Mit der Pleite kam auch die bittere Erkenntnis: Vom eigenen Anspruch, eine Spitzenmannschaft zu sein, ist der HFC derzeit weit entfernt. Naivität und fehlende Cleverness waren erneut Eigenschaften, die der Mannschaft zugeschrieben wurden. "In ein, zwei Situationen stellen wir uns sehr naiv an. Lok hat das dann sehr konsequent ausgenutzt. Das ist das, was sie uns voraus haben in der jetzigen Saisonphase", sagte HFC-Trainer Robert Schröder. "Wir haben es nicht geschafft, die weiteren Chancen, die wir hatten, in Tore umzumünzen."
Nicht nur in der Effizienz hatte Lok, das dann selbst vor dem Ende mehrere Chancen auf ein deutlicheres Ergebnis liegen ließ, Vorteile, sondern auch in der Resilienz. Davon, dass die Rot-Weißen in der Anfangsphase deutlich überlegen waren, ließen sich die Leipziger nicht beeindrucken und drehten die Partie noch mit zwei Toren in der ersten Halbzeit. Der HFC verteidigte dabei unzureichend.
Schmedemann überraschend in der Startelf
Der erste Gegentreffer entsprang einem Einwurf von Lok in der eigenen Hälfte - Jan Löhmannsröben und Burim Halili ließen sich überlaufen. Beim zweiten Gegentor war der HFC auf der rechten Seite zu offen, Pascal Schmedemann konnte die Hereingabe nicht stoppen. Der Innenverteidiger war nach wochenlanger Verletzungspause überraschend in die Startelf zurückgekehrt, doch seine fehlende Spielpraxis machte sich auch beim dritten Gegentreffer bemerkbar: Schmedemann schlug ein Luftloch und verlor so als letzter Mann den Ball. Lok nutzte das in einer Phase, in der das Spiel noch offen war, konsequent aus, sogar ein höheres Ergebnis als das 4:2 wäre möglich gewesen. "Wir müssen anerkennen, was Lok macht. Sie sind extrem clever und total leidensfähig und setzen immer wieder diesen entscheidenden Punch. Das ist aktuell der Unterschied", sagte HFC-Sportchef Daniel Meyer.
Die Meisterschaft hakte er angesichts von elf Punkten Rückstand zwar noch nicht ab: "Solange es möglich ist, werden wir nichts abschenken. Gleichzeitig denke ich nicht, dass es der Mannschaft aktuell mental hilft, das Ziel zu setzen, Lok anzugreifen. Wir müssen jetzt erst mal auf uns schauen."
Meyers Haltung ist klar: Schröder soll den HFC trotz nur eines Sieges aus den letzten sieben Ligaspielen wieder in die Erfolgsspur führen. "Ich sehe keinen Anlass, am großen Ganzen zu zweifeln. Es gibt nicht den einen großen Grund. Unsere Stammformation kann keine Automatismen entwickeln, weil wir immer wieder längere Ausfälle und Sperren von wichtigen Spielern haben."
Meyer ist überzeugt von Schröders Arbeit: "Die klare Analyse und die Lösungsansätze sprechen für ihn. Weitere Fragen, die sich stellen: Ist das Verhältnis zur Mannschaft intakt? Das ist der Fall. Haben wir in einem Bereich ein klares Defizit, wie beispielsweise im Bereich Fitness? Das ist nicht der Fall. Wir haben in den ersten sechs Spielen gesehen, dass es funktioniert. Es geht jetzt darum, Ruhe zu bewahren und Stabilität zu finden."