Natürlich wieder ein Unentschieden. Zum Abschluss der Hinrunde hat die SGB den Ruf der Remiskönige - es war bereits die achte Punkteteilung - bestätigt und kann mit dem eroberten Punkt am Bornheimer Hang deutlich mehr leben als in den anderen Spielen dieser Saison. "Die Unentschieden nerven", sagt zwar Trainer Daniyel Cimen, der ebenso die Serie von sechs Spielen in Folge ohne Siege kennt und weiß, dass sein Team mitten im Abstiegskampf steckt.
Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass die Trauben beim FSV hoch hingen. Vor Selbstvertrauen strotzten die Frankfurter zuletzt, daraus machte deren Trainer Tim Görner keinen Hehl. Und statt Glückwünsche nach intensiven 90 Minuten entgegenzunehmen, sprach er diese Cimen aus und zollte Respekt für den Auftritt der Osthessen.
Barockstadt zeigte ein gutes Auswärtsspiel, einen leidenschaftlichen wie emotionalen Auftritt und verdiente sich damit den Zähler. Vor der Halbzeit war die SGB tonangebend, "nach der Pause mussten wir in mancher Phase leiden", erkannte Cimen, der vier personelle Wechsel in der Startelf vornahm und unter anderem Samuel Zapico ins Tor stellte. Dieser lieferte eine tadellose Leistung, parierte mehrere Hochkaräter der Hausherren und hatte nur bei Cas Peters Führung keine Chance. Ob der Torwartwechsel ein Fingerzeig für die kommenden Spiele ist? Zumindest darf der Stammtorhüter der vergangenen Saison berechtige Hoffnungen haben, auch bei den Stuttgarter Kickers zwischen den Pfosten zu stehen. Dort, wo er vor etwas mehr als einem Jahr die Gelb-Rote Karte nach Abpfiff sah, weil er seinen Glauben ausübte und die Kickers-Fans und Spieler das als Provokation wahrnahmen.
"Wollen uns nichts vorwerfen lassen"
Den Schock des Rückstands verkrafteten die Gäste, übernahmen die Spielkontrolle bis zur Pause und erarbeiteten sich durch einen couragierten Auftritt strittige Situationen. Tim Korzuschek empfand im Fünfmeterraum einen Fußtreffer, der das mögliche 1:1 verhinderte. Das holte der Flügelspieler kurz darauf per Kopf nach, ehe die strittigste Szene kam. Leon Pomnitz spielte den Ball aufs Tor und wurde einen Bruchteil später von FSV-Keeper Louis Held abgeräumt. Für alle Barockstädter ein klarer Elfmeter, nicht aber für Schiedsrichter Sebastian Hilsberg. Die Folge: Vier Gelbe Karten fürs Reklamieren: zwei für Spieler, zwei für die Bank. Diese unterstreichen, dass die SGB nicht nur auf dem Platz leidenschaftlich auftrat. "Die Linie des Schiedsrichters war kleinlich, weshalb ich es nicht verstehen kann, dass das kein Elfmeter ist. An der Szene und den Verwarnungen zeigt sich, wie brutal emotional es ist", meint Cimen.
Trotz dessen war der SGB-Coach angetan vom Auftreten seiner Mannen: "Die Art und Weise stimmt mich nach wie vor positiv. In der Spielvorbereitung hatten wir gesagt: Egal was passiert, wir wollen uns nichts vorwerfen lassen. Das ist den Jungs gelungen. Natürlich ist die Gesamtsituation nicht einfach, aber die Mannschaft ist reflektiert und der Austausch untereinander immer vorhanden."
Die emotionale Spielweise - Korzuschek feierte schon nach einer Minute einen gewonnenen Zweikampf an der Seitenlinie lautstark ab - sei ein Teil der Ansprache gewesen. Mit genau jenen Werten muss Barockstadt auch am Samstag in Degerloch auftreten. Bei einem Gegner, der in dieser Saison ebenfalls nicht so performt, wie sich Stuttgart das vorgestellt hat. Vielleicht passt es ins Bild, dass Barockstadt und die Kickers eine Freundschaft unter den Spielern pflegt. Diese wird gewiss für 90 Minuten ruhen.