Nach neun Liga-Spielen ohne Sieg war das 3:1 beim HSC Hannover eine Erlösung - und das anschließende 2:1 gegen Phönix Lübeck sorgte für noch mehr Genugtuung. Die Zuversicht ist groß, dass sich BWL wieder auf dem Weg in Richtung Klassenerhalt befindet.
Hinter den Lohnern liegen enttäuschende und kräftezehrende Monate. Die Trennung von Coach Uwe Möhrle war für das Team ein "Weckruf", wie Kapitän Thorsten Tönnies es nennt; man sei "wachgerüttelt" worden. Und so setzte der klassische Trainereffekt ein. In Neidhart hat nun ein Mann das Sagen, der reichlich Erfahrung mitbringt. Den ersten Fokus legte der 57-Jährige auf mehr Ordnung und Stabilität im Spiel gegen den Ball. Das machte sich primär in den letzten beiden Partien bezahlt.
Was dabei auffällt: Das im Sommer neu formierte Team zieht jetzt auch auf dem Rasen an einem Strang. Während die Chemie in den ersten Spielen überhaupt noch nicht stimmte, untereinander viel gestikuliert und weniger motiviert wurde, tritt die Mannschaft nun geschlossener auf. Mit mehr Energie, mit mehr Leidenschaft. Neuzugang Luca Zander, der im Sommer vom SV Sandhausen kam und beim 2:1 gegen Lübeck sein erstes BWL-Tor erzielte, sagt dazu: "Durch die Energie, die wir jetzt gerade haben, zeigt sich auch die Qualität des Einzelnen noch mehr. Ich glaube, wenn wir das weiterhin so auf den Platz kriegen, dass jeder auch für sich selbst noch mal mehr glänzen kann."
Über den Kampf
Glanzmomente sind derzeit noch rar gesät, ein paar davon gab es aber schon - etwa als Duisburg-Leihgabe Jannik Zahmel in Hannover ein starkes Solo mit einem feinen Lupfer ins Tor krönte. Dass es ansonsten spielerisch noch Luft nach oben gibt, weiß auch Christian Neidhart. Er betont aber: "Es ist in unserer Phase wichtig, mit einfachen Sachen Punkte zu holen. Das Fußballerische kommt dann von ganz alleine." Zur kämpferischen Leistung seines Teams gegen Lübeck hielt er fest: "Das macht uns alle stolz, darauf können wir aufbauen."
Dass in der Mannschaft mehr Potenzial steckt, als es die Tabellensituation vermuten lässt, ist keine gewagte Hypothese. Das Team ist mit gestandenen Regionalliga-Spielern und Ex-Profis bestückt. Einer davon ist Zander - und der bekräftigt: "Wir haben wirklich sehr gute Spieler dabei, die vielleicht auch noch mal den Weg in eine höhere Liga gehen könnten." Lohne muss nach der miesen Hinrunde aber erst mal froh darüber sein, wenn es mit dem Klassenerhalt klappt. Gut möglich, dass im Winter noch mal Veränderungen am Kader vorgenommen werden.
Weg vom Feierabendfußball?
Parallel möchte der Klub nach und nach weitere Schritte in Richtung Professionalität gehen. Im ersten Schritt hat Neidhart eine feste vierte Trainingseinheit pro Woche in den Plan aufgenommen. Die Mannschaft zieht mit, wenngleich die Berufstätigen irgendwann an ihre Grenzen stoßen dürften. Man möchte ein bisschen weg vom Feierabendfußball, anders lässt sich die Verpflichtung von Neidhart nicht deuten. Der Coach, der angesichts der für ihn ungewohnten Abend-Trainingszeiten augenzwinkernd von einer "Nachtschicht" spricht, sagte erst kürzlich: "Ich soll und will den Verein fordern. Aber es muss sich im Rahmen bewegen."
Zunächst steht ohnehin die nahe Zukunft im Vordergrund. Und hier heißt die nächste Aufgabe Hannover 96 II. Am Freitag um 19.30 Uhr ist BW Lohne im Eilenriedestadion zu Gast. Die Vorzeichen stehen gut: Im Hinspiel gab es einen der seltenen Erfolge (2:1) und BWL reist zudem mit dem Rückenwind aus zwei Siegen an. Es winkt der Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz.