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"Es gibt gut und schlecht - und viel dazwischen": Hupe überzeugt bei Spelle-Venhaus

kicker

Wenn Markus Schütte über Henry Hupe spricht, bemüht er gerne ein altes Zitat von Otto Rehhagel: "Es gibt keine jungen oder alten Spieler, sondern nur gute oder schlechte." Diese Weisheit der Trainerlegende hat der Sportliche Leiter des SC Spelle-Venhaus auf seinen noch jungen Trainer umgemünzt. Hupe ist gerade 28 und damit der jüngste verantwortliche Chefcoach der Oberliga Niedersachsen.

Wie groß das Vertrauen ist, zeigt die Tatsache, dass der Verein so eben den Vertrag mit dem gebürtigen Münsteraner bis zum 30. Juni 2027 verlängert hat. Und das, obwohl Hupe erst im Sommer Trainer geworden und nur ein Drittel der Saison gespielt ist. "Es ist mir egal, ob es Oktober, November oder Dezember ist, wenn ich von einem überzeugt bin. Henry hat die Qualität. Er kommt in der Mannschaft gut an, und auch sehe ich seine tägliche Arbeit. Er identifiziert sich zu einhundert Prozent mit dem Verein". Schütte gerät bei Hupe geradezu ins Schwärmen. "Ich bin froh, dass wir ihn haben." Tatsächlich waren bereits andere Vereine auf das Trainer-Talent aufmerksam geworden.

Zwischen Studium und Trainerbank

"Ich will keinen Namen nennen, aber ein Regionalligist hat bei mir angefragt", bestätigt Hupe das gegenüber dem kicker. Aber letztlich habe er sich für Spelle-Venhaus entschieden. Auch weil er dankbar dafür ist, dass man ihn im Juli als Co-Trainer befördert hatte, nachdem der bisherige Cheftrainer Tobias Harink aus privaten Gründen um Auflösung seines Kontrakts gebeten hatte. Die Diskussion oder das Gerede um sein Alter hört Hupe indes nicht so gerne. "Es ist Tatsache, dass ich jung bin, deshalb kann ich es zum einen verstehen, dass darüber geschrieben wird, zum anderen aber will ich nicht, dass es als Ausrede herhalten muss. Nach dem Motto, der ist ja noch so jung. Für mich gibt es nur gut und schlecht und viel dazwischen", erklärt Hupe, der in Münster Sport und Geschichte studiert, einleuchtend.

Nun sind auch Journalisten schnell dabei, Vergleiche heranzuziehen. Zwangsläufig denkt man an Julian Nagelsmann, der mit 28 Jahren Cheftrainer bei der TSG 1899 Hoffenheim wurde. Oder auch an Fabian Hürzeler, dem als bisheriger Co-Trainer mit 29 der Chefposten beim FC St. Pauli übertragen wurde. Auch wenn Parallelen vorhanden sein mögen, tut man Hupe mit solchen Quervergleichen keinen Gefallen - und ihm selbst sind sie fern. Zwischen Bundesliga und Oberliga liegen dann noch immer Welten. Einem speziellen Archetyp folgt der Speller Coach ebenso wenig. "Ich finde, man kann bei jedem Trainer etwas mitnehmen. Es ist nicht so, dass ich ein Vorbild habe. Aber natürlich schaut man sich andere Trainer an in allen Bereichen und nimmt viel mit. Gerade von den Profis: Wie lassen die spielen? Wie verhalten sie sich in Interviews und in Pressekonferenzen. Es gibt aber auch im Amateurbereich viele Trainer, von denen man etwas mitnehmen kann."

Dass Hupe im Trainersein seine Passion gefunden hat, wird mit jedem seiner Sätze und Erläuterungen deutlich. Reif und reflektiert. Seine Karriere als Spieler war nach zwei Kreuzband-Operationen in der Jugend bei Preußen Münster frühzeitig beendet. Als er dann in der Jugendabteilung bei der U 13 und U 14 erste Schritte als Trainer unternahm, verspürte er, dass es ihm "immens Spaß" bereitete. Schließlich wurde er unter Tobias Harink Co-Trainer der U 19. Eben jener Harink, der ihn dann 2024 als Co-Trainer von Münster ins Emsland lockte. So schloss sich ein Kreis. Nach einer turbulenten Sommerpause reüssiert Henry Hupe nun vier Monate als Cheftrainer des SC Spelle-Venhaus. "Es war einiges unsicher im Verein", blickt Sportchef Schütte zurück. Der Rücktritt von Harink, der die Mannschaft 2024 nach dem Abstieg aus der Regionalliga übernommen und auf einen guten fünften Platz geführt hatte, sorgte kurzzeitig für einen Schockmoment.

In der Mannschaft gab es eine erneute Zäsur. Leistungsträger wie Kapitän Torben Stegemann hörten auf. "Wir haben die Altersstruktur weiter nach unten geschraubt", erläutert Schütte, dessen Credo es ist, vornehmlich junge Spieler aus dem Umkreis von maximal 50 Kilometern zu verpflichten. Die Vorbereitung verlief nicht gerade geräuschlos. Maximilian Meier, der von Westfalia Kinderhaus für die linke Seite verpflichtet worden war, zog sich in der Vorbereitung einen Syndesmosebandriss zu. Linksaussen Steffen Schepers fehlt nach einem Kreuzbandriss schon länger. "Unsere linke Seite ist etwas rar", beschreibt Schütte die Situation.

Dass es im Sommer seiner Aussage nach "holprig" zuging, erklärt den bisherigen Saisonverlauf, mit dem die Verantwortlichen nur bedingt zufrieden sind. "Man merkt, dass wir uns noch finden müssen. Auch von der Mentalität. Wir haben ein gutes Gefüge, auch ein gutes Miteinander, aber es fehlt das Raue. Es fehlt ein Erfahrener, der auch mal eine andere Kultur mit einbringt. Es ist alles ein bisschen zu lieb", hat Schütte erkannt. Der Sportliche Leiter hat aber keine Zweifel, dass sich das entwickeln wird. "Wir wollen uns festigen in der Oberliga, guten Fußball spielen, was teilweise auch von der Mentalität her schon sehr gut gelungen ist", sagt Schütte. Wichtig sei es, dass junge Talente und Eigengewächse den nächsten Schritt machen. "Da haben wir mit Henry einen Trainer, der die Weitsicht hat, diese Spieler auch einzubinden." Der Angesprochene sieht, dass etwas entsteht. In der Mannschaft und im Verein. "In vielen Bereichen entwickeln wir uns gerade gut weiter. Auf dem Platz und neben dem Platz. Das perfekte Spiel wird man nie erreichen, aber man versucht, nah da hinzukommen. Mit Ball, gegen den Ball, Umschaltphasen - da haben wir uns schon verbessert. Wir legen den Fokus gerade auf die Boxverteidigung. Wo wir besser werden, aber noch drauf packen müssen. Genau das Gleiche gilt im letzten Drittel für das Herausspielen von Torchancen."

Sportliche Lage behält oberste Priorität

Die Mannschaft zieht bei allem mit. Da spielt es keine Rolle, das gleich mehrere Spieler älter sind als ihr Trainer. "Wir sind ein guter Haufen, machen neben dem Platz viel gemeinschaftlich. Hupe hat es in kurzer Zeit geschafft, im ganzen Verein eine gute Atmosphäre herzustellen. So sorgt er sich neuerdings für eine interne Trainerfortbildung. Er selbst möchte im nächsten Jahr die A-Lizenz erwerben. Unumgänglich wird sein Alter doch wieder zum Thema. "Ich weiß, dass ich noch viel Jahre vor mir habe und auch sehr viel Entwicklungspotential. Aber das macht für mich einen guten Trainer aus, dass man immer besser werden will. Ich hoffe, dass ich mit 50 auch noch sage, ich will jeden Tag besser werden."

Die 50 erreicht Schütte bereits in vier Jahren. Der gebürtige Venhauser ist seit über 40 Jahren im Verein. "Es wird Zeit, dass es ein Anderer macht. Allerdings klopft noch keiner an, der es machen möchte. Viele wollen das nicht glauben, aber ich will mich künftig mehr um meine Familie kümmern." Deshalb möchte er Harink weiter an seiner Seite wissen. "Er nimmt mir schon sehr viele Sachen ab. Wir sind super im Austausch, und ich werde mich mit Tobias zusammensetzen, ob er das auch kommendes Jahr weitermacht, so dass ich mich zurückziehen kann", erzählt Schütte, der besonders Harinks Expertise schätzt. Oberste Priorität hat derzeit jedoch die sportliche Lage. Die Oberliga sei so dicht und ausgeglichen wie selten zuvor. "Es wird dieses Jahr eng bis zum Schluss. Wir müssen aufpassen, dass wir in der Winterpause nicht unter den letzten Vier sind. Wir müssen die nötigen Punkte holen." Wenn es am Ende ein Platz im oberen Tabellendrittel würde, wäre Schütte überglücklich. Hupe hingegen will sich auf kein Saisonziel festlegen: "Ich strebe immer das Maximale an. Ich will nicht sagen, wir wollen Sechster werden und dann wirst du Fünfter. Für mich geht es mehr darum, viele Punkte und Siege zu holen." Auch wenn die Mannschaft eine junge Mannschaft ist, die Qualität dazu hat sie.