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Ungewollt an der Seitenlinie: Warum Rakow Tschenstochau ein Trainer-Problem hat

kicker

Die Erfolge, die Marek Papszun in seiner bisherigen Trainer-Laufbahn vorzuweisen hat, können sich blicken lassen. Da ist der alles überstrahlende Meistertitel mit Rakow Tschenstochau 2023, zwei Pokalsiege 2021 und 2022, die nationalen Supercupsiege 2022 und 2023 und der Durchmarsch von der 3. bis in die 1. polnische Liga. Der Aufstieg des ehemaligen Lehrers, den Klub-Besitzer und Eigentümer Michal Swierczewski einst im Internet fand, ging quasi Hand in Hand mit der Entwicklung von Rakow, das 2016 noch drittklassig war und inzwischen seit mehreren Jahren international vertreten ist.

Was nach einer romantisch-schönen Erfolgsgeschichte klingt, dürfte nun jedoch ein jähes Ende finden. Die Wege sollen sich trennen, endgültig - zumindest, wenn es nach dem Coach selbst geht. Papszun, der sich 2023 ein Jahr Pause verordnet hatte und exakt ein Jahr später wieder auf den Rakow-Trainerstuhl zurückgekehrt war, möchte gehen. Und der 51-Jährige weiß auch ganz genau, wohin. Legia Warschau, in der Ekstraklasa nur Zwölfter, will ihn am liebsten verpflichten, und Papszun selbst hätte nichts dagegen, wie er am Mittwoch überraschend freimütig einräumte, in seine Geburtsstadt zu wechseln.

"Legia Warschau will mich als Trainer einstellen, und ich möchte Trainer von Legia werden. Ich hoffe, dass wir eine Einigung erzielen, und wenn das passiert, muss ich das nicht weiter kommentieren", sagte Papszun - wohlgemerkt während der Pressekonferenz, die sich eigentlich dem Conference-League-Spiel zwischen Rakow gegen Rapid Wien widmen sollte.

Seitdem ist die polnische Fußballwelt in heller Aufruhr und in Tschenstochau scheint der einstige Meistertrainer schon bei einigen Fans in Ungnade gefallen zu sein. Ein überlebensgroßes Wandgemälde an einer Hauswand wurde in der Nacht beschmiert, über den Namen des Trainers sprayten Unbekannte: "Ich hätte eine Legende sein können". In den Sozialen Netzwerken gibt es bereits Montagen, die die Farben des Gemäldes von Rot und Schwarz in Weiß und Grün tauschen - den Farben von Legia. Abwechselnd wird die sofortige Entlassung, die unehrenhafte Freigabe für den Wechsel oder gar eine Zurückstufung innerhalb des Klubs gefordert.

Medien und Kommentatoren werfen dem Coach, der in der Vergangenheit eher für klare Verhaltensregeln und strenge Mannschaftsführung stand, Wortbruch, Unglaubwürdigkeit oder gar Verrat vor.

Schon einmal war sich Papszun mit Legia einig

Emotional ist die Angelegenheit auch deshalb, weil Papszun und Legia eine Vorgeschichte haben. Schon 2021 wollte der reiche Hauptstadt-Klub den aufstrebenden Coach verpflichten. Und auch damals schon hatte Papszun - wenn auch weit defensiver - seine Absichten klargemacht. Es wurde sogar eine Einigung erzielt und die Rakow-Verantwortlichen wären wohl bereit gewesen, ihn ziehen lassen. Interne Verwerfungen bei Legia führten jedoch damals dazu, dass ein neuer Sportdirektor kam, der den Deal dann schnell und möglichst öffentlich platzen ließ. Papszun blieb bei Rakow. Und wurde später Meister. Dass sich Geschichte wiederholt, scheint eher unwahrscheinlich - allerdings auch, dass Papszun wirklich wechselt.

Denn während die Fan-Wut tobt - unter dem Youtube-Mitschnitt der Pressekonferenz sind "peinlich" und "unprofessionell" noch die netteren Kommentare, die der Coach bekommt-, halten sich die Rakow-Verantwortlichen auffallend bedeckt. Ein offizielles Statement sucht man auf der Klub-Website vergebens, am medialen Sturm beteiligen sich die Verantwortlichen nicht. Die Spekulationen wachsen - geht es um eine möglichst gute Verhandlungsposition, folgt noch vor dem Anpfiff der große Knall und die Trennung - oder wird das Problem einfach ausgesessen?

Es ist wahrscheinlich, dass Papszun wohl am Donnerstagabend noch mindestens einmal an der Seitenlinie stehen "muss" als Rakow-Trainer. Immerhin: Freigehalten dürfte er sich den Abend sowieso. Legia Warschau spielt schließlich ebenfalls am Donnerstag in der Conference League.