Letztlich war es nur noch eine Frage der Zeit. Die Ergebnisse auf der einen und die Leistungen auf der anderen Seite ließen Rapids Geschäftsführer Sport Markus Katzer gar keine andere Wahl, als Peter Stöger freizustellen. Die 1:4-Blamage beim keinesfalls überragenden Ekstraklasa-Klub Rakow Tschenstochau hatte am Donnerstag noch einmal sämtliche Probleme der Wiener offengelegt - und Stögers Aus bei den Grün-Weißen unumgänglich gemacht.
Schon in den ersten Wochen unter Stöger bekamen die Fans nur äußerst selten spielerische Glanzlichter zu sehen. Die außergewöhnliche Frühform von Petter Nosa Dahl sowie die stabile Defensive kaschierten zunächst noch einige Probleme, die im Anschluss an die 1:3-Derbyniederlage gegen die Wiener Austria nach und nach offensichtlicher wurden. Irgendwann schaffte es Rapid nicht einmal mehr, die vielzitierten Basics wie Laufbereitschaft und Kampfgeist auf den Platz zu bringen. Was freilich die Hauptaufgabe von Menschenfänger Stöger gewesen wäre.
Elf Einzelkämpfer im Westen Wiens
Nichtsdestotrotz müssen sich auch die Spieler die Frage gefallen lassen, warum nach den ersten Rückschlägen so gut wie gar nichts mehr ging. Ja, die Spiele gegen Ried, St. Pölten und Sturm wurden gewonnen, das Gefühl einer Trendwende wusste die Mannschaft aber selbst nach dem Comeback-Sieg gegen den Meister nie zu vermitteln. Und so sahen die grün-weißen Fans seit Ende September das, was Manfred Fischer wenige Wochen zuvor beim Erzrivalen in Favoriten ausgemacht hatte: elf Einzelkämpfer.
Trotz zahlreicher Verpflichtungen im Sommer fehlt Rapid nach dem Karriereende von Guido Burgstaller nach wie vor ein Führungsspieler, an dem sich die jungen Talente in schwierigen Zeiten anhalten können. Katzer kaufte vielsprechende Aktien für die Zukunft und vergaß dabei darauf, ein Team für die Gegenwart aufzustellen. Ein wahrer Offenbarungseid waren die Worte von Kapitän Matthias Seidl, der nach der Pleite bei Rakow eingestand, nicht jeder Spieler erwecke den Eindruck, alles für den Verein zu geben. Genau darin besteht das Kernproblem der aktuellen Rapid-Truppe: In den heiklen Momenten ist kaum jemand bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Rapid bekommt altes Problem nicht in den Griff
Zweifelsfrei verfügt der teuerste Rapid-Kader aller Zeiten grundsätzlich über die Klasse, um hierzulande um beide Titel mitzuspielen. Doch Potenzial allein reicht in der so umkämpften Liga längst nicht aus, um Spiele zu gewinnen. Dies wusste freilich auch Routinier Stöger, der sich schon bei der Hauptversammlung mit dem Fitnesszustand seiner Profis - Stichwort intensive Läufe - unzufrieden gezeigt hatte. Und damit ein altbekanntes Problem ansprach: Denn auch in der Vorsaison unter Robert Klauß war Rapid den körperlichen Anforderungen der Englischen Wochen nicht gewachsen gewesen.
Klar ist, dass nach den Entlassungen von Klauß und Stöger nun auch Katzer massiv unter Druck steht. Sollte die nächste Trainerbestellung wieder nicht sitzen, muss sich der 45-Jährige intern wohl einige unangenehme Fragen gefallen lassen. Zumal er sich laut dem Kurier im Sommer entschieden für Stöger und gegen eine Rückkehr des nunmehrigen LASK-Trainers Didi Kühbauer aussprach. Umso brisanter dürfte demnach das direkte Duell am Sonntag (17 Uhr, LIVE! bei kicker) werden.