Nur zum Vergleich: Surinam ist rund 164.000 Quadratkilometer groß und hat rund 630.000 Einwohner. Brasilien, der größte Flächenstaat Südamerikas, weist 8,5 Millionen Quadratkilometer auf und beheimatet 212 Millionen Menschen. Mit einer Bevölkerungsdichte von knapp unter vier Menschen pro Quadratkilometer ist Surinam zudem einer der am dünnsten besiedelten unabhängigen Staaten dieser Welt.
Und auch im Fußball war Surinam bislang eher ein Zwerg. Platz 84 in der FIFA-Weltrangliste war bisher die höchste Notierung, momentan liegt Surinam auf Rang 126 - dabei ist es seit Jahresbeginn bereits um zwölf Plätze geklettert. Und dennoch darf Surinam von einer Teilnahme an der WM 2026 träumen.
Kulturell näher an der Karibik: Surinam spielt in der CONCACAF
Dass dies möglich ist, liegt erst einmal an zwei Umständen, die nicht auf dem Platz zu suchen sind. Obwohl im Nordwesten Südamerikas gelegen, wird Surinam der Nord- und Mittelamerikanischen Konföderation (CONCACAF) zugeschlagen, da es sich kulturell eher an der Karibik als an Südamerika orientiert. Und geht damit etlichen Fußball-Giganten wie dem Rekord-Weltmeister Brasilien, dem aktuellen Weltmeister Argentinien, dem zweimaligen Titelträger Uruguay oder anderen großen Fußball-Nationen wie Chile oder Kolumbien schon einmal aus dem Weg.
Zweitens kommt hinzu, dass die WM im kommenden Jahr in den USA, Kanada und Mexiko stattfinden wird. Da die Gastgeber automatisches Startrecht genießen, fallen sie dieses Mal in der CONCACAF als Konkurrenten in der WM-Qualifikation aus. Und Surinam, bei der Gruppenauslosung der WM-Quali als zweitschlechtestes Team im letzten Topf gelandet - nur der Inselstaat Bermuda wurde hinter Surinam gerankt - ergriff die Chance.
Zwei Siege wohl Pflicht für WM-Teilnahme
Vor dem abschließenden Doppelspieltag führt Surinam die Gruppe A mit sechs Punkten an. Doch für Spannung ist gesorgt. Panama hat ebenfalls sechs Punkte gesammelt und liegt nur wegen der Anzahl weniger geschossener Tore auf Rang zwei. Guatemala befindet sich mit fünf Punkten ebenfalls gut im Rennen, lediglich El Salvador fällt mit drei Punkten etwas ab.
Nur die jeweiligen Ersten der drei Gruppen qualifizieren sich direkt für die WM, die beiden besten Gruppenzweiten bestreiten das WM-Play-off-Turnier. Ein Vorteil könnte sein, dass Surinam am Donnerstag (23 Uhr, MEZ) mit dem Heimspiel gegen Schlusslicht El Salvador vorlegen kann. Am Mittwoch (2 Uhr MEZ) kommender Woche folgt dann der Showdown in Guatemala. Zwei Siege sind allerdings Pflicht, und selbst dann wäre Rang eins nicht sicher. Denn bei Punktgleichheit zählt als nächstes die Tordifferenz. Sollte also auch Panama seine beiden Partien in Guatemala und gegen El Salvador gewinnen, würde es darauf ankommen, wer mehr eigene Treffer erzielt hat. Surinam hat bisher viermal getroffen, Panama dreimal.
2014 noch für die Niederlande: Boetius vor WM-Teilnahme mit Surinam
Mithelfen, den Traum zu verwirklichen, wird auch Jean-Paul Boetius, der Darmstädter wurde vom Verband Surinams erneut für die Nationalmannschaft nominiert. Der 31-Jährige wurde zwar in Rotterdam geboren, seine Eltern stammen aber aus der ehemaligen niederländischen Kolonie Surinam. Für die Niederlande bestritt er vor über elf Jahren mal ein Testspiel, weitere Berufungen in die Elftal blieben aber aus. So konnte Boetius im doch reifen Fußballalter noch den Verband wechseln, als ihn der Ruf Surinams erreichte. Sieben Länderspiele hat Boetius mittlerweile bestritten - alle in diesem Jahr. Sollte es mit der WM-Teilnahme klappen, so stellte Boetius schon einmal die größte Party in der Geschichte Surinams in Aussicht. Denn es mag ein kleines Land sein, im Feiern aber soll es ganz groß sein.