Dass es Lucas Paqueta darauf anlegte, gegen den FC Liverpool vom Platz zu fliegen, war noch untertrieben. Nicht einmal die Unterstützung des Gegners bewahrte West Ham United am Sonntag beim Stand von 0:1 vor der Unterzahl.
Nachdem er in der 83. Minute wegen Meckerns verwarnt worden war, legte Paqueta erst richtig los. Als sogar Reds-Torhüter Alisson eingriff, um seinen brasilianischen Landsmann zu beruhigen, und auch Curtis Jones zu Hilfe kam, schien er noch um Gelb-Rot herumgekommen zu sein. Doch Paqueta kehrte zu Schiedsrichter Darren England zurück, schimpfte erneut auf ihn ein und wurde "endlich" mit dem Platzverweis erlöst (84.).
Während West-Ham-Trainer Nuno Espirito Santo nach der 0:2-Niederlage erst einmal auf Kritik an seinem offensiven Schlüsselspieler verzichtete ("Bitte erlaubt mir, erst einmal mit Lucas zu sprechen, um es zu verstehen"), hatte der Gelb-Rot-Sünder selbst immer noch nicht genug.
"Ich verstehe, dass ich jetzt als Bösewicht dastehe. Es ist schwer, mit allem zu leben, was in meinem Leben und meiner Psyche verursacht wurde!", schrieb Paqueta zunächst auf X und entschuldigte sich bei den Fans und den Teamkollegen für sein Verhalten. Noch bemerkenswerter wurde es aber in einem zweiten X-Beitrag.
"Es ist lächerlich, dass ich vom Verband keine psychologische Unterstützung erhalten habe"
Auf ein Video, das der Premier-League-Kanal von Sky Sports postete und in dem TV-Experte Rob Green Paqueta "lächerliches Verhalten" vorwirft, reagierte der Kritisierte mit einer scharfen Replik: "Lächerlich ist, dass mein Leben und meine Karriere zwei Jahre lang beeinträchtigt wurden, ohne dass ich psychologische Unterstützung vom Verband erhalten habe. Vielleicht ist dieses lächerliche Verhalten nur ein Spiegelbild all dessen, was ich erdulden musste und offenbar weiterhin erdulden muss! Es tut mir leid, wenn ich nicht perfekt bin."
Die Vorgeschichte: Erst im Juli war Paqueta nach langwieriger Untersuchung vom Vorwurf der Spielmanipulation freigesprochen worden. Ihm hatte eine lebenslange Sperre gedroht. Der englische Fußballverband hatte den inzwischen 28-Jährigen beschuldigt, sich in vier Premier-League-Spielen absichtlich Gelbe Karten eingehandelt zu haben. Insofern war nur allzu erwartbar, in welche Richtung die Häme ging, die er seit Sonntag über sich ergehen lassen muss.
Rein sportlich schadete Paqueta seinem Team nicht nur gegen Liverpool, sondern auch mit seiner Sperre fürs Auswärtsspiel bei Manchester United am Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker). Dann geht es für die Hammers darum, über dem Strich zu bleiben, was derzeit nur wegen der besseren Tordifferenz gegenüber Leeds United gelingt.