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Datteln, Deals und Profi-Visionen: Porz-Präsident Ebel plant den großen Sprung

kicker

Mario Ebel ist Unternehmer und Marktführer im Handel mit saudischen Datteln. Nun hat er eine weitere Rolle übernommen: Er ist der neue Präsident der SpVg. Porz. Doch warum engagiert sich ein international vernetzter Geschäftsmann im Amateurfußball? "Ich wurde gefragt", sagt Ebel schlicht. Sein Vorgänger Peter Dicke habe den Verein 15 Jahre lang stabil geführt, doch große Sprünge seien nie möglich gewesen. "Die Mittel flossen überwiegend in die erste Mannschaft, nicht in die Infrastruktur."

Ebel ist durchaus eine Figur, die polarisiert: Mit Fußball hatte er bislang nur am Rande zu tun. Er ist Mitglied bei Dynamo Dresden, seinem Heimatverein, ansonsten jedoch kein aktiver Fußballmann. Den Bezug zu Porz aber hat er längst gefunden: Seit 2002 lebt er hier und fühlt sich im Stadtteil zu Hause. Schon seit dreieinhalb Jahren unterstützt er die SpVg. Porz als Sponsor - bisher allerdings ohne großes Aufsehen. Das erregte der Lebensmittel-Unternehmer in Köln bislang eher mit seinen weiteren Engagementfeldern: Er mischte in den Anfangsjahren der AfD mit, war bei den Grünen, inzwischen ist er CDU-Mitglied, wo er jüngst bei seiner Kandidatur um den Kölner Stadtvorsitz an der langjährigen Bundestagsabgeordneten Serap Güler scheiterte. Medial Aufsehen erregte im Mai dieses Jahres sein Besuch in der russischen Botschaft im Zuge der Feierlichkeiten des "Tag des Sieges" über Nazi-Deutschland. Dort entstand auch ein Foto mit ihm und Egon Krenz, Honeckers Nachfolger und letzter Staatschef der DDR.

Austauschprogramm mit Saudi-Arabien?

Ebel ist einer von denen, die groß denken. Sein Ziel ist es, in Porz zunächst einen breiten Sponsorenpool aufzubauen - der Traum von der Regionalliga ist dabei fest im Blick. "Ich weiß, dass diese Liga teuer ist. Dafür braucht man Einnahmen von mindestens 800.000 bis 1,2 Millionen Euro", erklärt er. Auf LinkedIn ließ er sogar schon durchblicken, dass er langfristig auch von der 3. Liga träumt. Bereits jetzt laufen Gespräche über neue Sponsoren und Ausrüsterverträge. "Wir stehen mit mehreren Kölner Unternehmen und großen Konzernen im Kontakt. Es ist Zukunftsmusik - aber dahin will ich", betont Ebel. Zudem denkt der Präsident über eine Auslagerung der ersten Mannschaft in eine Spielbetriebs-GmbH nach, um Investoren langfristig beteiligen zu können.

Seine guten Kontakte nach Saudi-Arabien könnten dabei helfen. Ebel sinniert über ein Austauschprogramm, bei dem saudische Nachwuchsspieler in Porz spielberechtigt sein sollen - als gemeinsames Projekt mit der saudischen Fußball-Liga. "Ich kann mir ein Ausbildungscamp vorstellen, bei dem 16- bis 18-Jährige aus Saudi-Arabien in der Mittelrheinliga spielen. Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber realistisch", sagt er.

Im Dezember wird er wieder nach Saudi-Arabien reisen, will dort sein Konzept vorstellen. Kritische Stimmen zur Zusammenarbeit mit Partnern aus Saudi-Arabien aufgrund gravierender Menschenrechtsverletzungen im Land wischt er pauschal zur Seite: "Ich arbeite seit fünf Jahren mit Partnern in Saudi-Arabien zusammen und habe nur positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen dort sind gastfreundlich, respektvoll und verlässlich."

„Viele Vereinsheime sind marode, Umkleiden werden in Eigenleistung saniert. Von der Stadt kommt nichts.“ (Mario Ebel)

Große Visionen auf der einen, harter Amateurfußball-Alltag auf der anderen Seite: Denn Ebel muss die strukturellen Probleme seines Vereins beackern. "Wir sind nicht einmal Hauptpächter unserer Anlage und müssen den Kunstrasenplatz mit einem weiteren Verein teilen", kritisiert er. "Unsere Jugendmannschaften sind so groß, dass wir zeitweise auf andere Plätze ausweichen müssen. Die Infrastruktur entspricht eher Bezirksliga-Standards."

Ebel spart auch nicht mit Kritik an der Stadt Köln: "Für den Jugendfußball wird zu wenig getan. Viele Vereinsheime sind marode, Umkleiden werden in Eigenleistung saniert. Von der Stadt kommt nichts." Gemeinsam mit 24 weiteren Vereinen gründete er daher die Interessengemeinschaft Kölner Vereine, um den politischen Druck zu erhöhen. Gleichzeitig zeigt er sich hoffnungsvoll: "Ich hoffe, dass der neue Oberbürgermeister Torsten Burmester, der früher beim Deutschen Sportbund war, den Fokus stärker auf den Vereinssport legt."

Trotz aller Hürden bleibt sein Ziel klar: "Ich will der erste Präsident sein, der den Verein in die Regionalliga führt." Dafür will er neue Sponsoren gewinnen - große Unternehmen aus der Umgebung, die bisher nicht angesprochen wurden, wie etwa der Baumarktriese Toom oder der Waffenhersteller Dynamit Nobel. "Hier gibt es enormes Potenzial", sagt er. Dass es dabei auch Potenzial gibt, moralische Grenzen zu unterlaufen, stört ihn nicht weiter: "Man muss Abstriche machen."

Coach Wendt als Bestandteil seiner Vision

Zentraler Bestandteil seiner Vision ist Trainer Jonas Wendt, der "trotz anderer Angebote" (O-Ton Ebel) an Bord bleiben möchte. "Jonas hängt an Porz, ist hier verwurzelt und bekommt die Freiheit, die er braucht. Alles wird um ihn herum aufgebaut", sagt sein Präsident. Er selbst halte sich aus dem sportlichen Tagesgeschäft heraus, sagt er, stehe aber in regelmäßigem Austausch mit dem Trainerteam: "Ich unterstütze, wo ich kann - wirtschaftlich, organisatorisch und strukturell."

Sportlich blickt der neue Präsident optimistisch nach vorn: "Wir wollen die Liga halten und im kommenden Jahr um den Aufstieg spielen. Wenn das Budget es zulässt, werden wir gezielt nachlegen." Neid auf seine ambitionierten Pläne ficht ihn nicht an. "Das ist mir egal. Es geht mir um Porz. Mit einem Etat von 50.000 Euro sind wir sportlich schon weit gekommen - das zeigt, wie viel Potenzial in diesem Verein steckt."