Magere zehn Punkte hat die BSG Chemie bislang auf dem Konto. Nur zwei Teams der Regionalliga Nordost stehen noch schlechter als die Leipziger - Eilenburg und Zehlendorf tummeln sich in der Tabelle hinter der BSG. Gegen jene beiden direkten Konkurrenten im Abstiegskampf muss Chemie jetzt ran - innerhalb von fünf Tagen. Und ausgerechnet jetzt müssen sie auf wichtige Schlüsselspieler verzichten.
Denn mit Stanley Ratifo (sechs Saisontreffer) und Mittelfeldspieler Valon Aliji sind zwei absolute Aktivposten und Stammspieler wegen der jeweils fünften Gelben Karte gesperrt. Zudem sind mit Maxime Langner, Robin Friedrich, Yehor Chyher und Tim Bunge weitere Akteure verletzt. Damit fällt fast die gesamte Offensive aus - und das bei einem Team, das ohnehin schon die wenigsten Tore der gesamten Liga erzielte.
Lediglich elf Tore erzielten die Leipziger, die jetzt nur noch Julius Hoffmann und Janik Mäder als gelernte Angreifer zur Verfügung haben. Und: Lasse Timpelan. Der 19-jährige Kicker lebt gerade seinen Traum, stand gegen Meuselwitz erstmals in der Startelf. Zwar ging das Spiel mit 0:2 verloren, doch für den Youngster geht es immer weiter voran. Er lässt sich allerdings auch nicht unter Druck setzen. Denn obwohl er der zweitjüngste Kicker im grün-weißen Kader ist, hat er schon eine Menge Rückschläge erlebt.
Widerstandsfähigkeit kann Chemie helfen
Zweimal wurde er bereits aussortiert und musste seine großen Erwartungen zurückschrauben. Als 13-Jähriger, der bei RB nicht mehr in die nächste Altersstufe wechseln durfte, erlebte er zum ersten Mal eine brutale Enttäuschung: "Das war nicht einfach anfangs, das konnte ich damals nicht verstehen", erinnert sich der in Braunschweig geborene Abiturient. Auch beim Halleschen FC wurde er nach anfänglich gutem Lauf in der U 19 nicht mehr eingesetzt: "Da habe ich nicht mehr viel gespielt."
Der junge Stürmer heuerte vor anderthalb Jahren bei der U 19 der BSG an und schaffte es innerhalb kürzester Zeit, zum Kader der ersten Mannschaft zu stoßen. "Da ist schon ein Traum wahrgeworden", freut sich der flinke Angreifer, "darauf arbeitet man doch hin, einmal vor einer solchen Kulisse auflaufen zu können."
„Druck hat man immer, aber mir macht das nicht so wahnsinnig viel aus.“ (Lasse Timpelan)
"Druck hat man immer, aber mir macht das nicht so wahnsinnig viel aus. Ein Fußballer muss damit klarkommen." Klingt reichlich abgeklärt für einen, der noch vor wenigen Monaten in der U-19-Landesliga kickte - woher kommt das? "Früher machte ich mir tatsächlich viele Gedanken. Ich habe dann ein paar Bücher zum Thema gelesen, die haben mir echt geholfen, mich damit auseinanderzusetzen und gelassener zu werden."
Wie es gehen kann, erlebte Timpelan am Montag beim TV-Studium des Länderspieles der Deutschen Nationalmannschaft. Als Debütant Assan Ouedraogo das 6:0 erzielte, erinnerte sich der Chemiker sofort: "Gegen den habe ich schon gespielt. Ich war bei RB, er bei Schalke. Toll zu sehen, wie weit man kommen kann!" Nun aber steht erst einmal der Klassenerhalt mit seinen Leutzschern in der Regionalliga auf dem Plan.