Sein Traum war es, Bundesligatorhüter zu werden. Heute ist er Journalist, Buchautor - und Mutmacher. Marcel Friederich aus Mainz kennt das Gefühl, anders zu sein, seit seiner Kindheit. Der 37-Jährige hat das Möbius-Syndrom, eine seltene neurologische Erkrankung, bei der die Gesichtsmuskulatur teilweise gelähmt ist. "Lächeln, blinzeln, Emotionen zeigen - das geht bei mir nur auf einer Gesichtshälfte", sagt er. Was er früher als Makel empfand, ist heute Teil seiner Identität. "Mein schräges Lachen ist mein Markenzeichen geworden."
Der Journalist, der bis Ende 2024 die externe Kommunikation bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) leitete, hat jetzt sein Buch "Mutmacher Menschen" veröffentlicht, in dem elf Menschen unter anderem erzählen, wie sie auch nach schweren Schicksalsschlägen ihren Lebensmut behalten haben - ob Depression, chronische Krankheit, Fehlgeburt oder Suizid-Erfahrungen in der Familie.
„Dass ich Menschen beeinflusse, ist eines der größten Geschenke.“ (Thomas Hitzlsperger)
Unter diesen Mutmachern sind auch Teresa Enke, Witwe des früheren Torhüters von Hannover 96 und Nationalkeepers Robert Enke, sowie der ehemalige Nationalspieler und Bundesligaprofi des VfB Stuttgart, Thomas Hitzlsperger. Teresa Enke, die nach dem Tod ihres Mannes die Robert-Enke-Stiftung für Depressionshilfe gründete, sagt im Buch: "Zu sehen, dass Menschen etwas Positives aus meiner Geschichte ziehen, bedeutet mir sehr viel. Darüber zu sprechen, ist fast wie eine Therapie." Auch Hitzlsperger, der sich 2014 als erster deutscher Ex-Bundesligaprofi öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte, erzählt offen von seinem Weg. "Ich weiß, dass ich Menschen beeinflusse - und das ist eines der größten Geschenke."
Beide, sagt Friederich, hätten ihn persönlich geprägt. "Sie stehen für Mut im Fußball - dafür, dass Offenheit Stärke ist. Sport schafft Gemeinschaft, stärkt das Selbstwertgefühl - egal, ob Profi oder Hobbykicker." Angefangen hat alles im Januar 2023. Friederich war damals zu Gast in einem Podcast, in dem er offen über seinen Lebensweg gesprochen hat. "Ich dachte, es hören sich vielleicht fünf Leute meine Geschichte an", erinnert er sich. "Doch nach einem LinkedIn-Post nach der Veröffentlichung der Folge stand mein Handy nicht mehr still. So viele Menschen haben reagiert und mir geschrieben, dass meine Geschichte ihnen Mut gemacht hat." Aufgrund dieser vielen positiven Rückmeldungen ist schließlich das Buchprojekt entstanden.
Mainz 05 und die DFL beteiligen sich an Schüler-Workshops
Mit "Mutmacher-Partnern" wie dem 1. FSV Mainz 05 und der DFL arbeitet Friederich aktuell an Workshops, die Schüler ermutigen sollen, Vorurteile abzubauen und respektvoll mit Unterschiedlichkeit umzugehen. "Wir sind alle ein Stück weit anders - und das ist gut so", sagt Friederich. "Anderssein ist kein Makel, es ist eine Form von Superkraft." Sein 256-seitiges Buch "Mutmacher-Menschen. Schräg, Stark. Außergewöhnlich." ist diesen November im Verlag Pinguletta erschienen.