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Rühls Aufbauarbeit in Gebenbach: "Ein zweischneidiges Schwert"

kicker

Dass Markus Kipry bei der DJK Gebenbach Mitte September als Trainer zurücktrat, kam einem kleinen Paukenschlag gleich. Schließlich hatte sich die Truppe unter dem 50-Jährigen noch wenige Wochen zuvor in einer verrückten Relegation zunächst den Klassenerhalt in der Bayernliga Nord gesichert und auch die letzten beiden Partien unter seiner Regie siegreich gestalten können. Die Oberpfälzer waren somit Mitte der Vorrunde auf Trainersuche - und letztendlich Profiteur einer seltenen Situation: Denn Regionalligist VfB Eichstätt hatte sich auf der Position des Übungsleiters recht überraschend neu orientiert. Deren letztjähriger Meistermacher Dominic Rühl war somit auf dem Markt - und sagte der DJK nach wenigen Gesprächen direkt zu.

"Es ist erst das zweite Mal, dass ich unter der Saison übernehme", erklärt der 40-Jährige im Hinblick auf seine schon fast zwei Jahrzehnte währende Karriere als Coach. Und noch eine Besonderheit weist das Engagement beim Dorfverein auf: "In den letzten elf Jahren bin ich nie weniger als eine Dreiviertelstunde zum Training gefahren, jetzt sind es maximal 17 Minuten", schmunzelt Rühl ob der kurzen Zeiten im Auto. Die gewonnene Zeit wurde allerdings direkt anderweitig aufgefressen: Videostudium des eigenen Spiels, Kennenlernen des Kaders sowie die Gegneranalyse standen auf dem Programm, um sportlich direkt den bestmöglichen Fahrplan entwickeln zu können.

Spagat direkt perfekt gemeistert

Denn rein tabellarisch stand die DJK zu diesem Zeitpunkt im unteren Drittel - keine einfache Situation zum Einstieg. "Für mich ist es ein zweischneidiges Schwert: Einerseits brauchen wir Punkte, andererseits will ich als Trainer so schnell wie möglich gewisse Prinzipien mitgeben, die mir wichtig sind", erklärt Rühl. Doch weil sich die Jungs "sehr lernwillig" zeigten, gelang der Spagat nahezu perfekt. Gleich vier Partien blieben die Gebenbacher nach dem Antritt des A-Lizenz-Inhabers ohne Gegentor und schlugen unter anderem den Tabellenführer aus Neumarkt (2:0) sowie Regionalliga-Absteiger FC Eintracht Bamberg (1:0). Generell habe seine Truppe in jenen Partien "sehr wenige Chancen zugelassen" - ein erster Beleg, dass die defensiven Prinzipien bereits "ganz gut verinnerlicht" sind.

Ganz rund läuft der Motor nach wenigen Wochen gemeinsamer Arbeit jedoch verständlicherweise noch nicht - zuletzt gab es gegen Stadeln (0:2) und Regensburg II nach einem Last-Minute-Gegentor (1:1) nur einen Zähler. "Da haben wir uns eher selbst bestraft", sieht der Coach seine Elf weiterhin auf einem guten Weg, der aber vor allem in der Offensive noch Optimierungspotenzial bietet: "Hier müssen wir natürlich zulegen. Das heißt: Mehr Kontrolle übers Spiel haben und mehr Torchancen rausspielen. Und es gilt, diese dann auch zu nutzen. Ich bin da allerdings pragmatisch: Gebenbach war keine Mannschaft mit ganz breiter Brust - und eine solche ist fürs Offensivspiel noch mehr nötig als für die Defensive."

Maximum mit Gewinnermentalität erreichen

Steht die Defensive weiterhin so stabil wie zuletzt, könnten aber auch wenige erzielte Tore zum Ziel führen. Das lautet nach dem schwierigen Saisonstart Klassenerhalt, oder? "Ehrlicherweise beschäftige ich mich nicht mit der Tabelle. Es ist eine Floskel und doch richtig: Ich beschäftige mich mit dem nächsten Spiel - und davon wollen wir möglichst jedes gewinnen. Was dabei rauskommt, sehen wir nach dem 32. Spieltag", schiebt Rühl die Tabelle beiseite. Viel eher ginge es darum, den "gemeinsamen Nenner" mit der Mannschaft zu finden - schließlich war der 40-Jährige bei der Kaderzusammenstellung noch nicht beteiligt. Das Ziel auf Dauer ist für den Coach dagegen eindeutig: "Ich möchte ganz klar die Gewinnermentalität aus Eichstätt reinbringen."

Mit dem VfB stieg der Übungsleiter in der vergangenen Saison nach zwei Jahren Zusammenarbeit bekanntlich als Meister in die Regionalliga auf. Die DJK war ihrerseits 2023 in der Relegation zur vierten Liga vertreten - ist der gemeinsame Weg somit vorgezeichnet? "Wer mich kennt, weiß, dass ich stets das Maximum rausholen will. Das heißt jedoch nicht, dass wir gleich um die Meisterschaft mitspielen. Viel eher gilt es erst mal zu stabilisieren und Prinzipien reinzubringen und in der nächsten Saison darauf aufzubauen", lautet die Skizzierung der weiteren Schritte. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die Zusammenarbeit mit Gebenbach ist längerfristig ausgelegt. Wie schnell die Truppe tatsächlich in die oberen Sphären des Tableaus zurückkehren kann, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Rühl und Gebenbach ist eine der spannendsten Konstellationen der Bayernliga.