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Warum Ludwigsburgs Höhenflug absurd wirkt - und trotzdem erklärbar ist

kicker

Die MHP RIESEN stehen plötzlich wieder dort, wo sie vor wenigen Monaten weit entfernt schienen: im oberen Drittel der Tabelle. Mit einer Bilanz von 5-2 hat sich die Mannschaft nach einem holprigen Saisonstart in die Spitzengruppe der BBL geschoben. Dass diese Entwicklung ausgerechnet in einer Phase kommt, in der die Schwaben gleich mehrfach improvisieren müssen, macht ihren Lauf nur noch bemerkenswerter. Denn eigentlich spricht fast alles dagegen, dass dieses Team so erfolgreich sein kann.

Die aktuelle Tabelle der BBL

Rein statistisch ist Ludwigsburg derzeit eine der größten Anomalien der Liga. Kein Team spielt weniger Assists als die RIESEN, die mit im Schnitt nur 12,7 Vorlagen abgeschlagen auf dem letzten Platz liegen. Gleichzeitig verlieren sie mehr Bälle als alle anderen Mannschaften (17,6 Turnover pro Partie) und treffen aus dem Zweierbereich so schlecht wie kaum ein Konkurrent. Doch all diese Schwächen stehen einem Fakt nicht im Weg: Ludwigsburg gewinnt Spiele. Und das oft dann, wenn die Bedingungen am schwierigsten sind.

Bestes Scoring-Trio der Liga

Der jüngste 88:84-Auswärtssieg in Hamburg war dafür ein Paradebeispiel. Es war kein schönes Spiel. Es war ein zähes Ringen, in dem sich die RIESEN durch jegliche Widerstände kämpfen mussten. Cheftrainer Mikko Riipinen erklärt den Kern dieses Teams so simpel wie treffend: "Wir waren nicht gut. Aber wir waren konzentriert. Wir waren da."

Ohne ihre etatmäßigen Spielmacher Stefan Smith und Johannes Patrick, die beide fehlten, übernahm Toms Skuja nach seiner Knöchelverletzung viel Verantwortung und lieferte mit seinen Minuten von der Bank wichtige Entlastung. Elijah Hughes überragte offensiv mit 25 Punkten, während Tray Buchanan in der Crunchtime die Nerven behielt. Und während die Towers am Ende mit der Energie der Verzweiflung noch einmal alles in die Waagschale warfen, blieb Ludwigsburg souverän genug, um ein Spiel zu gewinnen, das sie an vielen anderen Abenden verloren hätten.

Dass die RIESEN diese engen Partien derzeit so konsequent ziehen, liegt auch an ihrem starken Scoring-Trio. Tray Buchanan, Elijah Hughes und Stefan Smith gehören zu den produktivsten Offensivspielern der gesamten Liga und bilden gemeinsam das statistisch stärkste Dreiergespann der BBL. Alle drei erzielen mehr als 17 Punkte pro Spiel, ein Wert, den kein anderes Team in dieser Breite erreicht. Während Buchanan als sechstbester Scorer der gesamten Liga mit fast 19 Punkten pro Partie vorangeht, steht Hughes ihm mit 18,1 Zählern kaum nach. Smith, derzeit verletzt, steuerte vor seiner Pause 17,8 Punkte im Schnitt bei. Hinter diesem Trio fällt die offensive Produktion allerdings deutlich ab - und doch reicht die Qualität regelmäßig, um Spiele zu entscheiden.

Wie Veteran Polas Bartolo Ludwigsburg trägt

Der Erfolg hat aber nicht nur mit Punkten zu tun. Riipinen hat der Mannschaft seit seiner Amtsübernahme im Sommer eine Identität gegeben, die sich nicht über perfekte Abläufe definiert, sondern über Widerstandsfähigkeit. Ludwigsburg spielt selten fehlerfrei, aber fast immer mit maximaler Intensität. Riipinen spricht oft von "Mindset" und davon, im richtigen Moment präsent zu sein.

Ein zentraler Faktor dieser Mentalität ist der 40-jährige Kapitän Yorman Polas Bartolo. Der Deutsch-Kubaner spielt wie jemand, der nicht bereit ist, sich den Gesetzen des Alters zu beugen. In allen bisherigen Pflichtspielen stand er in der Startformation, spielt im Schnitt über 26 Minuten und liefert mit 9,3 Punkten nicht nur solide Zahlen, sondern vor allem Stabilität. Seine Professionalität: "Früher ins Bett gehen, mehr Fokus auf Ernährung, kaum Alkohol", wie er gegenüber der Bietigheimer Zeitung erklärte, ist beispielhaft für ein Team, das oft an seine Grenzen gehen muss. Der Kapitän führt nicht laut, sondern durch Konstanz und Verlässlichkeit.

Gesänge, Trommel und Spiderman in der Kabine

Was Ludwigsburg außerdem auszeichnet, ist eine Teamkultur, die im Alltag vielleicht unscheinbar wirkt, aber in entscheidenden Momenten zusammenhält. Seit dieser Saison feiert die Mannschaft jeden Sieg mit gemeinsamen Ritualen in der Kabine. Dabei wird zu einer Abwandlung des "Allez, allez"-Fangesangs gesungen, auf Schränken und Tischen getrommelt, oder seit Kurzem auch auf einer echten Trommel, die Fans der Barock Pirates zur Verfügung gestellt haben. Noch wichtiger ist die Weitergabe des XXL-Plüsch-Spidermans, der nach jedem Erfolg an den härtesten Arbeiter des Spiels geht. "Jede Rolle ist wichtig. Jeder sollte ein Superheld sein", sagt Riipinen.

Drei RIESEN im FIBA-Fenster aktiv

Auch abseits der BBL ist Ludwigsburg derzeit präsent. Drei Akteure sind im aktuellen FIBA-Fenster aktiv: Mikko Riipinen betreut Schweden als Headcoach, Toms Skuja läuft für Lettland auf, und Forward Brandon Tischler wurde erstmals ins Trainingscamp der deutschen Nationalmannschaft berufen. Dass ein Klub, der in dieser Saison nicht europäisch spielt, dennoch so stark im Nationalmannschaftsfenster vertreten ist, zeigt, wie viel individuelle Qualität im Kader steckt.

Ludwigsburg geht damit mit berechtigtem Selbstvertrauen in die Länderspielpause. Nach vier Siegen in Serie wartet am 6. Dezember direkt das nächste Highlight: das Heimspiel gegen Überraschungsteam Trier. Es ist eine Partie, die über die aktuelle Form hinaus zeigt, wohin die Reise der RIESEN in dieser Saison gehen kann. Und so chaotisch, wild und unkonventionell dieses Team oft spielt, eines haben sie den meisten Konkurrenten voraus: Sie wissen, wie man schwierige Spiele gewinnt.

Der Kader des Welt- und Europameisters für die WM-Qualifikation

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