Als Danny da Costa mit seinem unnötigen Fehlpass die Fiorentina zum 1:0 einlud, dürfte sich so mancher der rund 30.000 FSV-Fans, die am Donnerstagabend den Weg ins Stadion fanden, an die Auftritte der Mainzer in der Bundesliga erinnert haben. Mit ein Grund dafür, dass die 05er dort nach nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen am Wochenende auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht sind, waren auch die vielen individuellen Aussetzer, durch die man den Gegnern einfache Tore ermöglichte.
Dabei sollte der Auftritt gegen die Fiorentina nach den beiden Siegen zum Auftakt in Europa doch einmal mehr als ein willkommenes Kontrastprogramm zum tristen Liga-Alltag dienen. Das Aufeinandertreffen in der eigenen Arena gegen den hochkarätigen Gegner, der national ebenfalls tief in der Krise steckt, galt schon direkt nach der Auslosung als Highlight auf der internationalen Reise des FSV in dieser Saison.
"Wir hatten die ersten 15 Minuten mehr vom Spiel, haben uns dann aber leider mit einem doofen Gegentor selbst in die Bredouille gebracht", analysierte Niko Bungert die Anfangsphase bei RTL+. Was die Mannschaft dann aber nach dem Seitenwechsel gezeigt habe, war für den Sportdirektor "sehr beeindruckend". Mit einer offensiven Leistungssteigerung belohnte man sich erst mit dem Ausgleich, bevor Jae-Sung Lee tief in der Nachspielzeit zum vielumjubelten Siegtreffer einköpfte.
Als einer "von diesen magischen Abenden", ordnete Bo Henriksen diesen Moment ein. Mit Benedict Hollerbach, der das 1:1 erzielte, sowie Kaishu Sano und Lee, deren Co-Produktion den Sieg brachte, bewies der Trainer ein absolut goldenes Händchen.
Henriksen: "Für mich ist das Wichtige das Herz"
Für Henriksen war jedoch ein ganz anderer Faktor ausschlaggebend dafür, dass seine Mannschaft im zweiten Durchgang noch die Wende schaffte: "Für mich ist das Wichtige das Herz. Das haben wir heute gezeigt. Wir haben immer an uns geglaubt", zeigte sich Henriksen sichtlich gelöst: "Diese Emotionen haben wir vermisst."
Im Augenblick des Siegtreffers haben "die Gefühle freien Lauf genommen", schilderte Bungert. "Man hat gesehen: Die ganze Bank ist aufgesprungen, alle haben zusammen gejubelt, das Stadion hat gekocht. Wunderbar, das hätten wir uns nicht schöner erträumen können", fuhr der 39-Jährige fort.
Bungert hofft, diesen Schwung auch mit in die Bundesliga transportieren zu können. Nach den ersten beiden Siegen in der Conference League hat das allerdings nicht geklappt und mündete jeweils in einer Niederlage. Im Rhein-Main-Derby am kommenden Sonntag (19.30 Uhr) in Frankfurt unternehmen die 05er nun den nächsten Anlauf, damit der Mainzer Freudentaumel nicht mehr nur das seltene Kontrastprogramm darstellt, sondern zur neuen Regelmäßigkeit wird.