Es gibt diese Tage, da passt alles zusammen. So wie am 6. September, als Altona 93 eines der größten Erlebnisse der letzten 50 Jahre zelebrieren konnte: den Auswärtssieg gegen den VfB Lübeck vor 3.600 Zuschauern im ehemaligen Zweitligastadion an der Lohmühle. Der Höhepunkt der Aufstiegseuphorie war erreicht, das Team stand als bester Hamburger Vertreter auf Platz sieben.
Das Problem für fast alle Aufsteiger der vergangenen Jahre: Es muss tatsächlich immer alles passen, um ein Regionalligaspiel zu gewinnen - und zwar Woche für Woche und nicht nur einmal im September. Der Kader ist im ersten Jahr meistens einfach nicht tief genug. Da reicht eine gute A-Elf nicht, zumal die Intensität - inklusive der gesteigerten Trainingsbelastung - zu Verletzungen und Sperren führt. Der Abwärtsstrudel ist programmiert. Dieser hat den AFC inzwischen auf einen Abstiegsplatz geführt. Seit dem Lübeck-Triumph lief Altona elfmal auf den Platz und verließ diesen nur einmal als Sieger, dafür neunmal als Verlierer. Und dieser Erfolg war auch noch hauptsächlich dem Gegner zu verdanken, als St. Pauli II eine 2:0-Führung verspielte.
"Lernen, lernen, lernen"
Dass der mit 82 Punkten als Hamburger Meister aufgestiegene AFC eine gute Startelf hat, die vielleicht sogar den Klassenerhalt schaffen könnte, wurde bewiesen. Doch von dieser war zur Mitte der englischen Woche bei der 1:5-Niederlage bei Werder Bremen II nicht viel zu sehen: Zwei Spieler fehlten gesperrt, zudem mussten aus gesundheitlichen Gründen Moritz Grosche, Nils Brüning, Emmanuel Ntsiakoh und Max Düwel passen, und Kapitän Pascal El Nemr kommt nach seinem Kreuzbandriss erst im nächsten Jahr zurück. So stehen dann eben Nachwuchsfußballer auf dem Platz, die schon im Hamburger Pokal bewiesen haben, dass sie selbst Siebtligisten wie Harburger TB (6:5 nach Elfmeterschießen) sowie Sternschanze und Wellingsbüttel (jeweils 3:1) nicht gerade beherrschen können. Für diese ist es dann sicherlich ein Erlebnis, wenn beim Gegner Nationalspieler wie Keke Topp und Isak Hansen-Arönen auflaufen - aber sportlich ist dann eben nichts mehr zu holen.
"Unser Motto lautet weiter lernen, lernen, lernen", sagte Co-Trainer André Trulsen, der in Bremen auch gesperrt war, "wir haben einen großen Kader, aber da sind ein paar Jungs mit Potenzial dabei, die sich erst entwickeln müssen. Und zuletzt hatten wir auch etwas Pech, dass die 50:50-Spiele zu unseren Ungunsten ausgingen."
Personal kehrt zurück
Von solcher Augenhöhe war in Bremen zumindest in der zweiten Hälfte nichts zu spüren. Und sie wird auch am Sonntag gegen Jeddeloh nicht zu erwarten sein, obwohl das Hinspiel erst in der Nachspielzeit verloren ging. Immerhin ein kleiner Hoffnungsschimmer: Routinier Marcell Sobotta feierte nach zweijähriger Verletzungspause ein Kurz-Comeback, und die zwei gesperrten Akteure kehren zurück.
"Natürlich wollen wir uns bei unseren Fans am liebsten mit Siegen bedanken. Es ist toll, wie sich die Zuschauerzahlen entwickelt haben und ich bei jedem Spiel neue Gesichter sehe", sagt Präsident Dirk Barthel (82). Seit 37 Jahren ist seine Firma Hauptsponsor, seit 26 Jahren steht er dem Verein ununterbrochen vor. Nun soll Barthel auf der Mitgliederversammlung am 25. November zum Ehrenvorsitzenden gewählt werden.