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Beichler lobt Moser und Co. - aber: "Der allergrößte Schritt steht noch bevor"

kicker

Herr Beichler, Österreichs U 17 steht bei der WM in Katar im Halbfinale. Mit dabei ist auch der eine oder andere Akteur aus der Red-Bull-Akademie bzw. von Ihrer Mannschaft in Liefering. Sind diese Erfolge Gesprächsthema in der Kabine?

Natürlich reden wir drüber, insbesondere über unsere Jungs. Das ist nichts Alltägliches, was die zurzeit leisten. Sie machen es sehr, sehr gut und wir schauen, dass wir alle Spiele schauen können - solange es sich nicht in irgendeiner Weise mit unseren Trainings oder Spielen überschneidet.

Wie stolz macht es Sie, dass da auch einige Ihrer Youngsters für derartige Furore sorgen?

Ich war mir ziemlich sicher, dass sie - und nicht nur unsere Jungs, sondern auch alle anderen - echt gut aufgestellt sind und einen sehr ordentlichen Eindruck machen. Es sind enorm viele Red-Bull-Spieler vertreten. Das ist dann einfach ein Zeichen, dass die Jungs gut arbeiten, wenn sie es international auf so einem Niveau auch zeigen können. Mich freut es in erster Linie für die Jungs selbst, weil es eine Erfahrung ist, die du nicht zehn Mal in deinem Leben haben wirst - bei einer WM teilzunehmen.

„Ich bin jetzt kein Fan von solchen Elfmetern. Wenn er ihn reinmacht, sage ich nichts, aber wenn er verschießt, habe ich ein Riesenproblem damit (lacht).“ (Liefering-Trainer Daniel Beichler über den Panenka-Elfer von Johannes Moser bei der U-17-WM)

Ein Spieler, der besonders im Fokus steht, ist Johannes Moser. Vor allem sein Panenka-Elfer gegen Tunesien hat für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Wie tickt er denn abseits des Platzes?

Ich glaube schon, dass er im positiven Sinn ein frecher Typ und ein Schlitzohr ist. Speziell als offensiver Spieler wäre es auch gut, wenn du das mitbringst, weil du sowas einfach auch brauchst, um schlussendlich auch kreative Momente nicht nur zu haben. Unter uns gesprochen: Ich bin jetzt kein Fan von solchen Elfmetern. Wenn er ihn reinmacht, sage ich nichts, aber wenn er verschießt, habe ich ein Riesenproblem damit (lacht). Aber dieser Elfmeter spiegelt irgendwie seinen Charakter wider, dass er sich so etwas zutraut. Es ist auch so, dass er schon relativ viel bei uns gespielt hat und auch da - im positiven Sinn - eine gewisse Leichtigkeit in seinem Spiel hat. Bei uns tritt er aber noch ein Stück weit demütiger auf, weil er da einer der Jüngsten ist. Da hat er dann auch die emotionale Reife und Intelligenz, dass er weiß, dass er sich hier einfach noch ein Standing erarbeiten muss.

Bei aller Euphorie geht oft unter, wie stabil die Defensive ist. Österreich hat nur ein Gegentor in sechs Spielen kassiert. Teil der Abwehrkette ist auch Kapitän und Liefering-Akteur Jakob Pokorny ist. Wie bewerten Sie seine Auftritte bis dato?

Sehr gut. Er bringt eine enorme Reife für sein Alter mit, geht voran. Er hat Charakterzüge eines Leaders. Das unterscheidet ihn auch von Johannes, der eher mit Aktionen vorangeht und immer den Ball haben will. Jakob ist einer, der verbal vorangeht, der coachen kann und vor allem inhaltlich coachen kann. Seine Kommandos sind nicht nur "Gemma Burschen", sondern er sagt ganz konkret, was er von seinen Mitspielern braucht. Das hilft ihnen ungemein. Bei uns zeigt er das in den Trainingseinheiten noch ein bisschen zu wenig, das habe ich ihm auch gesagt. Aber das ist auch ein Stück weit natürlich, weil er gerade erst von der U 18 hochgekommen ist und da jetzt natürlich alles sofort in Grund und Boden coacht. Das ist völlig normal.

Schmerzhaft ist der Kreuzbandriss von Dominik Dobis. Wäre er jetzt schon ready gewesen für den nächsten Step in seiner Karriere?

Prinzipiell möchte ich erwähnt haben, dass ich es mega finde, wie die Jungs sich präsentieren, allerdings weiß ich auch, dass ihnen der allergrößte Schritt noch bevorsteht. Es ist eigentlich nur der Johannes aus unserer Sicht bei Red Bull, der im Erwachsenenfußball schon reingeschnuppert hat, der Jakob noch ein bisschen weniger. Auch wenn sie bei der U-17-WM gerade auf dem höchsten Niveau agieren, ist der Schritt nach oben für jeden nochmal ein großer. Es ist nicht gesagt, dass du, wenn du bei diesem Turnier groß auftrumpfst, automatisch ein Topspieler im Herrenbereich wirst.

Was Dominik betrifft, ist das enorm bitter. Das war eine total unscheinbare Situation und dass dann so eine Diagnose rauskommt, ist brutal. Wir haben noch nicht darüber geredet, dass Dominik der Nächste ist, der hochgezogen wird. Das ist immer von vielen Faktoren abhängig. Man muss aber auch sagen, dass er innerhalb der U-17-Auswahl einer der Jüngsten ist. Er hat beim Turnier einen sehr guten Eindruck gemacht und jetzt heißt es für ihn, so schnell wie möglich wieder fit zu werden. Und dann freuen wir uns, wenn er wieder da ist.

Jozepovic, Werner, Aleksic, Feldinger, Hofmann, Ganser - es gibt noch eine Reihe weiterer Akteure aus der Red-Bull-Schmiede, die in Katar dabei sind. Sind Sie mit U-18-Akademie-Trainer Danny Galm im Austausch über diese Spieler?

Was die U-17-WM betrifft, schauen wir natürlich drauf - aber eher oberflächlich. Wir gehen nicht jeden einzelnen Spieler im Detail durch, weil die Leistung bei diesem Turnier für uns nicht das einzige Kriterium sein wird. Wichtiger ist, wie sie sich nach dem Turnier wieder im Alltag präsentieren. Wir hoffen, dass das Turnier für unsere Jungs noch eine Weile dauert und danach werden sie wieder vollständig bei uns eingebunden sein - vor allem mit Blick auf das Frühjahr. Dann müssen sie sich täglich zeigen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Und klar, unabhängig von der U-17-WM sprechen wir immer wieder über einzelne Spieler, weil im Winter, im Frühjahr oder spätestens im Sommer einige wieder hochkommen werden. Dafür braucht es natürlich einen laufenden Austausch - auch mit Danny Galm.

Andreas Herzog hat unlängst kritisiert, dass das Nationalteam in den letzten Jahren wenig Unter-21-Jährige hervorgebracht hat und wohl ein heikler Generationenwechsel bevorsteht. Wie bewerten Sie die Situation?

Ich glaube, man muss das Thema differenziert sehen: Durch die Erfolge in der Ära Rangnick gab es im Nationalteam wenig Anlass für große Umbrüche, weshalb die Generation um Alaba sehr konstant vertreten war. Grundsätzlich haben wir in Österreich genug talentierte junge Spieler, aber der entscheidende Punkt ist, dass sie den Schritt in den Erwachsenenfußball schaffen - da sind uns manche Nationen voraus. Der Übergang könnte insgesamt besser gelingen, sowohl was Spielzeit als auch Betreuung betrifft. Trotzdem sehe ich kein strukturelles Talentproblem, im Gegenteil: Ergebnisse wie bei der U-17-WM, aber auch der jüngste Sieg der U 21 gegen Belgien zeigen, dass Qualität da ist. Wichtig wäre, diese Talente künftig noch konsequenter und nachhaltiger im Profifußball zu etablieren.