FSV Stadeln, Nationalmannschaft des Königreichs Thailand, SSV Jahn Regensburg II - hier hat sich kein Fehler eingeschlichen, sondern das waren die drei letzten Teams gegen die Geremi Perera auf dem Fußballplatz stand. Während der 21-Jährige im Alltag das Spiel des SC Eltersdorf in der Bayernliga Nord ankurbelt, wurde er zuletzt zweimal zum Nationalteam Sri Lankas berufen und stand sogar in der Startelf.
So zuletzt am Dienstag vor einer Woche gegen Thailand. Nationalstadion in Colombo statt Sportanlage an der Langenaustraße, fünfte Qualifikationsrunde zur Asienmeisterschaft statt Aufstiegskampf in der fünften Liga. Bei einem Sieg des 194. der FIFA-Weltrangliste gegen die 99 Plätze besser eingestuften Thailänder hätten die Südasiaten noch ernsthafte Chancen auf die Qualifikation zum Asien-Cup gehabt.
Am Ende stand aber eine 0:4 Niederlage Sri Lankas. Dennoch überwiegt bei Perera das Positive: "Die Niederlage ist etwas zu hoch ausgefallen. Eigentlich waren wir lange spielbestimmend und hatten gute Chancen. Aber mit dem Rückstand haben wir aufgemacht und mit sieben Offensivkräften gespielt, da wir gewinnen mussten, um weiterzukommen. Wir haben uns nie aufgegeben. Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft."
Deutsche Community in der "Golden Army"
Perera ist nicht der einzige Spieler, der aus Deutschland zur Nationalmannschaft anreist. Mit Claudio Kammerknecht von Zweitligist Dynamo Dresden, Leon Perera (Oberligist Lüneburger SK Hansa), Jason Thayaparan (zuletzt Regionalligist Eintracht Trier) und dem in Berlin geborenen Ahmed Waseem Razeek gibt es eine deutsche Community in der "Golden Army", wie das Nationalteam auch genannt wird.
Hinzu kommen Spieler aus Australien, England und Skandinavien sowie einige Local Player. Der Coach stammt aus Kuwait. Die Verständigung im Team läuft deshalb auf Englisch, Perera ist aber auch der Landessprache singhalesisch mächtig.
"Entdeckt" vom Fußballverband des südasiatischen Inselstaates wurde der gebürtige Uehlfelder schon vor zwei Jahren über ein Scoutingportal. "Der Sportliche Leiter hat sich bei meinem Vater gemeldet, er war früher Cricket-Nationalspieler in Sri Lanka", erinnert sich Perera. "Aber der Spielstil des damaligen britischen Trainers mit Kick and Rush hat nicht zu mir gepasst. Außerdem war es mein erstes Jahr im Herrenbereich, wo ich mich erstmal etablieren wollte."
Neue Spielidee überzeugte Perera
Der Kontakt riss jedoch nie ab. Zwischenzeitlich heuerte der aktuelle Trainer Abdullah al-Mutairi mit neuem Konzept an, das den technisch versierten Perera überzeugte. Das war ziemlich genau vor einem Jahr. Jetzt mussten noch Formalitäten eingefädelt werden, vor allem der Erwerb der Staatsbürgerschaft Sri Lankas, die der gebürtige Franke bis dato noch nicht besaß.
Im März folgte die erste Berufung gegen Thailand, doch eine Blessur verhinderte zunächst sein Debüt. Vorerst - denn im Oktober durfte er seinen Einstand gegen Turkmenistan geben: gleich in der Startelf, gleich mit einem 1:0-Sieg, jedoch auch mit einer erneuten Verletzung, die nach einer halben Stunde zu seiner Auswechslung führte.
„Es ist ein unglaubliches Gefühl, für ein ganzes Land zu spielen und nicht nur für einen Verein.“ (Geremi Perera)
Trotzdem ein Erlebnis, das beim Neu-Nationalspieler erst einmal sickern musste: "Ich habe das Ganze erst im Nachhinein realisiert. Es ist ein unglaubliches Gefühl, für ein ganzes Land zu spielen und nicht nur für einen Verein. Ich durfte das Land repräsentieren, aus dem meine ganze Familie kommt. Es ist eine andere Anspannung als im Klubfußball, aber es ist eine positive Anspannung."
Eine Geschichte, die sich nun nach kurzer Zeit bereits wiederholt hat und - wenn es nach Perera geht - noch weitere Kapitel bekommen soll: "Ich habe richtig Bock, noch mehr Spiele zu machen. Wir werden auch immer besser."
Während der 21-Jährige für Sri Lanka im defensiven oder zentralen Mittelfeld zum Einsatz kommt, ist sein Platz im Team des SC Eltersdorf noch etwas offensiver auf der Zehn. Bei den "Quecken" sind sie mächtig stolz auf ihren Nationalspieler, wobei Perera großen Wert darauf legt, dass er keine Sonderbehandlung möchte: "Ich hänge es nicht so sehr an die große Glocke. Mir ist bewusst, was für eine Nationalmannschaft es ist. Ich fokussiere mich stark auf den Verein. Wenn ich zum Training komme, geht es nur um die Quecken."
Bei den Erlangern geht es in dieser Saison um den Aufstieg in die Regionalliga. Nach dem 3:0-Auswärtssieg bei Jahn Regensburg II, bei dem Perera nach seiner Rückkehr aus Südasien in der zweiten Halbzeit zum Einsatz kam, hat der SCE die Tabellenspitze in der Bayernliga Nord übernommen.
Ein erster Schritt auf die etwas größere nationale Fußballbühne. Höherklassigen Fußball kennt Perera. Ausgebildet in der Jugend der SpVgg Greuther Fürth traf er bis zur U 14 regelmäßig auf Akteure wie Aleksandar Pavlovic vom FC Bayern München oder auf die Frankfurter Nathaniel Brown und Can Uzun, die damals für den 1. FC Nürnberg am Ball waren. Mit Uzun verbindet Perera bis heute ein freundschaftliches Verhältnis.
Weiter ging es bei Kickers Würzburg, wo er später auch seinen ersten Profivertrag bei damaligen Drittligisten unterschrieb. Perera trainierte zwar regelmäßig mit der ersten Mannschaft. Zu einem Einsatz in einem Pflichtspiel reichte es damals allerdings nicht. "Dennoch war es eine überragende Saison, in der ich viel gelernt habe und mir sehr viel abschauen konnte.", fällt das Résumé positiv aus.
Durchbruch beim ATSV
Der Durchbruch im Männerfußball gelang dann aber in der Bayernliga beim ATSV Erlangen, wo der Ankurbler im Mittelfeld 23 Tore in 69 Spielen erzielte und die Aufmerksamkeit des ambitionierten Lokalrivalen aus Eltersdorf auf sich zog. Mit vier Treffern und einem Assist in 14 Spielen ist er bei den Quecken auch schnell angekommen.
Neben der etwas erhöhten Aufmerksamkeit in der Region hat sich für Perera durch die Berufungen zur Nationalmannschaft auch ganz konkret eine Tür geöffnet. Der 21-Jährige wurde zum Studiengang International Businessmanagement für Spitzensportler an der Hochschule in Ansbach zugelassen. Das Studium richtet sich ausschließlich an Profis und Auswahlspieler. "Bei uns im ersten Semester sind viele Handballprofis und professionelle Radfahrer. Ich bin der einzige mickrige Bayernligaspieler", schmunzelt der Neu-Nationalspieler und erklärt: " Ich habe die Chance zu diesem interessanten Studium nur durch die Berufungen zur Nationalmannschaft bekommen. Ansonsten wäre es nicht möglich gewesen, da die Bayernliga nicht zu den professionellen Ligen gehört."
Perera wirkt authentisch und geerdet, arbeitet außerdem als Nachhilfelehrer an der Realschule in Höchstadt und bringt Schüler aus den Jahrgangsstufen 5 bis 10 in Deutsch, Englisch und Mathematik auf Vordermann.
„Ich habe das Ziel, die eine oder andere Liga hochzugehen und zu schauen, was noch geht.“ (Geremi Perera hat seinen Profitraum noch nicht aufgegeben)
Trotz der ersten Schritte ins Sportmanagement lebt er weiter, Pereras Traum vom Profifußball: "Ich habe das Ziel, die eine oder andere Liga hochzugehen und zu schauen, was noch geht. Aus Fürth und Würzburg kenne ich es, und ich will da hin. Ein möglicher Aufstieg in die Regionalliga im nächsten Jahr wäre ein erster Schritt."
Druck macht sich der Mittelfeldstratege dabei aber nicht: "Ich schaue weniger in die Zukunft, sondern lebe im Hier und Jetzt. Was dann passiert, das passiert." Das Nahziel Aufstieg ist in jedem Fall keine Utopie. Und eine Berufung zum Länderspiel Sri Lankas beim Tabellenschlusslicht Taiwan Ende März sicherlich auch nicht.