Die Zahlen verraten, dass er weiß, wie’s geht und wovon er spricht: Maik Franz absolvierte 232 Erst- und Zweitligaspiele. Zudem trug er 19-mal das Trikot der deutschen U-21-Nationalmannschaft. Der kicker-Kolumnist spricht über Inhalte und Werte der 11teamsports Academy, deren Geschäftsführer er ist. Dabei wird klar, dass es dort letztlich um viel mehr als Fußball geht.
Herr Franz, in der letzten kicker Kids-Ausgabe haben wir gefragt: Warum geht der Spaß verloren? Sie arbeiten täglich mit jungen Spielern, wie erleben Sie das? Haben Kinder heute noch Spaß am Fußball?
Ich finde nicht, dass der Spaß verloren geht. Ich erlebe jeden Tag, wie viel Freude die Kinder am Fußball haben. Der Spaß ist da, man muss nur die richtigen Angebote schaffen und für diese auch genügend qualifizierte Trainerinnen oder Trainer haben. Leute für das Ehrenamt zu begeistern, das ist ein großes Problem, bei dem sich auch der DFB und die Politik extrem Gedanken machen müssen. Wichtig ist aber, dass alle Kids mitgenommen werden: Die, die einfach nur kicken wollen und die, die ehrgeiziger sind.
Wenn der Spaß also die Grundlage ist: Welche Werte und Fähigkeiten sollte der Fußball Kindern darüber hinaus vermitteln, ganz unabhängig vom Ergebnis oder vom Leistungsniveau?
Ganz klar: Teamgeist, Respekt und Miteinander. Kinder sollen lernen, aufeinander zu achten, sich zu unterstützen und ihren Mitspielern zu vertrauen. Auch einfache Dinge gehören dazu: "Bitte" und "Danke" sagen, jemandem die Hand geben, dem Trainer zuhören und Anweisungen umsetzen. Und natürlich müssen Kinder lernen, mit Sieg und Niederlage umzugehen. Gewinnen fühlt sich super an, Verlieren ist doof, aber gehört auch dazu. Doch das Allerwichtigste ist: Spaß haben, Spaß an der Gruppe, Spaß daran, Zeit miteinander zu verbringen.
Sie legen in der 11teamsports Academy großen Wert auf genau diese Werte. Wie bringen Sie diese den Kindern dort konkret bei, auf und neben dem Platz?
Uns ist ein respektvolles Miteinander wichtig. Mobbing oder Hänseln dulden wir nicht, da gibt’s bei uns in den Camps klare Konsequenzen. Die Guten sollen den Schwächeren helfen, und die Schwächeren sollen sich von den Besseren inspirieren lassen. Ansonsten setzen wir auf dem Trainingsplatz auf das Prinzip "Spielen, üben, spielen". Die Kids sollen viel ausprobieren und das Gelernte direkt anwenden. Was uns dabei besonders macht: Wir bieten für beide Seiten etwas. In unseren Camps steht der Spaß im Vordergrund, mit Action, Musik und Moderation. Wer mehr will, kann bei den Eleven FC Teams mitspielen, die sich auf internationaler Ebene messen, zum Beispiel gegen Topmannschaften wie Galatasaray oder Olympique Marseille. So findet bei uns jedes Kind das Angebot, das zu ihm passt.
Wenn man Kinder so intensiv begleitet: Woran erkennt man, dass sich jemand wirklich gut entwickelt?
Fleiß schlägt Talent, das ist für mich die wichtigste Regel. Talent ist eine Basis, aber entscheidend ist, wie viel jemand bereit ist zu investieren. Wer übt, wird besser, das sieht man schnell, beim Jonglieren, in der Technik, beim Torschuss. Ebenso wichtig ist die Mentalität. Wenn ein Kind ab einem gewissen Alter versteht, dass es an ihm selbst liegt, und anfängt, Verantwortung zu übernehmen, dann macht’s Klick.
Gerade wenn Kinder ehrgeizig werden, entsteht oft Druck, von außen oder aus sich selbst heraus. Wie kann man verhindern, dass der Spaß dabei verloren geht?
Das Wichtigste als Trainer ist es, den Spieler gut zu kennen. Wenn zu Hause etwas im Argen liegt, wirkt sich das sofort aus. Deshalb braucht es Empathie, Gespräche mit den Eltern und das Gespür für den richtigen Moment. Man muss merken, wann ein Kind überfordert ist und wann es einfach mal eine Pause braucht. Eltern sollten ihre eigenen Träume nicht auf die Kinder projizieren. Es braucht oft das Bewusstsein, dass Kinder keine Maschinen sind und Schule, Freizeit und Familie genauso zu ihrem Leben dazu gehören wie Fußball. Der Spaß ist das Zauberwort. Wenn ein Kind mal auf einer Position spielen will, die es gerne mag, dann sollte das auch möglich sein. Taktik ist wichtig, aber nicht wichtiger als Freude am Spiel. Nur wer Spaß hat, bleibt langfristig dabei.
Nicht jeder wird Profi und das ist auch völlig in Ordnung. Was sollten Kinder aus dem Fußball trotzdem fürs Leben mitnehmen?
Dass es das Schönste ist, Teil einer Mannschaft zu sein. Zu erleben, wie man gemeinsam wächst, Erfolge feiert oder Rückschläge wegsteckt. Fußball vermittelt Zielstrebigkeit, Empathie und soziale Kompetenz, das sind Dinge, die fürs Leben bleiben. Wer Fußball spielt, lernt, mit Rückschlägen umzugehen und sich wieder aufzurappeln. Und natürlich bleiben die kleinen Erfolgserlebnisse hängen: der erste Sieg, ein Pokal, ein wichtiges Tor oder besondere Turniere. Das vergisst man nie.
Wenn Sie all diese Erfahrungen auf einen Satz herunterbrechen müssten, was würden Sie einem jungen Fußballer oder einer jungen Fußballerin mitgeben?
Verfolge deine Ziele, glaube an dich und mach mehr als die anderen. Dann wirst du im Fußball und im Leben weiterkommen.