Leon Deichmann blickte am Freitagabend rasch wieder nach vorn. Die Enttäuschung über die 0:2-Niederlage gegen den SV Meppen war dem Oldenburger Kapitän anzusehen, doch das Resultat im Topspiel soll fix abgehakt werden. "Den Jungs habe ich gesagt, dass ich am Samstag keinen Kopf mehr hängen sehen will", berichtete der Innenverteidiger. "Wir spielen am Dienstag wieder. Wenn wir beide Nachholspiele gewinnen, sind wir mit einem Punkt vorn. Dann können die hier feiern, wie sie wollen, aber wir sind dann immer noch Tabellenführer. Das ist das Ziel."
Mit einem Sieg hätte der VfB den Erzrivalen wieder überholen können. Allerdings wirkten die Oldenburger im mit 10.000 Zuschauern ausverkauften Marschwegstadion gehemmt. Im ersten Durchgang waren sie zu anfällig für die Umschaltmomente der Meppener. Der Offensive um Mittelstürmer Mats Facklam fehlte wiederum die Durchschlagskraft. "Ich finde nicht, dass wir scheiße gespielt haben. Ich finde aber, dass wir ein bisschen Schiss hatten", konstatierte Linksverteidiger Nico Knystock. "Es waren ein bisschen viele lange Bälle. Wir haben nicht unser Spiel von hinten raus gemacht."
"Leidenschaftlicher Gegner"
Die Emsländer lieferten in der Defensive einen energischen Auftritt ab. Oldenburgs Trainer Dario Fossi sah in der "zerfahrenen Partie" einen "Gegner, der leidenschaftlich verteidigt hat". Der "Meppener Mourinho-Stil" mit ausgeprägtem Zeitspiel ab Beginn des zweiten Durchgangs, das Schiedsrichter Marco Scharf mit einer zehnminütigen Nachspielzeit goutierte, verhinderte zudem, dass die Oldenburger im Angriff den Rhythmus finden. Oliver Schmitts Schuss in der 9. Minute zum 1:0, bei dem Louis Hajdinaj den Ball noch abfälschte, bezeichnete Knystock als "Bumstor". Thorben Deters sorgte in der 82. Minute für die Entscheidung.
„Ich finde nicht, dass es sich gehört, auf die Bank zu rennen und den Trainer anzujubeln.“ (Dario Fossi über Oliver Schmitt)
Die Rivalität zwischen beiden Klubs zeigte sich im Anschluss: Der bereits ausgewechselte Schmitt rannte nach dem Treffer vor die Oldenburger Bank und provozierte Fossi. Hierfür sah er von Scharf die Gelb-Rote-Karte. "Oliver Schmitt geht nicht jubelnd zu seinen Fans, sondern zu mir. Der Schiedsrichter hat es zum Glück gesehen", erläuterte Fossi, der ebenfalls eine Gelbe Karte kassierte, auf Nachfrage seine Sicht auf die Szene. "Der soll sich am 34. Spieltag vielleicht freuen, wenn Meppen ganz oben ist. Ich finde nicht, dass es sich gehört, auf die Bank zu rennen und den Trainer anzujubeln."
Alles in der eigenen Hand
Dass im Emsland am 17. Mai, dem Tag des letzten Spieltags, gefeiert wird, will der VfB zwingend unterbinden. Stattdessen soll die große Aufstiegsparty in Oldenburg steigen. "Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass wir am Ende die bessere Mannschaft sind", betonte Knystock. "Natürlich tut es heute weh, aber wir haben alles in der eigenen Hand und dürfen uns nicht aus der Ruhe bringen lassen."
Gewinnt der VfB seine beiden Nachholspiele gegen den FC St. Pauli II und den VfB Lübeck, könnte er an Meppen vorbeiziehen. Bei der Partie gegen die Kiezkicker am Dienstag muss Fossi auf zwei gesperrte Akteure verzichten. Ngufor Anubodem, der nach wochenlanger Verletzungspause in der 66. Minute eingewechselt wurde, kassierte in der 86. Minute für sein hartes Einsteigen gegen Luis Sprekelmeyer einen Platzverweis. "Für mich war das keine Rote Karte", so Oldenburgs Sport-Geschäftsführer Sebastian Schachten. Zudem sah Julian Boccaccio die fünfte Gelbe Karte.
"Wir fahren nach Hamburg, um St. Pauli zu schlagen, damit die Lücke nach oben etwas geringer wird", sagte Fossi am Freitagabend. Für die Oldenburger geht es nun darum, sich nochmal für eine Woche zu straffen, um durch Siege am Dienstag und am Samstag im Heimspiel gegen den HSV II mit einer aussichtsreichen Ausgangsposition in das kommende Jahr zu starten - und den Gewinn der Meisterschaft weiterhin in der eigenen Hand zu haben.