Über 45 Minuten hatte die drückend überlegene DFB-Auswahl erfolglos versucht, gegen kompakt verteidigende Georgier ein Tor zu erzielen. Fehlende Präzision, ein gegnerisches Bein, der Pfosten - immer wieder hatte irgendetwas der deutschen Führung im Weg gestanden. "Sie hatten viele Spieler im eigenen Sechzehner und auch die Flügel gut verteidigt. Da war es schwierig durchzukommen", fasste U-21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo nach Abpfiff gegenüber Sat.1 zusammen.
Dann aber, als die Nachspielzeit des ersten Durchgangs schon so gut wie gelaufen war, erhielt der deutsche Nachwuchs noch einen Eckball, der den Bann brechen sollte: Said El Mala, nach Nominierung von Julian Nagelsmann für das zweite Spiel der Abstellungsperiode zur U 21 zurückgekehrt, verlängerte die Hereingabe von Tom Bischof auf den zweiten Pfosten, wo Lennart Karl goldrichtig stand und zum 1:0 einschob.
Karls Dosenöffner: Di Salvo lobt Co-Trainer Hajou
Bei dem Standard handelte es sich um eine einstudierte Variante, wie der Kölner nach Abpfiff verriet: "Das war schon so abgesprochen." Und das, obwohl El Mala sich selbst trotz Gardemaß nicht unbedingt wohlfühlt in der Rolle als Kopfballungeheuer. "Ich bin gar nicht dafür gemacht, die Bälle mit dem Kopf zu verlängern, aber heute hat es geklappt", freute sich der 19-Jährige.
Dass mit Karl ausgerechnet der kleinste Akteur des deutschen Kaders den Standard verwertete, gab dem "Dosenöffner", wie El Mala den Treffer nannte, eine weitere Facette, die den Coach der Dribbelkünstler außerhalb ihres Metiers jedoch wenig überraschte. "Es geht um Positionenbesetzung", so Di Salvo, der erklärte, dass es wichtig sei, am ersten Pfosten "immer zum Kopfball zu kommen" und den Raum am zweiten Pfosten besetzt zu haben. Wobei die Zuteilung der entsprechenden Rollen nicht von ihm selbst kam, wie er lächelnd nachschob: "Der Lenny stand da. Das hat mein Co-Trainer Ovid Hajou gut eingeordnet."
Richtungsweisende Aufgabe in Griechenland
Weniger gut geordnet ist aus deutscher Sicht derweil die Tabelle. Der 2:0-Pflichtsieg in Georgien bedeutete lediglich, dass der Abstand auf Tabellenführer Griechenland wieder auf drei Punkte schrumpfte. Weshalb Di Salvo bereits die nächste Abstellungsperiode im März 2026 im Hinterkopf hatte, in der es zum direkten Duell mit dem Spitzenreiter kommt. Möglicherweise eine Art vorgezogenes Endspiel um die direkte EM-Qualifikation, auf jeden Fall aber die Chance auf Revanche nach dem 2:3 im Hinspiel.
Die "unnötige Niederlage" will Di Salvo unbedingt vergessen machen und das direkte Ticket zu EM-Endrunde lösen. "Da wollen wir auf jeden Fall gewinnen", versprach der 46-Jährige, der ein echtes Topspiel erwartet: "Griechenland macht es gut, sie gewinnen ihre Spiele. Wir aber auch."