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Pieckenhagen stellt sich beim OFC vor: "Muss aufpassen, dass ich nicht verklagt werde"

kicker

Wer von Mitte der 90er-Jahre bis 2011 den Fußball verfolgt hatte, der weiß: Martin Pieckenhagen steht für Emotionen, war alles, nur kein aalglatter Profi. Mittlerweile ist Pieckenhagen 53 Jahre alt und seit Freitag neuer Sport-Geschäftsführer bei Kickers Offenbach. Der ehemalige Sport-Vorstand von Hansa Rostock übernimmt einen Klub, dem die Zahl 13 momentan auf gleich zwei Arten begegnet: Zum einen wartet der DFB-Pokalsieger von 1970 seit so vielen Spielzeiten auf die Rückkehr in die 3. Liga, zum anderen trägt der aktuelle Tabellenplatz diese Zahl. Anspruch und Wirklichkeit klaffen somit weit auseinander, weswegen ab sofort Pieckenhagen statt Christian Hock die Wende anvertraut wird.

Bei seiner Vorstellung am Freitag betonte Pieckenhagen mehrmals, dass er sich in den nächsten Wochen erst mal selbst ein Bild von den Gegebenheiten machen wolle. Trainer Kristjan Glibo sitzt demzufolge vorübergehend fest im Sattel, und sämtliche Mitglieder des durch Verletzungen dezimierten Kaders haben eine neue Bewährungschance. Doch schon jetzt schimmert durch die Worte des neuen Sport-Geschäftsführers die klare Botschaft, dass es so nicht weitergehen könne und jeder Einzelne mehr investieren sollte. "Die Jungs hier müssen das verinnerlichen, dass das hier eine Riesenchance ist", stellt Pieckenhagen fest und warnt die Spieler auf diese Weise davor, ihre Karriere leichtfertig zu gefährden. "Denn dann guckst du dich irgendwann mit 35 an, spielst immer noch in der Regionalliga, in der du schon mit 18 gespielt hast, weil du nicht alles dafür getan hast, dem Sport alles unterzuordnen."

Bei jeder Trainingseinheit wolle Pieckenhagen in nächster Zeit dabei sein und auch die Sinne schärfen. Als Spieler habe er Teamkollegen noch direkt und selbst in den Allerwertesten treten können, doch jetzt müsse er etwas vorsichtiger zu Werke gehen. Pieckenhagen augenzwinkernd: "In dieser Position ist das jetzt schwieriger, das muss ich hinter verschlossenen Türen machen und aufpassen, dass ich nicht verklagt werde."

Leidenschaft statt Tiki-Taka

Pieckenhagen, der von sich selbst sagt, dass er bei seiner Wahrnehmung von Fußball eher über Leidenschaft, Gier und Engagement und weit weniger über Tiki-Taka komme, möchte dem hessischen Traditionsklub die Sehnsucht nach der 3. Liga erfüllen. "Wir sind aber keine Zauberer", stellt der 53-Jährige klar, da mögliche Veränderungsprozesse im Kader Zeit bräuchten. "Wir haben im Winter eine halbe und im Sommer eine ganze Transferperiode." Und in diesem Zusammenhang stelle sich immer die Frage, welche Spieler auf dem Markt wären und welche Spieler man im Gegenzug überhaupt abgeben könne. Vielleicht sind auch gefühlte Neuzugänge aus den eigenen Reihen ein Schlüssel zum Erfolg. Pieckenhagen kündigt zumindest an: "Ich muss noch mit dem medizinischen Staff reden, über den Stand bei den vielen Verletzten. Da geht es darum, abzuklären, wann die Jungs zurückkehren."

Mit Pieckenhagens Amtsübernahme kehrt Hans-Jürgen Boysen ins hintere Glied zurück, der nach der Trennung von Hock vertretungsweise die sportlichen Geschicke am Bieberer Berg gelenkt hatte. Geht es nach Präsident Joachim Wagner, wird der frühere OFC-Trainer und aktuelles Aufsichtsratsmitglied im Alter von 68 Jahren noch mal wichtig: "Es hat nichts mit Misstrauen zu tun, aber künftig wollen wir im sportlichen Bereich lieber ein Sechs- oder Acht-Augen-Prinzip anstatt nur ein Vier-Augen-Prinzip."

Bis zur Winterpause ist Kickers Offenbach noch dreimal im Einsatz. Bereits am Samstag visiert der OFC das Ende seiner Serie von vier Regionalliga-Spielen in Folge ohne Sieg an. Auch wenn Pieckenhagen bei seiner Vorstellung betonte, dass man aufgrund von Tradition und modernem Stadion nicht automatisch Favorit in jedem Ligaspiel sei, erwarten wohl die allermeisten Fans nichts anderes als einen Heimsieg gegen den Vorletzten Bahlinger SC.