Stolz und Enttäuschung in Einklang zu bringen ist schwierig, wenn noch die starken Emotionen eines dramatischen Pokalspiels hinzukommen. "Das war Werbung für den Fußball in Walldorf", sagte Frank Fürniß. Der Geschäftsführer Sport des FC-Astoria Walldorf attestierte seinen Spielern nach der bitteren 1:4-Niederlage nach Verlängerung, samt kassiertem 1:1-Ausgleich in der vierten Minute der Nachspielzeit, beim SV Waldhof Mannheim, "dass sie die bessere Mannschaft waren und stolz auf ihre Leistung sein dürfen."
Völlig erschöpft saßen Kapitän Marcel Carl und Co. zu später Stunde am Mittwochabend im Kabinentrakt des Carl-Benz-Stadions. "Die Jungs waren so kaputt, dass sie nicht einmal richtig ärgern konnten", beobachtete Cheftrainer Andreas Schön. Für ihren couragierten Auftritt lobte der 36-Jährige seine Kicker ausdrücklich: "Jeder einzelne hat über 120 Minuten alles auf dem Platz gelassen, und wenn wir uns irgendetwas vorwerfen können, dann vielleicht die Tatsache, nicht das 2:0 nachgelegt zu haben."
"In der ersten Halbzeit war es noch ein ausgeglichenes Spiel, aber bereits mit mehr Chancen und Kontrolle auf unserer Seite", so Schön, der seine Schützlinge mit fortlaufender Dauer immer stärker wahrgenommen hat: "In der zweiten Hälfte und der Verlängerung, auch wenn es sich dann bei dem Endergebnis komisch anhört, hat sich das Geschehen noch mehr in unsere Richtung entwickelt."
Lob von Boyd
Joker Terrence Boyd, der mit seinen beiden Treffern zum 3:1 (118.) und 4:1 (120.+3) den Deckel für den SVW auf die Partie machte, zeigte sich beeindruckt von den Walldorfern. "Sie waren sehr ballsicher auf diesem schlechten Rasen und haben nach dem Ausgleich auch so weitergespielt." Auf die netten Worte hätte Schön gerne verzichten können. Er sagte: "Wenn man von allen Seiten für ein starkes Spiel gelobt wird, ärgert das einen bei diesem Ergebnis dennoch."
Während der Drittligist das Wochenende dank der Länderspielpause zur Regeneration nutzen kann, sind die Walldorfer am Sonntag in der Liga gefordert. Der spielstarke Aufsteiger TSG Balingen kommt ins Dietmar-Hopp-Stadion (Anpfiff, 14 Uhr). "Wir müssen uns so schnell wie möglich erholen, und ich bin guter Dinge, dass die Jungs das trotz der kurzen Zeit bis Sonntag hinbekommen", sagte Fürniß.
Rotation im Tor
Zwischen den Pfosten wird dann wieder Stammkeeper Mario Schragl stehen, nachdem im Viertelfinale Tim Hansen seine Chance erhielt und einen guten Eindruck hinterließ. "Vor Rundenbeginn war bereits besprochen, dass Tim die Pokalspiele bekommt und das haben wir beibehalten", sagte FCA-Coach Andreas Schön.
Die weiteren Positionen der Startformation werden zu einem großen Aspekt danach bestimmt, wie die Spieler die 120 kräftezehrenden Minuten in Mannheim verkraftet hatten. "Wir beobachten das am Samstag im Abschlusstraining und treffen daraufhin unsere Entscheidungen", verrät Schön. Wieder einsatzberechtigt ist jedenfalls der zuletzt gesperrte Theodoros Politakis. Lennart Grimmer, der in der Liga noch angeschlagen passen musste, kehrte bereits zum Pokalspiel in die Mannschaft zurück. Keine Chance auf einen Einsatz hat der verletzte Außenbahnspieler Yannick Thermann.