"Wer für dieses Spiel nicht motiviert ist, sollte mit dem Fußballspielen aufhören", sagt Heinrich Losing, Trainer des Oberligisten SV Sonsbeck. Das Viertelfinale im Landespokal ist für den kleinen Klub vom Niederrhein ein willkommenes Highlight und eine Abwechslung vom schwierigen Liga-Alltag. Die Partie steigt am Sonntag um 13:30 Uhr im Willy-Lemkens-Sportpark. Losing rechnet mit rund 3.000 Zuschauern - ein ausverkauftes Haus: "Für uns ist das ein Zuschauerrekord." Ein Heimrechtstausch sei zwar diskutiert worden, doch der MSV drängte nicht darauf: "Die Duisburger waren sich nicht sicher, ob über 10.000 Leute kommen. Und sie wussten, dass wir so ein Spiel auch stemmen können."
Die Form verloren
In der Oberliga Niederrhein steckt Sonsbeck nach gutem Start im Abstiegskampf. Sechs Spiele ohne Sieg und nur ein Punkt von 18 möglichen spiegeln die aktuelle Krise wider. "Wir haben die Form ein bisschen verloren - das zeigt sich in den Ergebnissen", sagt Losing. Der kleine Kader verschärft die Lage, mehrere Stammkräfte fallen aus: Tymoteusz Miller (Mittelfußbruch) ist für die Hinrunde raus, Lorik Rama erhielt nach sechsmonatiger Pause zuletzt seine ersten Minuten, Leon Hammerschmidt kam bislang noch nicht zum Einsatz. "Das haut uns im Moment um. Jetzt müssen wir uns irgendwie in die Winterpause retten", so Losing.
Im vergangenen Ligaspiel beim TSV Meerbusch (0:2) verletzte sich Rechtsverteidiger Tobias Meier. Auf der Torwartposition gab es ebenfalls Rückschläge: Jan Fauseweh, neu vom SC St. Tönis, brach sich kurz vor Saisonstart den Arm und steht erst seit zwei Partien wieder im Kasten. "Er hat noch nicht die hundertprozentige Sicherheit - aber das ist normal." Aktuell arbeitet Losing mit 18 Feldspielern, darunter einige, die erst aus Verletzungen zurückkommen.
Trotz der Personalsorgen will Losing mutig auftreten: "Ich bin grundsätzlich ein Typ, der auch sagt, dass man vorn zustellen und den Gegner stressen muss - auch mit Risiko." Gleichzeitig weiß er um die Kräfteverhältnisse: "Wenn der MSV gegen Borussia Dortmund spielt, kann der MSV so viel nach vorn spielen, wie er will - irgendwann wirst du reingedrückt. Das ist automatisch so."
Freundschaft mit MSV-Coach Hirsch
Die Partie ist zudem ein Wiedersehen alter Bekannter: Losing und MSV-Trainer Dietmar Hirsch (wohnt in Kamp-Lintfort, nur wenige Kilometer von Sonsbeck entfernt) haben zwar nie zusammengearbeitet, kennen sich aber seit Jahren. Nach der Auslosung standen beide sofort in Kontakt, um einen Termin zu finden. Über Hirsch sagt Losing: "Er ist authentisch, steht zu seiner Mannschaft und verteidigt sie. Ich finde das toll."
Auch den MSV selbst lobt er: "Ich glaube, der Abstieg hat dem MSV sogar besser getan. Es wurden die richtigen Stellschrauben gedreht, der Verein ist wach geworden. Sie haben Spieler behalten, die wissen, was der Verein bedeutet, und neue Spieler dazu geholt, die für den Erfolg brennen. Zwischen Trainerteam und Mannschaft passt alles."
Bereits im Sommer trafen beide Teams in einem Testspiel aufeinander. Sonsbeck hielt lange gut mit, verlor am Ende aber 0:6: "In der Partie haben wir lange richtig gut mitgehalten. Erst als sie viele frische Leute gebracht haben, hat man den Unterschied gemerkt." Im Vorjahr stand Sonsbeck im Pokal gegen Rot-Weiss Essen kurz vor einer Viertelfinal-Überraschung: Bis in die Schlussphase führte der SVS 1:0, ehe der Favorit die Partie noch drehte (Endstand 1:3). "Natürlich hat uns das geärgert, aber am Ende überwog der Stolz", verrät Losing.
Auch persönlich hat er Erinnerungen an den MSV: 2014 erzielte er als Spieler des SV Hönnepel-Niedermörmter in der dritten Runde des Niederrheinpokals in der Duisburger Arena das Tor zum 1:2-Anschluss. Am Ende verlor der Außenseiter zwar mit 1:6, doch Losing erinnert sich gerne an den Moment: "Vor so einer großen Kulisse ein Tor zu erzielen, das ist schon etwas Besonderes." Ein YouTube-Video oder die Anekdote werde er seinen Spielern nicht näherbringen - Motivation für Sonntag sei ohnehin nicht nötig.