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Aus Rückschlägen gereift: Hat Deisenhofen das Zeug zum Titelkandidaten?

kicker

Im gehobenen Amateurfußball der Bayernliga gibt es in den Kadern zum Saisonende oft eine gewisse Fluktuation: Während Talente gerne nach oben streben, ist der Aufwand für viele Berufstätige ein Spagat aus Arbeit und Training. Nicht selten steht folglich eine zweistellige Anzahl an Abgängen einer ebenso großen Schar an Neuen gegenüber.

Nicht so beim FC Deisenhofen: Der hatte mit Michael Vodermeier (Karriereende) und Alex Mehring (TSV Buchbach) nur zwei Abgänge zu verkraften. "Uns verlässt man eben nicht einfach so", schmunzelt Trainer Andreas Pummer ob der Kontinuität in den eigenen Reihen.

Selbst Vodermeier blieb dem Verein als Vorstand für Finanzen erhalten - und gab aufgrund eines Personalengpasses im Herbst sogar ein zweifaches Kurzcomeback. Apropos Comeback: Ein solches feierte auch der einzige externe Neue im Kader: Florian Schmid, der die Deisenhofer Jugend durchlaufen hatte und zugleich der Sohn des Präsidenten ist, kehrte aus Unterhaching zurück zu seinem Heimatverein. In den vergangenen beiden Jahren absolvierte der 25-Jährige bei der SpVgg sogar 25 Einsätze in der 3. Liga - der große Durchbruch wollte jedoch nicht gelingen. Beim FCD nahm man den verlorenen Sohn daher gerne auf - schließlich setzt der Verein aus dem Münchner Süden ohnehin am liebsten auf Akteure mit Stallgeruch.

Die jungen Wilden und eine erfahrene Achse

"Das ist schon ein Weg, der seinesgleichen sucht - aktuell läuft es da wirklich optimal", lobt der Coach seine junge Elf, die seit Jahren von der Durchlässigkeit aus der Bayernliga-U-19 sowie der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga profitiert. Beste Beispiele dafür sind aktuell Leo Edenhofer (21 Jahre), der "nochmals eine sehr gute Entwicklung genommen hat und als absoluter Stammspieler" glänzt. Dazu "Schorschi" Jungkunz (21), der "hervorragende Partien" absolviert hat und erneut auf dem Weg zu 30 Saisonspielen ist. Oder Noah Semmler (20), der schon seine dritte Herrensaison absolviert und der Truppe als "Schlitzohr in der Offensive" hilft.

„Solche Jungs geben uns Stabilität in schwierigen Phasen.“ (Andreas Pummer)

Ganz ohne Routine funktioniert es allerdings auch in Deisenhofen nicht: Mit Tobias Nickel (31), Leon Müller-Wiesen (32) sowie Ex-Profi Yasin Yilmaz (36) stehen ebenso einige erfahrene Haudegen im Kader, die gemeinsam mit Rückkehrer Schmid und dem zum Sechser umfunktionierten Valentin Köber (27) die zentrale Achse bilden: "Solche Jungs geben uns Stabilität in schwierigen Phasen. Diese Rollenverteilung harmoniert sehr gut, sodass jeder seinen Platz kennt. Dadurch entwickeln wir uns sichtbar richtig gut", sieht der Trainer derzeit ein nahezu perfektes Gesamtpaket bei seiner Mannschaft.

"Lehrreiche Partien" im ersten Saisondrittel

Deren Entwicklung ist tatsächlich augenscheinlich - und relativ einfach anhand der Ergebnisse belegbar: Nach dem Auftaktsieg gegen Türkspor Augsburg folgte nur ein Sieg aus den nächsten sieben Partien. Somit stand Platz 11 nach acht Spieltagen in der Statistik, obwohl Pummer die Startphase der Spielzeit nicht einmal so kritisch sieht: "Unser Auftaktprogramm war nicht ohne. Letztendlich waren wir nur in Gundelfingen (1:5) und in Kirchanschöring (1:4) nicht auf Augenhöhe und sind dementsprechend unter die Räder gekommen. In beiden Partien war der Gegner einfach cleverer und effizient vor dem Tor. Und doch sind beide Spiele sehr wertvoll, weil unsere junge Abwehrreihe jeweils ihre Lehren gezogen hat", lautet das Fazit des Übungsleiters.

Und dann wäre da noch das verrückte Spiel in Nördlingen: 3:0 führte der FCD dort nach 85 Minuten - nur um nach drei Gegentoren in der Schlussphase lediglich mit einem Zähler nach Hause zu fahren. "Eine Woche später in Ismaning führen wir 2:0 - und fangen uns wieder in der Nachspielzeit den Ausgleich. Auch die beiden Partien waren lehrreich", schmunzelt der erfahrene Coach ob der schmerzhaften Punktverluste.

Gefestigte Auftritte bringen Rang 3

Jene Niederschläge motivierten das Team scheinbar ebenso - ab Mitte September wurden acht von zehn Partien gewonnen. In die Winterpause zog die Truppe um Kapitän Müller-Wiesen sogar mit fünf Siegen am Stück ein. Laut Pummer eine Mischung aus mehreren Faktoren: "Die Trainings haben gefruchtet und die Videoanalysen geholfen. Ab einem gewissen Zeitpunkt waren wir gefestigter und haben die Spiele gezogen."

Ob souverän gegen den Abstiegskandidaten aus Kottern (3:0), dreckig auf schwierigen Platzverhältnissen in Augsburg (1:0) oder gegen die Spitzenteams aus Pipinsried und Erlbach (je 2:1) - der Sieger hieß zuletzt stets Deisenhofen. "Besonders freut mich, dass wir im Topspiel gegen Erlbach einen guten Jahresabschluss geschafft haben. Wir stehen somit super da", urteilt der 43-Jährige über die bisherige Halbserie. Die beschließt der FCD auf Rang 3 liegend und mit fünf Zählern Rückstand auf das Führungsduo aus Landsberg und den Junglöwen aus München. Bei einer Nachholpartie in der Hinterhand sowie den Rückspielen vor der Brust hat die Pummer-Elf jedoch selbst Platz 1 weiterhin in der eigenen Hand.

Verzichten muss die Truppe in der Rückrunde allerdings auf Paul Schemat, der mit sechs Treffern auf dem geteilten ersten Rang der internen Torjägerliste liegt. Doch auch der 22-Jährige verlässt den Verein nicht einfach so, sondern aus guten Gründen: Er hat einen Studienplatz in Wien erhalten. Aufgefangen wird der Abgang ganz im Stil des FC Deisenhofen: Intern - einer der jungen Wilden aus deinen eigenen Reihen wird schon in die Bresche springen.