Die Ausmaße des Wettskandals in der Türkei weiten sich immer weiter aus. Ende Oktober verkündete Ibrahim Haciosmanoglu, Präsident des türkischen Fußballverbands TFF, dass 371 der 571 in Profiligen tätigen Schiedsrichter Wettkonten besitzen würden und 152 von ihnen tatsächlich auch aktiv Wetten platziert haben sollen. Kurz darauf verkündete der Verband die Suspensdierung von 149 Unparteiischen.
Längst ist aber klar, dass nicht nur Schiedsrichter, sondern auch Spieler und zahlreiche andere Offizielle der Profivereine in den Skandal verstrickt sind. Erst vor wenigen Tagen hat ein Gericht in Istanbul Haftbefehl gegen acht Verdächtige erlassen. Unter ihnen befindet sich auch Murat Özkaya, Präsident von Eyüpspor, das im Moment Tabellenvorletzter der SüperLig ist.
Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat die TFF erneut durchgegriffen und nun auch erste Sanktionen wegen des Verdachts der Spielmanipulation gegen 102 der aktuell für die Zeit der Ermittlungen ohnehin über 1000 suspendierten Spieler ausgesprochen. Die Sperren belaufen sich auf Zeiträume zwischen 45 Tagen und 12 Monaten. Betroffen sind 25 Akteure aus der SüperLig sowie 77 Profis der zweithöchsten Spielklasse, die der Verband auf seiner Homepage auflistet.
Ex-Osnabrücker Sangaré fehlt 45 Tage
Unter ihnen befindet sich auch Junioren-Nationalspieler Metehan Baltaci (neun Monate) von Galatasaray, der laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zugab, vor einigen Jahren eine Wette platziert zu haben, "ohne das Ausmaß der Sache wirklich zu begreifen". Später habe er erkannt, "dass ein solches Verhalten nicht zu einer sportlichen Haltung passt", und habe deshalb damit aufgehört.
Auch sein Vereinskollege Eren Elmali, immerhin 20-maliger Nationalspieler und in dieser Saison bereits viermal in der Champions League am Ball, wurde suspendiert und darf deshalb 45 Tage nicht an der Seite von Leroy Sané und Ilkay Gündogan auflaufen.
Für dieselbe Anzahl an Tagen wurde auch der gebürtige Kölner Nazim Sangaré gesperrt. Der 31-jährige Deutsch-Türke lief zu Beginn seiner Karriere in der Regionalliga West für Alemannia Aachen und Fortuna Düsseldorf II auf, bevor er nach Osnabrück weiterzog. Für den VfL bestritt Sangaré 38 Partien in der 3. Liga und eine im DFB-Pokal, bevor er im Sommer 2017 in die Türkei wechselte. Dort steht der Verteidiger seit August beim Tabellensiebten der SüperLig, Gaziantep FK, unter Vertrag. Für die türkische Nationalmannschaft kam Sangaré sechsmal zum Einsatz.