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Wie Andy Reid die Kansas City Chiefs jetzt auf den Playoff Run vorbereitet

kicker

Nach neun Wochen steht Kansas City vor einer echten Bewährungsprobe. Die Offense zeigt zwar immer wieder ihr enormes Potenzial, findet aber zu selten über längere Phasen in einen stabilen Rhythmus. Aktuell liegt man bei den Third Downs und der Effizienz in der Red Zone zwar im Liga-Mittelfeld, allerdings fehlt es zunehmend an Konstanz. Zwar suchen Patrick Mahomes und seine Receiver regelmäßig die Verbindung über den tiefen Ball, doch zu selten entstehen daraus nachhaltige Drives, die zu mehr Spielkontrolle beitragen.

Auch die Defense zeigt immer wieder starke Phasen, doch im Pass Rush fehlt häufig der letzte Zugriff, ebenso wie präzises Timing beim Tackling im Backfield. Positiv ist hingegen die Entwicklung der Special Teams, die sich nach einem wackligen Start stabilisiert haben. Die Bye Week kommt daher zur rechten Zeit: eine Phase zum Durchatmen, Regenerieren und mentalen Reset.

Andy Reid: Das ist seine To-Do-Liste für die Bye Week

Für Andy Reid ist die Bye Week mehr als Erholung, sie ist Analysephase und seit Jahren ein Baustein seines Erfolgs. Mit einer beeindruckenden Karrierebilanz von 22-4 nach Bye Weeks in der Regular Season gilt Reid als Meister der Selbstkorrektur. Besonders bemerkenswert: War der Gegner in der Woche zuvor im Einsatz, liegt Reids Bilanz sogar bei 21-2.

Seine Teams starten nicht immer perfekt, finden aber fast immer nach der Pause ihren Rhythmus für den Schlussspurt. Auch diesmal markiert diese Woche den Zeitpunkt, an dem sich entscheidet, ob der Weg in der Division erneut über Patrick Mahomes und die Kansas City Chiefs führt. Doch was sind die größte Punkte auf seiner To-Do-Liste?

Third-Down-Effizienz optimieren

Zu viele Drives enden in langen Third-Down-Situationen, weil die frühen Downs zu konservativ angegangen werden. Das erhöht den Druck auf Mahomes und produziert erzwungene Würfe.

Nach der Bye Week müssen die Abläufe klarer und zielstrebiger werden: schnellere Reads, mehr Rhythmus im Kurzpassspiel und gezielte Draws mit dem Running Back. Wide Receiver Rashee Rice sollte mit klar definierten Hot Routes stärker eingebunden werden, um Blitzes sofort zu bestrafen und so einfache Yards zu generieren. Ziel: öfter Short-Yardage-Situationen kreieren, dann kehren Ruhe und Rhythmus zurück.

Mehr Durchschlagskraft in der Red Zone

Das Spiel in Buffalo hat erneut gezeigt, wo Nachholbedarf besteht: drei Chancen vor der Enzone, kein Touchdown, nur ein Field Goal. Zu wenig für ein Team mit Mahomes.

In der Bye Week bieten sich Anpassungen an: mehr Formationen mit Travis Kelce und Noah Gray, mehr Motion vor dem Snap und weniger leere Sets. In engen Räumen braucht es klare Power- oder Timing-Konzepte und deren konsequente Umsetzung.

Explosivität im vertikalen Passspiel

Das Passspiel der Chiefs folgt in dieser Saison häufig dem Prinzip "alles oder nichts". Zwar bringen Xavier Worthy und Marquise Brown das nötige Tempo mit, doch die Offense nutzt diese Geschwindigkeit bislang zu einseitig.

Statt den Raum gezielt und variabel zu bespielen, sucht Kansas City zu oft den tiefen Ball und verliert dabei Rhythmus und Balance. Hinzu kommt, dass viele Defenses konsequent auf Man Coverage setzen und die Chiefs-Receiver über weite Strecken des Spiels erfolgreich neutralisieren.

So enden viele Drives, weil zu früh auf das Big Play gesetzt wird, anstatt sich mit kurzen und mittleren Pässen geduldig über das Feld zu arbeiten. Reid dürfte die tiefen Pässe gezielter dosieren und mit mehr Inbreaking Routes, Option Routes und Screens kombinieren, um Defenses in die Breite zu ziehen und den eigenen Rhythmus zu stabilisieren.

Das Laufspiel ausbalancieren

Ohne Isiah Pacheco fiel Kansas City phasenweise in alte Muster zurück: Bei Führungen wurde das Spiel nicht konsequent kontrolliert, Three and Outs kamen zu schnell. Mehr Balance entlastet Mahomes, zwingt Defenses aus leichten Boxen und hilft, die Game Clock zu managen.

Andy Reid weiß, dass das Laufspiel die Basis für offensive Stabilität ist. Isiah Pacheco bringt mit seiner Explosivität und Aggressivität zwar enormen Wert für das Team, bleibt jedoch gesundheitlich ein Risiko. Schon in der vergangenen Saison verpasste er mehrere Spiele, und auch in diesem Jahr kämpft er erneut mit Blessuren. Seine kompromisslose, physische Spielweise fordert ihren Tribut, deshalb müssen die Chiefs Wege finden, ihn gezielt zu entlasten und die Verantwortung im Laufspiel breiter zu verteilen.

Hinter Isiah Pacheco stehen mit Kareem Hunt, Clyde Edwards-Helaire, Rookie Brashard Smith und Elijah Mitchell mehrere Alternativen bereit, doch keiner von ihnen kann Pachecos Physis ersetzen. Kareem Hunt überzeugt vor allem in kurzen Distanzen, Clyde Edwards-Helaire fehlt weiterhin die Explosivität, und Rookie Brashard Smith befindet sich noch in der Entwicklung. Rätselhaft bleibt, warum Elijah Mitchell bislang keine Snaps sieht, zumal er in San Francisco mehrfach bewiesen hat, dass er in Zone und Gap Schemes zuverlässig und produktiv agieren kann.

Verzicht auf Deadline Deal: strategische Ruhe oder verpasste Chance?

Hinzu kommt, dass das Front Office um General Manager Brett Veach kurz vor der Trade Deadline offenbar bereit war, einen Viertrundenpick für Jets Running Back Breece Hall zu investieren. Der Deal kam letztlich nicht zustande, weil New York mindestens einen Drittrundenpick forderte - zu viel für die Chiefs. Diese Maßnahme zeigt jedoch, dass die Verantwortlichen die Tiefe auf der Position aktiv evaluiert haben.

Um die Offense wieder ins Gleichgewicht zu bringen, braucht es klare Strukturen und Vertrauen in das Laufspiel. Gezielte Scripted Runs in jedem Drive, mehr Under-Center-Formationen und das konsequente Ausnutzen leichter Boxen sollten fester Bestandteil des Gameplans sein. Jeder erfolgreiche Lauf zwingt die gegnerische Defense, konservativer zu verteidigen und verschafft Patrick Mahomes die entscheidenden Sekunden, um das Spiel zu lesen, zu kontrollieren und den Rhythmus zu bestimmen.

Mehr Pressure an der Line of Scrimmage

Chris Jones bleibt das Herzstück der Chiefs Defense, doch seine Dominanz hat in dieser Saison etwas an Strahlkraft verloren. Er ist nach wie vor ein gefährlicher und spielentscheidender Akteur, aber nicht mehr die unaufhaltsame Naturgewalt, die in den vergangenen Jahren regelmäßig ganze Offensive Lines überrollte.

Die ständigen Double Teams zeigen Wirkung. Chris Jones zieht weiterhin viel Aufmerksamkeit auf sich, doch genau das führt immer häufiger dazu, dass der Druck im Zentrum verpufft, wenn die Edge Rusher ihre Duelle nicht schnell genug gewinnen. Ohne Unterstützung von außen verliert der Pass Rush an Effektivität und gegnerische Quarterbacks bekommen zu viel Zeit in der Pocket.

Ein weiteres Problem: Mit Felix Anudike-Uzomah und Rookie Omarr Norman-Lott fallen gleich zwei wichtige Rotationsspieler verletzungsbedingt für den Rest der Saison aus. Als Alternativen setzt Kansas City traditionell auf Erfahrung innerhalb des Schemas, was die Rückholaktionen von Derrick Nnadi und Mike Pennel deutlich machen. Ein möglicher Trade für einen Edge Rusher, der sofort hätte helfen können, wurde offenbar aus Kostengründen nicht weiterverfolgt.

Defensive Coordinator Steve Spagnuolo muss nun mit dem vorhandenen Personal nach Lösungen suchen. Variablere Stunts, gezielte Simulated Pressures und eine breitere Rotation sollen den Pass Rush weniger berechenbar machen und für mehr Flexibilität sorgen. Das Ziel ist klar: Der gegnerische Quarterback soll wieder konstant unter Druck stehen, ohne dass Chris Jones dabei überlastet wird.

Feintuning in der Secondary

Besonders im offenen Feld offenbarte das Defensive Backfield zuletzt wiederkehrende Probleme im Timing beim Tackling. Häufig lag das an physischen Missmatches in der Secondary, wodurch gegnerische Receiver zu viele Yards after Catch erzielen konnten. Der Abgang von Justin Reid und sein physisches Spiel werden vom aktuellen Personal bislang nur unzureichend kompensiert.

Spagnuolo steht nun in der Pflicht, die Bye Week zu nutzen, um an den grundlegenden Details zu arbeiten. Saubere Technik, präzise Pursuit Angles und eine klare Kommunikation zwischen Linebackern und Secondary müssen wieder zur Selbstverständlichkeit werden.

Die Wochen der Wahrheit

Nach der Bye Week beginnt für die Kansas City Chiefs die entscheidende Phase der Saison. Acht Spiele stehen noch aus: zunächst gegen die Denver Broncos, dann die Indianapolis Colts, das Thanksgiving-Duell bei den Dallas Cowboys sowie Partien gegen die Houston Texans, Los Angeles Chargers, Tennessee Titans, erneut Denver und zum Abschluss gegen die Las Vegas Raiders.

Trotz des 5-4-Records nach der Niederlage in Buffalo bleibt die Ausgangslage ordentlich. Laut aktuellen Projektionen liegt die Playoff-Chance bei 78 Prozent, die Wahrscheinlichkeit auf den Divisiontitel bei 28 Prozent und die Titelchance bei 7 Prozent. Ein Endspurt mit sechs Siegen aus den letzten acht Spielen würde die Playoffs nahezu sichern, vier weitere Niederlagen dagegen das Aus bedeuten.

Auch in der AFC West ist der Spielraum geschrumpft: Gewinnt Kansas City alle verbleibenden Divisionsduelle, bleibt der Titel in Reichweite. Zwei Niederlagen gegen Denver hingegen würde die Serie von neun Division Titeln in Folge wohl beenden. Für Andy Reid und die Chiefs gilt daher: Nach der Bye Week beginnen die Wochen der Wahrheit. Das Team hat sein Schicksal noch selbst in der Hand, doch die Fehlertoleranz ist so gering wie selten zuvor.