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Trainerbeben nur die Spitze des Eisbergs: Bei Aschaffenburg "geht im März das Geld aus"

kicker

Personell - sportlich - finanziell: Viktoria Aschaffenburg wird in diesen Wochen von heftigen Herbststürmen durcheinandergewirbelt. Gerade mal fünf Tage nach dem Amtsantritt des neuen Präsidiums müssen Trainer Aytac Sulu, sein Co Dusan Drakulic und Sportchef Sandro Sirigu - alle erst seit Juli im Amt - gehen.

Man habe "unterschiedliche Ansichten zur langfristigen Ausrichtung" begründete der letztlich dafür verantwortliche neue Sportchef Felix Magath. Er möchte einen regionalen und langfristig arbeitenden Trainer, Sulu wollte sich noch nicht über diese Saison hinaus erklären.

„Jeder muss sich fragen, ob diese Leistung reicht.“ (Benjamin Baier)

Aber auch sportlich hatte Sulu zuletzt keine guten Argumente mehr. Das kleine Zwischenhoch vom September mit acht Punkten aus fünf Spielen ist verpufft. Die Mannschaft ist seit sechs Spielen ohne Sieg. Nach dem 1:5 in München kritisierte Benjamin Baier Abwehr und Angriff gleichermaßen: "Wir kriegen eindeutig zu viele Gegentore und aus unseren eigenen Chancen machen wir zu wenig."

Die Zahlen sind desaströs. Die Viktoria schießt pro Spiel im Schnitt nur ein Tor, kassiert aber 2,2 Gegentreffer. Kapitän und Trainer kritisierten zuletzt die Einstellung. Baier: "Jeder muss sich fragen, ob diese Leistung reicht". Sulu warf diese Frage ebenfalls auf: "Hat jeder 100 Prozent gegeben?"

Da war sich wohl auch Magath, nach der Beobachtung des Spiels in München, nicht sicher. Noch unmittelbar nach seiner Wahl hatte er gegenüber dem Main-Echo betont: "Für mich ist der Trainer der wichtigste Mann im Verein und daher ist es meine Aufgabe, ihn zu unterstützen."

Wenige Tage später dann die Kehrtwende. Richten sollen es nun zwei alte Bekannte am Schönbusch: Daniel Soldevilla und Jürgen Bleistein, ein "Urgestein" des Vereins, die zuvor als Torwart-, Co- und Athletiktrainer tätig waren. Im Mai führten sie den Verein in zwei Liga- und zwei Relegationsspielen zum Klassenerhalt. Als verantwortliche Trainer wollte sie der damalige Vorstand aber nicht behalten. Jetzt übernehmen sie erst einmal bis zur Winterpause.

„Stand heute geht uns im März das Geld aus. Wir haben nur noch drei Monate, um Liquidität zu schaffen.“ (Vorstandsvorsitzender Matthias Hartmann)

Für weitere Unruhe sorgt die Tatsache, dass die Aschaffenburger am Rande der Zahlungsfähigkeit stehen, wie in der Mitgliederversammlung vor einer Woche deutlich wurde. Im Etat für die laufende Saison fehlen 150.000 Euro. Matthias Hartmann, der neugewählte Vorstandsvorsitzende, legte das schonungslos offen: "Stand heute geht uns im März das Geld aus. Wir haben nur noch drei Monate, um Liquidität zu schaffen".

Das ist die Hauptaufgabe, der sich nicht nur Hartmann und der neue Finanzvorstand Marco Fecher, sondern auch Magath stellen wollen. Der hat versprochen, seine Kontakte zu nutzen und Gespräche mit Sponsoren zu führen. Kleiner Lichtblick: Der Hauptsponsor, die Aschaffenburger IT-Firma Pass-Consulting, hat angekündigt, auf die Rückzahlung von Darlehen in mittlerer sechsstelliger Höhe zu verzichten.

Noch offen ist, wie sich der Verein weiter personell aufstellt. Hartmann machte deutlich, dass er die bisherigen Führungskräfte Marion und Ludwig Münz nicht mehr im Vorstand wollte. Für beide hat er Aufgaben in einer breiter aufgestellten "Managementebene" darunter vorgesehen. Ob die beiden sich dazu bereit erklären, ist völlig offen.

Jürgen Rösch, dritter Mann im alten Vorstand, war bereits im August zurückgetreten. Eine klare Mehrheit bekam Hartmann für seinen Plan, den Spielbetrieb der ersten Mannschaft in eine GmbH auszugliedern. Der Vorstand wurde mit den Vorbereitungen für diesen tiefen Einschnitt in die Vereinsgeschichte beauftragt.

Wann es dazu kommt, ist derzeit aber noch offen. Die neue Führung will das so schnell wie möglich schaffen. In diesem hochnervösen Umfeld muss die Mannschaft möglichst noch vor der Winterpause wieder Tritt fassen. In Fürth und zu Hause gegen Hankofen-Hailing und Bayreuth sollen Punkte her.