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ÖFB-Talenteförderer Scherb: "Wir brauchen keine Sternschnuppen …“

kicker

Herr Scherb, was bedeutet der WM-Finaleinzug des U-17-Teams für Östereichs Fußball?

Das ist ein Statement und Zeichen, dass wir herausragende Talente haben und es zeigt, dass wir in den letzten Jahren einiges richtig gemacht haben. Es ist ja nicht nur die U 17. Die U 21 führt in der EM-Qualifikation eine Gruppe mit Belgien und Dänemark an, die U 19 steht in der Eliterunde für die EURO 2026. Manfred Zsak ist mit dem Jahrgang 2009 ebenfalls in die Eliterunde eingezogen.

Werden es die jungen Spieler nach so einem Erfolg leichter haben, bei ihren Klubs eine Chance zu bekommen?

Es hängt in erster Linie noch immer von den Spielern ab. Die Hürde in den Erwachsenen-Fußball ist am schwersten, diese Hürde können sie aber nur selber überwinden. Man muss ihnen jedoch die Möglichkeit geben, sie in Angriff nehmen zu können. Die Erfolge sind ein Zeichen dafür, dass die heimischen Spieler das Talent mitbringen, in der Bundesliga spielen zu können. Als Verantwortlicher im ÖFB wünsche ich mir, dass die Vereinsverantwortlichen begreifen, dass die Investition in die Talente gleichzusetzen ist mit Forschung und Innovation in Wirtschaftsbetrieben. Es braucht Geduld, aber am Ende zahlt es sich aus.

Was kann der ÖFB tun, dass möglichst keines der U-17-Talente auf der Strecke bleibt?

Wir wollen beim Übergang vom Nachwuchs- zum Erwachsenen-Fußball noch besser werden. Das Spielerpotenzial haben wir, wir brauchen noch mehr Leute, die bei diesem Übergangsprozess unterstützend das Richtige machen. Es ist zu wenig, wenn die jungen Spieler einmal eine Chance bekommen und danach sagt der Cheftrainer "das war’s.“ Ein Beispiel ist Elias Havel, der ist jetzt 22 und nach einigen Umwegen aktuell Führender der Bundesliga-Torschützenliste. Er hat auch wegen einiger Verletzungen etwas länger gebraucht. Aber es wird nicht jeder gleich mit 19 funktionieren, deshalb darf man den Stab nicht zu früh brechen.

Von den U-20-Spielern, die 2007 WM-Vierter wurden, haben neun den Sprung ins A-Team geschafft. Kann man bei der U17 mit einer ähnlichen Marke rechnen?

Das war schon ein überragender Output. Man darf aber nicht vergessen, dass die U17-Mannschaft, die eigentlich schon eine U18 ist, noch um zwei Jahre jünger ist. Aber allein so ein Großereignis zu spielen, bringt unbezahlbare Erfahrungen. Und wenn du da einmal dabei warst, willst du immer auf diesem Niveau spielen.

Es fällt auf, dass nur zwei Legionäre zum Final-Team zählen, sind die Talente bei Transfers in den Nachwuchs der europäischen Top-Teams vorsichtiger geworden?

Das mag auch damit zusammenhängen, dass vor der WM keiner mit einem Wechsel etwas riskieren wollte. Es gibt ja mehrere Wege in den Profifußball. Wenn wir auf die A-Teamspieler schauen, haben viele den Weg über die Akademien, die zweiten Mannschaften und die Bundesliga geschafft. Christoph Baumgartner hat die Akademie gemacht und ist mit 18 ins Ausland und andere wie Alaba, Mwene oder Arnautovic sind schon früher ins Ausland gewechselt. Wesentlich ist, was dabei herauskommt.

War der 2008er-Jahrgang schon immer ein besonderer?

Absolut. Die Mannschaft war schon in der Auslosung für die EM-Eliterunde in Topf 1 und hat sich in einer Gruppe mit Deutschland und Spanien durchgesetzt, wobei sie Spanien eliminiert hat. Die Spieler haben hohe Qualität und sie haben einen tollen Staff. Hermann Stadler managt das jetzt auch bei der WM super. Das Turnier dauert doch schon lange, er sorgt aber immer wieder für Abwechslung und beschäftigt sich auch mit denen, die nicht so viel zum Spielen kommen.

Und Johannes Moser, der WM-Torschützenkönig werden könnte, war immer schon herausragend?

Johannes war schon immer einer, der vorausgegangen ist. Aber wie ich ihn kenne, ist ihm das gar nicht so recht, dass er als Unterschiedsspieler herausgehoben wird, weil die Mannschaft kollektiv so stark ist.

Von den U-17-Spielern, die auch schon in der 2. Liga zum Einsatz kommen, ist Ifeanyi Ndukwe knapp an den Austria-Profis dran. Wird er der erste Bundesliga-Spieler des U-17-Teams?

Man sieht auf jeden Fall schon in den Spielen der 2. Liga, dass er ein sehr talentierter Spieler ist, der auch den Anforderungen des Profifußballs gewachsen ist. Aber wie für alle in seinem Alter ist es wichtig, zu spielen. Es hilft keinem, bei den Profis zu trainieren und dann auf der Bank zu sitzen. Dafür sind die zweiten Mannschaften ideal. Wir brauchen keine Sternschnuppen, entscheidend ist ein richtiger Pan.

Sie haben zuletzt einige Änderungen in der Talenteförderung angekündigt, was wird sich ändern?

Wir wollen die Abstände der WM-Teilnahmen verkürzen, es darf nicht wieder 28 Jahre dauern, bis Österreich wieder bei einer WM dabei ist. Deshalb werden wir auch in der Ausbildung einige Änderungen vornehmen. Wir wollen noch mutigere und dynamischere Kicker und Kickerinnen entwickeln, Ausnahmespieler, die für das Besondere sorgen. Das bedeutet weniger taktische Ausbildung im Kindesalter, die setzt erst ein, wenn die technische Ausbildung fast abgeschlossen ist.