In der Nacht auf Montag steht für Philadelphia Union das wichtige Conference-Halbfinale in den Play-offs der MLS auf dem Programm. Der Hauptrundenerste der Eastern Conference kämpft um seinen ersten Titel, nachdem das Team aus der Stadt der brüderlichen Liebe 2022 noch im Finale gescheitert war. Nun allerdings sorgen Vorwürfe gegen den deutschen Sportdirektor Ernst Tanner für Aufsehen.
Die MLS gab am Mittwoch bekannt, dass eine Untersuchung gegen den Union-Sportboss neu eingeleitet wird. Hintergrund ist ein Bericht des Guardian, in dem Tanner sexistisches, rassistisches und homophobes Verhalten vorgeworfen wird. So soll es unter anderem zu frauenfeindlichen Kommentaren über eine Schiedsrichterin oder zu unangemessenem Körperkontakt am Arbeitsplatz gekommen sein.
Bereits Anfang des Jahres hatte die MLS nach Beschwerden der Spielergewerkschaft MLS Players Association eine Untersuchung gegen Tanner eingeleitet. Diese wurde im Herbst allerdings eingestellt, da die Anschuldigungen nicht bestätigt werden konnten. Aufgrund des neuen Berichts, für den der Guardian nach eigener Darstellung mit 17 anonymen Quellen gesprochen hat, wird die Untersuchung wieder eröffnet.
Tanner will kooperieren und bestreitet die Vorwürfe
Tanner wies die Anschuldigungen in einem Statement gegenüber dem Guardian zurück. "Ich bestreite die Vorwürfe nachdrücklich", so Tanner. Seine Priorität gelte "dem Team, den Mitarbeitern und der Philadelphia-Union-Community, vor allem jetzt während einer wichtigen Phase, in der das Team die Chance hat, in den Play-offs erfolgreich zu sein". Er werde mit der MLS vollumfänglich kooperieren, "um meinen guten Namen und Ruf wiederherzustellen".
Von seinem Arbeitgeber wurde Tanner - anders als zu Jahresbeginn - für den Zeitraum der Untersuchung beurlaubt. Die Union betonte in einem Vereinsstatement, man nehme alle Anschuldigungen "äußerst ernst" und setze sich für "ein sicheres, respektvolles und inklusives Umfeld für jeden, der mit dem Klub in Verbindung steht", ein. "Diskriminierung, Belästigungen oder missbräuchliches Verhalten jeglicher Art haben hier keinen Platz, und jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, ein jährliches Sensibilitätstraining zu absolvieren."
Tanner ist seit Sommer 2018 bei Philadelphia Union als Sportdirektor tätig, zuvor arbeitete er viele Jahre in der Nachwuchsakademie des TSV 1860 München sowie bei der TSG Hoffenheim in verschiedenen Positionen. Während seiner Amtszeit in Philadelphia stieg Tanner zu einem äußerst respektierten Sportdirektor in der MLS auf, gewann 2022 die Auszeichnung als Executive of the Year. In derselben Saison sowie in der gerade abgelaufenen Spielzeit holte Philadelphia den Supporters' Shield für die meisten Punkte am Ende der regulären Saison.