"Wir haben fußballerisch gut ins Spiel gefunden, durch ein Rieseninvest in der Defensive, und haben dann auch tolle Tore geschossen und fußballerisch überzeugt", analysierte Julian Nagelsmann im ZDF nach dem Kantersieg nüchtern, sparte aber auch nicht mit Lob für sein Team: "Das hat die Mannschaft ganz gut gemacht. Heute gibt es nichts zu meckern. Ich bin schon stolz, wie die Mannschaft gegen Widrigkeiten gekämpft hat. Wir hatten einen holprigen Start in die Quali, heute war Druck auf dem Kessel. Jeder hat ein extrem gutes Spiel gemacht und gearbeitet wie das rosafarbene Tier."
So sah es auch Rudi Völler. "Die erste Halbzeit war schon außergewöhnlich, wir haben sehr gut Fußball gespielt und gefühlt jeden Zweikampf gewonnen", sagte der DFB-Sportdirektor. Nagelsmann freute vor allen Dingen das Verhalten seines Teams auf dem Platz als Gruppe: "Wir haben in allen Situationen extrem guten Mannschaftsgeist gezeigt, sie haben sich selbst extrem gepusht auf dem Feld."
Nagelsmann lobt Baumann und "Riesenverlust" Mai
Direkt nach Spielende hatte es in der Kabine mit Trainerstab und Spielern noch zwei kleine Feiern gegeben. "Wir haben einen Riesenverlust zu verzeichnen. Thommy Mai, unser Zeugwart, ist schon seit 35 Jahren dabei und geht jetzt leider in die aber verdiente Rente. Ihm haben wir noch einen Gutschein für die USA geschenkt. Er darf da noch mitfliegen und dabei sein, ohne etwas machen zu müssen, und hoffentlich gute Spiele anschauen. Er ist ein extrem verdienter Mann für den DFB. Er arbeitet jeden Tag unfassbar. Deswegen mussten wir ihm einen gebührenden Abschied verschaffen."
Obendrein wurde auch Oliver Baumann zu seinem 10. Länderspiel geehrt. Auch er erhielt viel Lob vom Coach, der bei der einzigen Großchance der Slowakei im Spiel das zwischenzeitliche 1:1 mit einer starken Parade verhinderte. "Da muss er super viel reagieren, das war extrem eklig für einen Torwart. Er ist ein absolut toller Typ und zudem noch sehr bescheiden, der der Mannschaft viel gibt. Dazu ist er auch noch ein super Fußballer."
Was Baumanns Leistungen im Rennen um die Nummer eins für die WM bedeuten, wollte Nagelsmann indes nicht ausführen. "In der Aktualität sind wir sehr zufrieden mit ihm. Er macht es toll. Wir werden sehen, was im nächsten Jahr ist. Wir sind alle keine Hellseher." Wie bei den anderen Spielern gehe es auch im Fall von Marc-André ter Stegen ("Er ist jetzt schmerzfrei") erst einmal darum, sich im Klub durchzusetzen, "entweder in Barcelona oder bei einem anderen Team", so Nagelsmann.
Nagelsmann hält die Tür für die WM offen
Kleine Updates gab der Bundestrainer auch bei den anderen Verletzten: "Kai (Havertz; Anm. d. Red.) hat einen kleinen Rückfall gehabt, aber es geht ihm an sich gut und das Knie erholt sich ordentlich", meinte der 38-Jährige, der bei Havertz wie auch im Fall von Jamal Musiala auf die lange Ausfalldauer und Verletzungshistorie verwies. "Jamal hat keine großen Probleme mehr. Aber auch er muss, wie Kai, erst einmal im Klub zurückkommen." Auch Antonio Rüdiger habe keine ganz leichte Verletzung, "aber auch ihm geht es ganz gut", erklärte Nagelsmann.
Überhaupt seien zum jetzigen Zeitpunkt noch längst nicht alle Entscheidungen in Sachen WM-Kader gefallen. Daher sagt Nagelsmann: "Alle sind gefordert. Ich kann nur versprechen, dass ich die bestmögliche Auswahl zusammenstellen will. Wir haben ja auch Platz für mehr Spieler zur Verfügung, nicht mehr nur 20 Feldspieler, sondern 23." Als ein Beispiel nannte er Angelo Stiller. "Auch er darf sich berechtigte Hoffnungen auf die WM machen. Ich habe es jetzt noch nicht entschieden, aber die Tür ist definitiv nicht zu."