Den 6. Dezember haben die Arsenal-Fans in schmerzhafter Erinnerung. In Birmingham endete tief in der Nachspielzeit eine Serie von 18 Pflichtspielen ohne Niederlage, die Gunners hatten zuvor letztmals am 31. August mit 0:1 beim FC Liverpool verloren. Gegner Aston Villa gewann Anfang des Monats im direkten Duell sein siebtes Spiel in Folge, vor dem Wiedersehen im Emirates am Dienstagabend (21.15 Uhr, LIVE! bei kicker) sind es bereits elf hintereinander.
Und doch sieht Unai Emery das formstärkste Team Europas nur in der Außenseiterrolle, das machte er bei der Pressekonferenz am Montag deutlich: "Arsenal ist morgen der Favorit." Dennoch sei er "stolz auf unsere Leistungen und darauf, was wir aufbauen. Taktisch, mental und individuell."
Die Gunners dürften es schwer haben, Villa im direkten Duell zu brechen. Auch von Rückständen lassen sich Emerys Stehaufmännchen nicht beeindrucken, vier der elf jüngsten Siege feierte der aktuelle Premier-League-Dritte nach Rückstand. So auch beim 2:1 an der Stamford Bridge am vergangenen Samstag.
"Wir fühlen uns wie eine Familie, weil wir auf dem Trainingsgelände mehr Zeit verbringen als mit unseren Familien", bestätigte Emery: "Morgen steht uns wahrscheinlich die schwierigste Herausforderung bevor, denn sie sind die beste Mannschaft. Ich finde, sie spielen fantastisch, kämpfen fantastisch und sind in allem so stark. Die Art und Weise, wie sie die Mannschaft Jahr für Jahr weiterentwickeln, wird immer besser und stärker." Gleichzeitig sei das Auswärtsspiel im Emirates aber auch eine Extraportion Motivation.
"Jetzt, im Dezember, macht es einfach keinen Sinn"
Obwohl die Premier-League-Spitze vor dem direkten Duell nur drei Punkte entfernt ist, sieht Emery noch keinen Grund, Gedanken an die Meisterschaft zu verschwenden. "Vor zwei Jahren haben wir die erste Saisonhälfte mit 39 Punkten abgeschlossen", erinnerte der Baske: "Gerade jetzt haben wir 39 Punkte und Sie haben dieselbe Frage gestellt. Wir sind damals Vierter geworden und in die Champions League gekommen. Das war natürlich fantastisch, aber über den Titel zu sprechen, macht für mich keinen Sinn. Jetzt, im Dezember, macht es einfach keinen Sinn."
Bei der BBC sagte Premier-League-Rekordtorschütze Alan Shearer vor dem Topspiel über Aston Villa: "Glaube ich daran, dass sie Meister werden? Nein, aber das liegt einzig und allein daran, dass ihr Kader nicht über die nötige Tiefe verfügt. Aber unter Unai Emery ist alles möglich."
„Das ist das Einzige, was ich nicht verstehe.“ (Unai Emery)
Auch ein Auswärtssieg bei Arsenal unter diesen personellen Voraussetzungen? Emery muss beim Tabellenführer zwei eigentlich unersetzliche Leistungsträger irgendwie ersetzen. Der formstarke Außenverteidiger Matty Cash und der zentrale Mittelfeld-Lenker Boubacar Kamara hatten sich bei Chelsea zum ungünstigsten Zeitpunkt jeweils ihre fünfte Gelbe Karte eingehandelt.
"Wenn sie nicht zur Verfügung stehen, werden morgen andere Spieler wichtig sein", schob Emery Bedenken ob der Qualität seiner Startelf beiseite.
Im Emirates wartet im siebten Dezember-Spiel bereits der fünfte Auswärtsauftritt für Villa. "Wir müssen das akzeptieren, denn wir haben keinen Einfluss darauf", sagte Emery zunächst, um in Richtung der Spielplan-Macher aber nachzuschieben: "Das Einzige, was ich nicht verstehe, ist, warum wir zuerst gegen Arsenal und dann gegen Nottingham Forest zu Hause spielen. Das ist das Einzige, was ich nicht verstehe."
"Wir müssen das akzeptieren und weitermachen"
So spielt Villa zum zweiten Mal in Folge in der Premier League in der Fremde, die Gunners zum zweiten Mal hintereinander im eigenen Stadion. Die Ausfälle von Cash und Kamara hätte Emery in einem Heimspiel gegen Nottingham sicherlich leichter hingenommen. Lamentieren liege aber nicht in der Klub-DNA: "Wir müssen das akzeptieren und weitermachen."
Und das klappt aktuell ja bekanntlich ganz gut.