Fehlercode: %{errorCode}

Per WhatsApp zum Afrika-Cup: Ex-Bremer Lorenzen stürmt für Uganda

kicker

Sein letztes Bundesliga-Spiel datiert aus dem April 2016. Ähnlich lange war auch das letzte Länderspiel für Uganda von Melvyn Lorenzen her, als er sich im Oktober 2025 entschied, sein Handy in die Hand zu nehmen, um dem Verband eine WhatsApp-Nachricht zu schicken. "Ich habe ihnen geschrieben, dass ich in Thailand spiele und dazu mein Highlight-Video rübergeschickt", erzählt er. "Ich habe auch gesagt, dass ich verfügbar wäre, für was auch immer ansteht."

Und es dauerte nicht lange, dann flatterte tatsächlich die Einladung rein für die November-Freundschaftsspiele gegen den Tschad und Marokko. Lorenzen kehrte im Alter von 31 in den Kreis der Nationalmannschaft Ugandas zurück. Den belgischen Coach Paul Put lernte er erst im Hotel kennen.

Erster Bundesliga-Einsatz für Werder 2013

Lorenzen ist in London geboren, als Sohn eines ugandischen Vaters und einer deutschen Mutter. Seine Eltern trennten sich, als Melvyn fünf Jahre alt war, seine Mutter nahm ihn mit zurück nach Deutschland. Dort durchlief er die Nachwuchsakademie von Holstein Kiel und schaffte 2013 den Sprung in den Bundesliga-Kader von Werder Bremen. Im Dezember 2014 erzielte der damals 20-Jährige gegen Hannover 96 sogar sein erstes Tor im deutschen Oberhaus. Damals spukte ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es eines Tages für die DFB-Elf reichen könnte.

Der endgültige Durchbruch in Bremen gelang aber nicht. Inzwischen war Lorenzen auch wieder in Kontakt mit seinem Vater getreten und besuchte erstmals Uganda. Es folgten weitere Besuche bei der Familie in Afrika und auch der Fußballverband des Landes wurde auf ihn aufmerksam. 2016 wagte er das Abenteuer und sagte eine Reise zum Freundschaftsspiel gegen Simbabwe zu. "Sie meinten zu mir: Flieg einfach rüber, schau es dir an, lern die Mannschaft und den Trainer kennen."

Doch auf der Reise stellte Lorenzen schnell fest, dass rund um das Nationalteam noch viel fehlte zu professionellen Strukturen. Er legte diese Karriere erstmal auf Eis. Seine Klub-Laufbahn sorgte aber schon dafür, dass er viel in der Welt herumkam. Er schnürte die Schuhe in den Niederlanden, in der Ukraine, in Indonesien, ehe er über Irland und Regionalligist Wormatia Worms 2023 in Thailand landete. Dort wurde er sesshaft - auch wenn er im dritten Jahr bereits für den dritten thailändischen Klub spielt. "Ich habe das Land vor der Länderspiel-Reise jetzt im November nicht verlassen, ich war seit 2023 nicht mehr in Deutschland", erzählt Lorenzen.

Afrika-Cup als Bühne für Europa-Rückkehr?

Lorenzen ist mittlerweile im dritten Jahr in Asien aktiv und nun, mit 31, packte ihn auch nochmal das Fieber, das Land seines Vaters zu vertreten. Die Aussicht, am Afrika-Cup in Marokko teilzunehmen, klang sehr verlockend. Und schon bei den Freundschaftsspielen im November stellte er fest, dass sich viele Strukturen im ostafrikanischen Land weiterentwickelt haben.

Bei Trainer Put hat der Offensivakteur nachhaltigen Eindruck hinterlassen. So sehr, dass er ihn nun auch in sein finales Aufgebot für den Afrika-Cup berief. Mit seiner Physis soll er die Offensive der "Cranes" beleben. Wegen der kurzfristig nach hinten verschobenen FIFA-Abstellungsperiode verpasste Lorenzen zwar den Beginn des Trainingslagers, gemeinsam mit den in Europa aktiven Spielern stieß er direkt in Marokko zum Team.

Für das Turnier hat sich Lorenzen einiges vorgenommen: "Das Weiterkommen in der Gruppe ist auf jeden Fall das Ziel. Die Jungs haben es in der WM-Qualifikation richtig gut gemacht und gute Ergebnisse gegen große Nationen geholt. Wir sind die Underdogs in der Gruppe mit Nigeria, Tunesien und Tansania, aber es kommen auch die besten Drittplatzierten weiter und somit ist alles möglich."

In Marokko will Lorenzen aber auch Eigenwerbung betreiben. Denn er wäre durchaus bereit für eine neue Aufgabe, auch eine Rückkehr nach Europa ist für ihn interessant. Dafür würde eine Erfolgsgeschichte mit Uganda beim Afrika-Cup sicherlich hilfreich sein.