigem Grund" gefunden - ein Schritt, der die Zahlungsverpflichtung aufheben würde.
Kellys Anwälte reagierten umgehend und reichten eine Klage auf Feststellung der Vertragsbedingungen beim Bezirksgericht von East Baton Rouge ein. Darin fordern sie die Anerkennung der Entlassung ohne Ursache, wie sie ursprünglich kommuniziert worden war. "LSU hat nie behauptet, dass Coach Kelly aus wichtigem Grund entlassen wurde - bis jetzt", heißt es in der 48-seitigen Klageschrift.
Die Universität soll nun geltend machen, dass der damalige Athletic Director Scott Woodward keine Befugnis gehabt habe, Kelly zu kündigen oder Vergleichsangebote zu machen. Kellys Seite widerspricht: Sowohl Woodward als auch sein Nachfolger Verge Ausberry seien bei den Gesprächen anwesend gewesen.
Kelly selbst hält sich seit der Klage öffentlich zurück. Seine Anwälte betonen jedoch, dass der Coach weiterhin "offen für eine faire Einigung" sei - sofern LSU die vertraglichen Verpflichtungen anerkennt.
Politischer Druck und teure Altlasten
Die Auseinandersetzung hat längst eine politische Dimension. Louisianas Gouverneur Jeff Landry kritisierte Woodward scharf für den "einseitigen Vertrag", der LSU mit Millionen belaste. Nur Tage nach der Entlassung Kellys musste Woodward zurücktreten. "Wir haben jetzt eine 53-Millionen-Dollar-Belastung - das darf sich nicht wiederholen", sagte Landry damals.
Woodward hatte schon zuvor an anderer Stelle für Schlagzeilen gesorgt: Als Athletic Director bei Texas A&M verantwortete er den Vertrag von Jimbo Fisher, dessen Entlassung 2023 den Aggies über 76 Millionen Dollar kostete - die höchste Abfindung in der Geschichte des College Football.
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