Fehlercode: %{errorCode}

"Das kann sich die UEFA so nicht mehr erlauben"

kicker

Frau Grings, Sie unterstützen den DFB bei der Bewerbung für die EM 2029. Mit wieviel Spannung blicken Sie auf Mittwoch, wenn die Entscheidung fällt?

Ich bin sehr gespannt, wie die Entscheidung ausfallen wird. Ich habe es damals im April 2023 miterleben dürfen, als ich Nationaltrainerin der Schweiz war und die Entscheidung verkündet wurde, dass die Schweiz die EM 2025 bekommt. Das war schon crazy. Alle haben sich ausgemalt, wie toll es wird, so ein großes Turnier im eigenen Land zu spielen. Von daher drücke ich ganz fest die Daumen, dass wir in Deutschland die EM 2029 ausrichten dürfen.

Was spricht aus Ihrer Sicht für Deutschland?

Die großen Stadien, mit denen alle Vorgaben der UEFA übererfüllt werden. Sieben von acht Stadien haben eine Kapazität von über 45.000 Zuschauern. Das ist ein großes Plus. Und ich bin auch überzeugt davon, dass diese Stadien voll sein werden. Das wird dann das Ziel sein.

„Die EM 2029 muss finanziell ein Gamechanger werden.“ ()

Wer wird der größte Konkurrent sein?

Viele sagen, dass das Duo Dänemark/Schweden der größte Konkurrent ist. Aber ich glaube, dass es Polen sein wird. In Osteuropa ist bislang noch kein großes Turnier ausgetragen worden. Und Skandinavien geht mit zu kleinen Stadien ins Rennen. Das reicht aus meiner Sicht nicht. Nach der EM in der Schweiz, die ein großer Erfolg war, entspricht das einfach nicht mehr dem, wo der Frauenfußball mittlerweile steht. Das kann sich die UEFA so nicht mehr erlauben. Die Turniere sollen zukünftig Geld einspielen. Das ist in Deutschland möglich. Die EM 2029 muss finanziell ein Gamechanger werden.

Ist es auch ein Vorteil, dass Deutschland schon nachgewiesen hat, so große Turniere ausrichten zu können?

Ja, das ist ein großer Vorteil und sehr hilfreich. Und die WM 2011 ist ja nun auch schon 14 Jahre her. Es ist also wieder an der Zeit. Und in Deutschland sind in letzter Zeit so viele Zuschauer-Rekorde gebrochen worden - das gibt es in diesem Ausmaß in anderen Ländern nicht.

Ist für Sie eine EM sportlich höherwertiger als eine WM?

Ich habe in meiner Karriere beides spielen dürfen - und habe beides geliebt. Ich finde eine Europameisterschaft einerseits stärker, weil ich Europa als Gesamtpaket stärker finde. Alle Weltfußballerinnen der vergangenen Jahre kamen aus Europa. Dennoch hat eine WM noch völlig andere Dimensionen, die man von außen vielleicht nicht so wahrnimmt. Beide Turnierformen sind einzigartig. Ich mag mich nicht festlegen.

„Der Anspruch muss auch sein, dass wir international wieder um Titel mitspielen“ ()

Für den deutschen Fußball waren die jüngsten Europameisterschaften in England 2022 und in diesem Jahr in der Schweiz die "Gamechganger". Sehen Sie das auch so?

Ja, mit den Erfolgen, auch wenn es keine Titel waren, ist der Frauenfußball in Deutschland sehr gewachsen. Wir sehen ja, wieviel aktuell in die Frauen-Bundesliga investiert wird und welche Vereine jetzt im Oberhaus vertreten sind - wie zum Beispiel der HSV oder Union Berlin. Der VfB Stuttgart und Borussia Dortmund wollen auch auf Sicht in die 1. Liga. Es wird immer attraktiver. Auch der DFB investiert. Aber der Anspruch muss auch sein, dass wir international wieder um Titel mitspielen. Deshalb war die EM 2022 extrem wichtig. Und in diesem Jahr hat die Mannschaft sehr viel Charakter gezeigt bei der EM. Und so selbstbewusst und arrogant sollte man schon sein, dass man 2027 bei der WM in Brasilien und 2029 wieder um den Titel mitspielen will - und auch kann. Das gilt auch in der Champions League. Wir wollen in Deutschland auch wieder dahin, wo wir mal waren.

Europameisterschaften sind heutzutage große Turniere. Wie war es 2005 und 2009 mit nur acht Mannschaften?

Verrückt, wie sich das entwickelt hat (lächelt). Und auch schön zu sehen. Das waren noch kleinere Turniere in England und Finnland. Heutzutage ist alles größer. Die WM 2011 in Deutschland hatte auch schon eine völlig andere Dimension. Aber ich fand es toll, dass wir so im Mittelpunkt gestanden haben, weil es ja auch das war, worauf wir hingearbeitet haben.

Wäre es ein Traum für Sie, bei einer EM oder WM als Trainerin dabei zu sein?

Ja, total. 2023 war ich ja als Trainerin der Schweizer Mannschaft in Australien und Neuseeland dabei. Es war großartig, sich mit den besten Mannschaften der Welt zu messen. Und genau da will ich wieder hin.

Interview: Gunnar Meggers