Rapids spielerische Mängel, die in den Spielen vor der Länderspielpause zutage getreten sind, waren auch vor dem GAK-Spiel noch Thema in der obligaten Presserunde mit Trainer Peter Stöger und Geschäftsführer Sport Markus Katzer. Mindestens genauso heiß diskutiert wurden die TV-Interviews der beiden nach dem 1:1 bei der WSG Tirol, die bei nicht wenigen Rapid-Fans den Eindruck hinterließen, dass zwischen Trainer und Sportchef Uneinigkeit hinsichtlich der getätigten Sommertransfers herrsche.
"Wir hätten gerne mehr Intensität, aber da haben wir ein Thema mit den Jungs, die uns für diese Spielart fehlen“, hatte einer der Sätze von Peter Stöger gelautet, der aufhorchen ließ. "Wir lassen uns nicht auseinander dividieren", wollte er von einer Kritik am Sportchef nichts wissen, gab aber zu, nach der enttäuschenden Leistung "natürlich heiß" gewesen zu sein. "Nach einem Spiel kann es manchmal schon so wirken, dass der eine in einem anderen Emotionsmodus ist als der andere“, räumte Markus Katzer ein. Aber auch er versicherte: "Wir werden nicht zulassen, dass in diese Interpretationsspanne eine Meinungsverschiedenheit hineininterpretiert wird, weil das überhaupt nicht der Fall ist.“
Das Thema Ndzie
Einen Stöger-Satz gab es da freilich schon noch, der zu Interpretationen einlud: "Dass uns irgendwann ein Sechser guttun würde, ist auch klar. Wir spielen monatelang ohne Sechser“, sprach der Rapid-Trainer in besagtem Interview die Personalie Martin Ndzie an. Der aus Israel geholte und als Sangaré-Ersatz eingeplante Kameruner war zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung mit einer Ablöse von rund 2,5 Millionen Euro noch als Rekord-Transfer in die grün-weißen Geschichtsbücher eingegangen. Nach Wochen des Wartens auf seine Spielgenehmigung kam er zu ersten Teileinsätzen, die Stöger sogar als Zeichen seiner Klasse deutete, weil der 22-Jährige, der wegen des Krieges in Israel nur in Afrika trainieren konnte, körperlich eigentlich noch gar nicht so weit gewesen wäre. Nach ein paar gar nicht so schlechten Spielen fehlte der kamerunische Nationalspieler einige Runden.
"Er ist in einem Zustand zu uns gekommen, in dem es für ihn schwer, war auf dem Level zu spielen, den er abliefern kann“, erklärte Stöger jetzt. "Wir wollten ihn so integrieren, dass er sich über Spiele und Training körperlich verbessert. Wir haben aber gesehen, dass er sich richtig schwer tut, haben ihn ausgetestet und festgestellt, dass die Gefahr einer Verletzung größer ist als der Mehrwert, den er bringen würde. Jetzt hoffen wir, dass wir ihn im zweiten Schwung hinkriegen." Gegen den GAK steht Ndzie wieder im Kader. Ob er schon fit für 90 Minuten ist? Stöger: "Er hat sicher noch Aufholbedarf, ist aber weiter als vor zweieinhalb Wochen."
„Es ist gefühlt so, als wären wir ständiger Doublesieger und es wäre eine Sensation, wenn wir dieses Jahr nicht Meister werden“ (Peter Stöger)
Aber auch über ihn will der Rapid-Trainer nicht jammern. "Wir sind uns einig, dass wir sehr talentierte junge Spieler dazubekommen haben, dass man ihnen aber auch Zeit geben muss. Ich habe das Gefühl, dass wir ihnen mehr Zeit geben als das ganze Rundherum."
Ständiger Doublesieger
Überhaupt ist Stöger der Meinung, dass Rapid zu kritisch gesehen wird. "Es ist gefühlt so, als wären wir ständiger Doublesieger und es wäre eine Sensation, wenn wir dieses Jahr nicht Meister werden“, wiederholte er seine Worte von der Klub-Hauptversammlung und erinnerte daran, dass es schon seine Gründe hätte, weshalb Rapid in den letzten Jahren nie besser als Vierter war. "Wir haben schon unsere Themen, aber wir sind okay unterwegs. Natürlich bin ich nicht zufrieden, wie wir in der Conference League dastehen. Wir haben die Diskussion, dass wir null Punkte haben, die hätten andere gerne. Aber die sind gar nicht dabei. Wir stehen in der Liga am zweiten Platz, sind im Cup noch dabei, das ist einigermaßen okay.“
Was den bisher letzten Austria-Meistermacher noch ärgert: "Dass ich kein klares Bild haben könnte, wie wir spielen wollen. Wir haben sehr wohl unsere Ideen, wie es funktionieren kann. Da gehören Abläufe dazu, da gehört Qualität dazu, da gehört Kreativität dazu. Ich glaube, dass wir in verschiedenen Bereichen Aufholbedarf haben, aber auch relativ viel herausgeholt haben. So viele Mannschaften stehen jetzt auch nicht vor uns."
"Das ist unsere Benchmark"
Der entscheidende Faktor sei aber die Intensität. "Wenn man schaut, welche Mannschaften in den letzten Jahren Meister geworden sind, haben sie entweder außergewöhnliche spielerische Qualität gehabt, personell außergewöhnliche Spieler oder eine besonders hohe Intensität - wir kommen über Intensität und Kollektiv. Daran arbeiten wir, das ist anstrengend für alle Beteiligten, aber so haben wir unsere Spiele gewonnen. Hochintensiv. So sind wir gegen Sturm retour gekommen, in Schottland retour gekommen und so haben wir gegen Salzburg gespielt, wo alle gesagt haben, dass Rapid so gegen Salzburg überhaupt noch nie Fußball gespielt hat.“
Dort will Peter Stöger wieder hinkommen. "Das ist unsere Benchmark.“ Und damit es weniger Interpretationsspielraum gibt ("Vielleicht haben wir mehr Diskussionen, weil ich mehr sage als andere"), will er künftig seine Auskunftsfreudigkeit ein wenig bremsen. "Auch das ist ein Learning."