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Debakel mit Totalausfall: Slot irrt davor, währenddessen und danach

kicker

Die Aufgabe, Niederlagen erklären zu müssen, gehörte in den vergangenen Wochen so regelmäßig zu Arne Slots Alltag, dass er sie eigentlich als Jour Fixe in seinen Kalender eintragen könnte. Mal haderte Liverpools Trainer mit der verschwenderischen Chancenwertung, mal mit der mysteriösen Schwäche bei Standards, mal mit dem nächsten Rückstand, dem sein Team mal wieder hinterherlaufen musste.

Insofern machte es ihm seine Mannschaft am Samstagnachmittag einfach: Sie patzte auf allen Ebenen auf einmal. Seit dem 0:3 gegen den Tabellenvorletzten Nottingham Forest ist Liverpools Saisonstart keine Delle mehr, sondern ein Totalschaden. Es war ein Worst-of der vergangenen Wochen, an dem auch Slot seinen Anteil hatte.

Warum spielte Isak von Beginn an? Und bis zur 68. Minute?

Nach einer mitreißenden Anfangsphase, in der die Reds ihren Gegner zu erdrücken schienen, aber (siehe oben) ihre Chancen nicht nutzten, gerieten sie nach einer (siehe oben) Ecke in (siehe oben) Rückstand. Was blieb, war der quälende Versuch, gegen eine tiefstehende Sean-Dyche-Elf irgendwie ins Spiel zurückzufinden, was so schlecht gelang, dass viele Fans frühzeitig den Heimweg antraten.

Während Florian Wirtz diesmal angeschlagen fehlte, warf allen voran Alexander Isak Fragen auf. Größer als Slots Fehleinschätzung, den teuersten Spieler der Premier-League-Geschichte von Beginn an aufzustellen, war nur die, ihn erst in der 68. Minute zu erlösen. Sieben Pässe hatte er bis dahin gespielt und sieben Zweikämpfe geführt, ohne einen einzigen zu gewinnen. Der Schwede ist nach seinem Streik-Sommer und seiner jüngsten Leistenblessur offenkundig in einem desolaten Zustand, physisch und mental.

Es war nicht Slots einzige Maßnahme, die nach hinten losging. Nachdem er als Reaktion auf das 0:2 (46.) bereits Stürmer Hugo Ekitiké für Innenverteidiger Ibrahima Konaté eingewechselt hatte (55.), ging er in der 78. Minute endgültig All-in, indem er auf ein 3-3-4 umstellte - mit Ryan Gravenberch und Dominik Szoboszlai in der Dreierabwehrreihe mit Virgil van Dijk. Sekunden später erhöhte Nottingham auf 3:0. "Als es 0:2 stand, habe ich gedacht, wir sollten ein zusätzliches Risiko eingehen, aber das hat nicht wirklich funktioniert", musste der Trainer einräumen.

Die Reds haben jetzt sechs ihrer jüngsten sieben Ligaspiele verloren und sind Tabellenelfter. Nur drei Titelverteidiger - Blackburn 1995/96, Chelsea 2015/16 und Leicester 2016/17 - hatten nach zwölf Spieltagen weniger Punkte, nur Chelsea mehr Niederlagen (sieben). Allerdings gab keines dieser Teams nach der Meisterschaft 480 Millionen Euro für Neuzugänge aus. So einzigartig wie diese Summe ist das, was bislang folgte: die womöglich größte Verschlimmbesserung, die es in der Premier League jemals gab.

Van Dijk spricht nur, "weil ich muss"

Von der Titelverteidigung hatte Slot schon nach dem 0:3 bei Manchester City vor der Länderspielpause nichts mehr wissen wollen. Erst einmal müssen sich die Reds darum kümmern, nicht auch noch die Champions-League-Plätze aus den Augen zu verlieren, auf die der kostspielige Kader gewiss angewiesen ist. Kapitän van Dijk, der sich den Journalisten nur deswegen stellte, "weil ich muss", sprach gleich mehrmals von einer "sehr, sehr schwierigen Situation".

Slot steht nach dem herausragenden Meisterjahr noch lange nicht infrage, aber zunehmend unter Beobachtung. "Natürlich gibt es einen Ausweg", betonte er und übernahm die volle Verantwortung für das Nottingham-Debakel, bei dem ausnahmsweise auch Klubboss Tom Werner zugegen war. "Ich kann niemals genug Ausreden finden, um die Ergebnisse zu rechtfertigen, die wir erzielt haben. Das ist bei weitem nicht gut genug."

Angesichts kaum vorhandener Trainingszeit und anhaltender Personalprobleme wird es eine große Aufgabe, seine verunsicherte Mannschaft wieder aufzurichten und den enttäuschten Anhang zurückzugewinnen. "Unsere Fans sind bis zum Ende geblieben und haben das Team bis zum Ende unterstützt", lobte Slot. Es war seine letzte Fehleinschätzung an diesem Samstag.