Am Dienstagabend wird Manuel Neuer einem Spieler begegnen, den er sowohl in dessen schönster als auch in dessen schlimmster Stunde erlebt hat. Nur wie dieser Spieler genau heißt, bekam Neuer am Freitagabend, nach dem 4:0 gegen Bremen, nicht mehr sofort auf die Kette.
Luis? Luis Diaz? "Nicht Luis Diaz, oder?", fragte Neuer die vor ihm stehenden Reporter in den Katakomben der Münchner Arena und erntete ein vorsichtiges Doch-doch-Nicken, weil auch nicht sofort klar war, in welche Richtung der Torhüter da gerade steuerte. Also setzte Neuer weiter mit Luis Diaz an, bis er dann doch schnell korrigiert wurde: David Luiz! Ach so, darum ging es. "David Luiz, der spielt da."
So viel wusste Bayerns Kapitän also schon über den kommenden Gegner Pafos FC, mit dem er es am Dienstag zu tun bekommt. Und eben David Luiz, der im August nach vier Jahren in seiner brasilianischen Heimat doch nochmal nach Europa zurückgekehrt war, um auf Zypern Champions League zu spielen. Der inzwischen 38-jährige Innenverteidiger stand auf dem Platz, als Neuer und die Bayern 2012 gegen Chelsea das "Drama dahoam" erlebten. Und als Neuer und die deutsche Nationalmannschaft den Brasilianern 2014 deren Drama dahoam zufügten.
Und sonst so? Die Anfangsphase von Pafos' erstem Gruppenspiel gegen Olympiakos (0:0) habe er gesehen, berichtete Neuer. "Der Winger hat 'ne Rote Karte bekommen", Bruno Felipe, um genau zu sein. "Das war fußballerisch schwierig zu beurteilen, weil sie dann mit zehn Mann weitergespielt haben, aber an sich weiß man das so von Südländern, dass die meistens auch stark am Ball sind.“ Und dass diese Südländer natürlich auch versuchen würden, "zu Hause eine Überraschung zu landen."
"Auswärts ist es immer ein bisschen eine andere Kiste"
Das würden die Bayern natürlich gerne verhindern, gewarnt dürften sie gegen den krassen Außenseiter allemal sein, auch wenn die erste Videoanalyse erst am Sonntag stattfand. "Auswärts ist es immer eine spezielle Atmosphäre", weiß Joshua Kimmich. "Auswärts ist es immer ein bisschen eine andere Kiste, auch letztes Jahr in der Champions League hatten wir auswärts große Probleme."
Sehr große sogar, erinnert sei an das 0:1 bei Aston Villa, das 1:4 in Barcelona oder an das 0:3 in Rotterdam, nach dem Kimmich den Bayern sogar das Etikett Spitzenmannschaft abgesprochen hatte. "Dementsprechend werden wir auf jeden Fall wachsam und fokussiert sein", verspricht der Sechser und dürfte selbst mit anpacken dürfen.
Nach zwei Joker-Einsätzen beim 4:1 ins Sinsheim und beim jüngsten Heimerfolg gegen Bremen hat Kimmich seine leichte Erkältung überstanden und soll dem Bayern-Spiel die gewohnte Ordnung geben. Tom Bischof hat seine Aufgabe am Freitag zwar außerordentlich gut gelöst, bleibt aber nach wie vor der Herausforderer.
Harry Kane dagegen wird wie immer beginnen, zu gut ist der Toptorjäger gerade drauf. Und sowieso als Führungskraft nicht zu ersetzen. "Jedes Champions-League-Auswärtsspiel ist tough", sagt der 32-Jährige gewohnt professionell. "Wir werden uns ab Sonntag ihre Mannschaft ansehen und herausfinden, wo wir ihnen wehtun können, wo sie uns wehtun können und worauf wir achten müssen.“ Dann kann es ja loslegen. Mit Luis Diaz gegen David Luiz.