Es waren zuletzt etwas turbulentere Tage im ansonsten so beschaulichen Alzenau. Nach sechs Niederlagen in Folge fuhren die Bayern am vergangenen Samstag beim 1:1-Unentschieden gegen den FC Homburg erstmals wieder einen Punkt ein, aber insbesondere die Ereignisse bei der vorausgegangenen 0:4-Niederlage in Frankfurt hallten an der bayerisch-hessischen Grenze noch deutlich nach.
Was war am Bornheimer Hang geschehen? Nach einer indiskutablen Leistung im ersten Durchgang lag die Elf von Trainer Kreso Ljubicic vor den zweiten 45 Minuten bereits mit vier Gegentoren im Hintertreffen. Frust machte sich nicht nur auf der Trainerbank, sondern auch innerhalb der Mannschaft breit. Ljubicics Assistent Angelo Moro sprach nach dem Match sogar von der "schlechtesten Saisonleistung". Insbesondere Flügelstürmer Jihad Boutakhrit leistete sich kurz vor dem Abpfiff einen dicken Fauxpas. Nach einem leichtfertigen Ballverlust von Timucin Sen äußerte sich der 25-Jährige unmittelbar vor der Alzenauer Bank, deutlich vernehmbar für einen Großteil der Zuschauer auf der Tribüne, äußerst despektierlich über seinen Mitspieler. "So schlecht, so schlecht. Dass der überhaupt auf dem Platz steht", lauteten die Worte von Boutakhrit.
Die von Ljubicic angekündigten harten Konsequenzen wurden noch vor der Partie gegen Homburg umgesetzt. "Er wird erst mal nur bei der U 23 eingesetzt", teilte der Ex-Profi mit. Gleichzeitig ließ er aber noch eine Hintertür für Boutakhrit offen. "Wenn er sich einwandfrei verhält und seine Leistung bringt, kann er wieder ein Thema für das Regionalliga-Team werden." Dass sich innerhalb des Alzenauer Teams verschiedene Lager gebildet haben, dementierte Ljubicic vehement. "Es ist normal, dass sich manche Spieler besser und manche schlechter verstehen. Wir hatten nach der Partie in Frankfurt eine lange Aussprache und es waren gute Gespräche. Ich habe absolut nicht den Eindruck, dass es eine Grüppchenbildung gibt."
Dementsprechend zeigte der Tabellenvorletzte gegen den FC Homburg eine gute Reaktion. Speziell im zweiten Durchgang steigerten sich die Weiß-Blauen in puncto Einsatz und Zweikampfverhalten erheblich und egalisierten durch den vierten Saisontreffer des eingewechselten Lucas Sitter den 1:0-Vorsprung der Saarländer. "Man hat gesehen, dass die Mannschaft lebt", stellte Ljubicic nach der Partie fest. Zeitgleich ließ Vereinschef Andreas Trageser durchblicken, dass es in der Winterpause durchaus personelle Veränderungen geben könnte. "Unser Kader ist speziell in der Offensive zu groß, gerade auf den Außenpositionen haben wir ein Überangebot. Dadurch haben einige zu wenig Einsatzzeiten, was dann wiederum zur Unruhe führt."
Chancen gegen Freiberg
Doch bevor sich die Bayern in die Winterpause verabschieden dürfen, stehen noch drei Auswärtspartien in Freiberg, beim TSV Schott Mainz und in Freiburg auf dem Programm. Daneben findet in drei Wochen das spannungsgeladene Derby gegen den kriselnden Nachbarn aus Offenbach statt. Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass Alzenau dringend Punkte benötigt, um den Kontakt zum aktuell rettenden 15. Rang nicht abreißen zu lassen. Auch am kommenden Samstag sieht Ljubicic seine Mannschaft beim Spitzenreiter SGV Freiberg nicht chancenlos. "Prinzipiell kann in dieser ausgeglichenen Liga jeder jeden schlagen. Wir wollen auf die zweite Halbzeit gegen Homburg aufbauen und versuchen, auch in Freiberg Punkte mitzunehmen"