Das Verhältnis zwischen Trainer Christian Ilzer und seinem extrem ehrgeizigen Star war schon deutlich angespannter als zurzeit. Man erinnere sich nur an Andrej Kramarics Brandrede nach dem 0:5 in München in der Vorsaison. Vor dieser Spielzeit wurden die Fronten geklärt und die Rolle des Kroaten in dieser neu zusammengestellten Mannschaft definiert und abgesteckt. Dazu gehört auch, dass der lange Jahre gesetzte Topstar sich nun stärkerer Konkurrenz erwehren und sich hin und wieder auch mal hinten anstellen muss.
Erfahrenster Feldspieler der TSG
Das könnte durchaus auch am Samstag gegen den Hamburger SV der Fall sein, auch wenn Kramaric vor seinem 300. Bundesligaspiel für Hoffenheim steht. Damit ist er der Feldspieler mit den meisten Einsätzen für die Kraichgauer im Oberhaus. Mit 129 Toren ist er zudem Rekordtorjäger der TSG, mit 68 Assists zudem bester Hoffenheimer Vorbereiter. Sollte er gegen den HSV drei Scorerpunkte sammeln, würde er ein doppeltes Jubiläum feiern. Dann hätte der Offensivspieler 200 Scorerpunkte auf dem Konto.
"Seine Scorerpunkte und Werte sprechen für sich. So wie ich ihn erlebe, kommt das nicht alleine aufgrund von Talent oder Begabung, er ist zudem einfach ein Topprofi, der es versteht, permanent und unermüdlich an seiner Begabung und seinen Fähigkeiten wirklich im Detail zu arbeiten", hebt Ilzer diesen Spieler besonders hervor, "das macht dann den Unterschied zwischen einem Spitzenleister und einem Spieler, der es eben nicht schafft, das maximale Potenzial aus sich rauszuholen. Da ist Andrej ein Vorbild für uns alle aufgrund seiner Professionalität, aufgrund seiner Detailarbeit. Er ist zudem ein extremer Winnertyp, da lässt er keinen Millimeter nach im Laufe der Zeit."
"Hamburg hat mehrere Waffen, um dir wehzutun"
Logisch, dass sich ein derart Getriebener nicht gerne auf die Bank setzt. Dennoch nimmt der Routinier bislang die neue Rolle klaglos und voll motiviert an. "So wie ich es erwarte", betont Ilzer, "es gibt eben nicht nur elf Startspieler, es gibt einen Kader von 25 Spielern, die sich matchen und unter der Woche ihr Bestes geben, damit wir am Wochenende erfolgreich sein können. Er ist ein wichtiger Teil dieser Mannschaft und geht absolut professionell damit um."
Ganz bewusst habe die TSG auf diese Konstellation gesetzt. "Natürlich gibt es jetzt diese Mischung aus Spielern, denen die Vergangenheit hier gehört hat und Spielern, die eine große Zukunft vor sich haben", erklärt der Österreicher, "es ist nötig, beide Teile gut miteinander zu verbinden. Daher haben wir einen großen Konkurrenzkampf, und der ist unabhängig von einem Jubiläumsspiel. Da geht es um die bestmögliche Startelf für dieses Spiel, in dem wir auch noch von der Bank Kräfte brauchen, um zulegen zu können." Egal wie diese heißen.
Bernardo fehlt gelbgesperrt
Wie sich die spezielle Konstellation im Fall Kramaric über diese Saison hinaus entwickelt angesichts des auslaufenden Vertrages und den anstehenden Gesprächen, bleibt davon erst mal unberührt und abzuwarten.
Sicher ist Ilzer, dass mit dem Aufsteiger eine knifflige Aufgabe wartet. "Ein emotionaler Großklub mit einer spannend zusammengestellten Mannschaft", so der 48-Jährige, "ein Team, das mehrere Waffen im Repertoire hat, um dir wehzutun. Durchweg mit schnellen Spielern bestückt mit einer guten Konterstärke, das aber auch sehr variables Positionsspiel pflegt und auch bei Standards seine Qualitäten hat. Ein Team, gegen das es einen exakten Plan und exakte Spielweise braucht. Wir wollen wieder mit einer Grundspannung und Aggressivität ins Spiel gehen, um dem Gegner zu zeigen, wie ungut ist, gegen uns zu spielen."
Ersetzen müssen die Hoffenheimer diesmal den gelbgesperrten Linksverteidiger Bernardo. "Es gibt mehrere Möglichkeiten, wir können Albian Hajdari rausschieben, wie wir es schon das eine oder andere Mal gemacht haben", so Ilzer, "wir haben mit Alexander Prass und Valentin Gendrey weitere Optionen auf dieser Seite. Es gilt zu schauen, wer bietet sich in der Woche an und was ist für die Spielweise des Gegners die beste Variante."
Und wer weiß, vielleicht steht Kramaric dann ja doch in der Startelf...