Die Nachspielzeit eingerechnet, durfte Erzgebirge Aue am Sonntagabend über 60 Minuten in Überzahl gegen den FC Ingolstadt spielen. Die Schanzer mussten nach der diskutablen Roten Karte für Julian Kügel ab der 33. Minute mit einem Mann weniger spielen und tatsächlich gelang es Aue, daraus im zweiten Durchgang Kapital zu schlagen. Aus der kurz vor dem Platzverweis auf ebenfalls strittige Weise zustande gekommenen Gäste-Führung wurde nach Treffern von Marvin Stefaniak und Jonah Fabisch eine 2:1-Führung.
Aus dem ersehnten Dreier, der Aue sportlich zumindest nach Punkten mit Regensburg hätte gleichziehen lassen und dem Umfeld nach dem viel diskutierten Banner-Klau atmosphärisch etwas Aufschwung hätte geben können, wurde nichts. Denn mit der eigenen Führung im Rücken ließ sich Aue plötzlich von zehn Ingolstädtern bedrängen - und das 2:2 durch Jonas Scholz einschenken.
"Du kommst gut zurück, gehst in Führung, bestimmst das Spiel, rutschst dann plötzlich hinten rein und kassierst das 2:2 - das ist unerklärlich", ärgerte sich ein sichtlich frustrierter Stefaniak bei MagentaSport. "Es tut einfach weh, dass es so passiert. Ich bin auch ein bisschen sprachlos."
Für den 30-jährigen Routinier stand der Ausgang sinnbildlich für so viele Spiele in der laufenden Saison. "Es tut einfach weh, wie die Mannschaft bestraft wird. Das ist für uns Mist, für das Umfeld Mist, für den Erzgebirge-Kreis Mist. Gerade zur Adventszeit hätte das heute jeder definitiv verdient gehabt", betonte der zweimalige Drittliga-Meister.
Der verpasste fünfte Saisonsieg wirkt sich insofern aus, dass Aue nach 17 Spielen zwei Punkte Rückstand auf das rettende Ufer hat. "Ein Dreier wäre natürlich super gewesen, der war heute drin. Wir stehen weiter unter dem Strich, und deshalb bleibt die Situation schwierig", fasste Cheftrainer Jens Härtel die Misere zusammen - weshalb sich auch wieder die Frage nach dessen Zukunft stellt. Schon unter der Woche hatte der FCE-Vorstand in einem Statement "keine Garantien" vergeben wollen, was sich in vielerlei Hinsicht interpretieren ließ.
„Haben wir alles getan, um diese drei Punkte hier zu behalten?“ (Marvin Stefaniak)
Härtel ging darauf nach dem Abpfiff nicht ein ("Das ist nicht meine Aufgabe"), bemerkenswert war allerdings auch, dass der Coach keine unmittelbare Rückendeckung von Kapitän Stefaniak, der die Binde in Vertretung des angeschlagenen Torhüters Martin Männel trug, bekam.
"Das ist nicht meine Aufgabe. Das ist die Aufgabe des Vorstands", erklärte auch der zunächst, ging dann aber vehement auf einen anderen Aspekt ein. "Ich bin jetzt drei Jahre hier und weiß nicht, wie oft die Fehler woanders gesucht werden. Entscheidend ist, was wir auf dem Platz zeigen", nahm er sich und seine Mannschaftskollegen in die Pflicht. Was das dann für den Trainer bedeutet? "Wenn wir unser Potenzial nicht abrufen, kann draußen jeder stehen. Das ist eine neutrale Aussage von mir, ich will niemanden in Schutz nehmen."
Letztlich, so Stefaniak deutlich, müsse es das Team in der verfahrenen Situation jetzt richten. "Da müssen wir uns als Mannschaft fragen: Haben wir alles getan, um diese drei Punkte hier zu behalten?"
Die Antwort dürfte am Sonntagabend zumindest klar ausfallen.