Es gab Zeiten, in denen selbst der harte Leistungskern der deutschen U-21-Nationalmannschaft in ihren jeweiligen Klubs kaum eine Rolle spielte und Akteure im Nationaldress zu sehen waren, deren Namen dem breiten Publikum kaum geläufig waren.
Das hat sich gravierend verändert, auch deshalb intensivierte sich in den vergangenen Jahren auch der personelle Austausch zwischen der U 21 und der A-Nationalelf, ob die Kandidaten nur sporadisch, vorübergehend oder gleich nachhaltig oben auftauchten, wie eines der jüngsten Beispiele, Nick Woltemade, verdeutlicht.
Auch aus der aktuellen U 21 hat etwa Kapitän Tom Bischof bereits bei Julian Nagelsmann debütiert, auch Brajan Gruda (Brighton) durfte zumindest schon mal reinschnuppern, zuletzt genehmigte der Bundestrainer dem Kölner Said El Mala und Leipzigs Assan Ouedraogo einen ersten Eintritt die Deutschlands Elite-Einheit.
El Mala kehrt nun zwar noch ohne Debüteinsatz zur U 21 zurück vor dem so wichtigen EM-Qualifikationsspiel am Dienstag in Georgien, er repräsentiert aber dennoch eine Generation, die in ihrer Entwicklung im Profibereich und in ihren jeweiligen Klubs bereits auffällig weit ist. Obwohl diese U 21 in ihrem Zweijahres-Zyklus nach erst drei Monaten noch relativ am Anfang steht.
Der kicker hat genau hingeschaut und die einzelnen U-21-Generationen seit dem ersten großen EM-Erfolg 2009 in diesem frühen Stadium einem Quervergleich unterzogen - mit sehr überraschenden und erstaunlichen Erkenntnissen.
Damals war die von späteren Superstars gespickte Truppe von Horst Hrubesch Europameister geworden und stellte mit Manuel Neuer, Sami Khedira, Mats Hummels, Benni Höwedes, Jerome Boateng oder Mesut Özil fünf Jahre später den Kern der deutschen Weltmeistermannschaft von 2014.
Die aktuellen U-21-Spieler sind allerdings bereits deutlich weiter in ihrer Entwicklung, als es die späteren Weltmeister gut eineinhalb Jahre vor der U-21-Endrunde waren. Hrubeschs Aufgebot hatte damals gerade mal 707 Profi-Einsätze vorzuweisen. Die aktuelle Truppe von Coach Antonio Di Salvo kommt bereits auf 1130 Einsätze in der Bundesliga der 2. Liga oder in vergleichbaren Ligen im Ausland.
Damit liegt der derzeitige Jahrgang sogar klar an der Spitze. Nur die Vize-Europameister von 2019 mit seinerzeit 938 Einsätzen und die damals im EM-Halbfinale gescheiterte Truppe von 2015 (968) können da einigermaßen mithalten.
Wobei die reinen Einsatzzahlen nicht die ganze Wahrheit erzählen, da gerade Talente oft zu sporadischen Kurzeinsätzen kommen. Noch aussagekräftiger ist deswegen die minutengenaue Erfahrung. Aber auch in dieser Kategorie ist die aktuelle Auswahl vorne dabei und kann mit insgesamt 66236 Minuten Spielpraxis im Profibereich punkten.
Nur 2015-er U 21 toppt aktuelle Auswahl in Sachen Einsatzminuten
Nur die 2015-er konnten das toppen mit zwar weniger, aber bereits längeren Einsätzen in ihren Klubs. Die damaligen Talente um Joshua Kimmich, Marc-André ter Stegen, Emre Can, Kevin Volland oder Matthias Ginter verbuchten mit 66317 Spielminuten 81 mehr als die heutige U 21, gefolgt von den 2019-er um Jonathan Tah, Benjamin Henrichs, Alexander Nübel oder Nadiem Amiri (64430 Minuten).
Dafür ist die heutige Gegenration bereits deutlich torgefährlicher als alle Vorgänger. Insgesamt 111 Treffer haben Di Salvos Mannen in ihren Profiklubs bereits erzielt und damit schon 28 mehr als die Zweitplatzierten von 2013 (83), weit mehr als die späteren Weltmeister (43) und auch deutlich mehr als die bereits gut integrierten 2015-er (75).
Insofern sprechen die aktuellen Talente um die Kapitäne Bischof (FC Bayern) und Finn Jeltsch (Stuttgart) oder den jüngsten Himmelsstürmer Lennart Karl (FC Bayern) für eine funktionierende Nachwuchsarbeit. Eine Garantie für die EM-Teilnahme ist das aber dennoch nicht für den derzeitigen Tabellenzweiten in der Qualifikation.