Vor dem zweiten WM-Auftritt der deutschen Handballerinnen haben ARD und ZDF die heftige Kritik von DHB-Präsident Andreas Michelmann am Free-TV-Blackout in der Vor- und Hauptrunde des Heim-Turniers zurückgewiesen. Michelmann hatte es als "Schande" bezeichnet, dass die öffentlich-rechtlichen Sender erst ab dem Viertelfinale in die Live-Berichterstattung einsteigen.
"Das haben die Frauen nicht verdient", schimpfte Michelmann über die TV-Situation und legte nach: "Eine Heim-WM ist eine einmalige Chance, die wir in den nächsten zehn Jahren für die Frauen nicht wiederbekommen. Diese Chance versiebt zu haben, muss ich ARD und ZDF vorwerfen."
Mark Schober, Vorstandsvorsitzender beim DHB, hatte die aktuelle Lösung, die auch eine zeitverzögerte Free-TV-Übertragung bei Eurosport beinhaltet, Anfang November noch als "positive Botschaft, sodass wir in Summe glaube ich ein Paket haben, um richtig Aufmerksamkeit zu bekommen", bezeichnet.
Sporteurope.TV besitzt Rechte schon seit 2018
"Die Übertragungsrechte an Handball-Weltmeisterschaften vergibt der Handball-Weltverband IHF", betont der DHB auf seiner Homepage und verweist auf den Zeitrahmen. "Die IHF hat die Übertragungsrechte an der WM 2025 im Jahr 2018 an die Vermarktungsagentur Sportfive verkauft, die wiederum die Rechte an den Streamingdienstleister Sporteurope.tv Ende des Jahres 2018 verkauft hat."
Das Problem allerdings: Die Übertragungsrechte wurden schon verkauft, bevor bekannt war, dass der DHB die WM 2025 als Co-Gastgeber ausrichten wird. Das erfolgte erst im Februar 2020. "Das erworbene Rechtepaket erlaubt es Sporteurope.TV, die Übertragungen mit einer Paywall zu versehen und den Nutzern verschiedene Angebote zu machen", erklärt der DHB.
DHB hat Rechte selbst gekauft
Die Nationalverbände sind grundsätzlich nicht in den Prozess der Vermarktung der Übertragungsrechte von Handball-Weltmeisterschaften involviert. Damit die Spiele der deutschen Frauen-Nationalmannschaft ab der K.o.-Runde im Free-TV laufen können, ist der DHB aktiv geworden und hat investiert, um diese Übertragungsrechte zu erwerben und weiterzuvergeben.
"Der Rückerwerb von Übertragungsrechten durch einen Nationalverband ist ein sehr unüblicher Vorgang", erklärt der DHB-Vorstandsvorsitzende Mark Schober. "Für eine nachträgliche Lösung der Live-Übertragung aller Spiele unserer deutschen Nationalmannschaft im frei empfangbaren Fernsehen konnte zwischen den Parteien keine darüberhinausgehende Lösung gefunden werden. Das ist für dieses Turnier bedauerlich - und ich hätte mir auch ein anderes Ergebnis gewünscht. Nach wie vor ist lineares Fernsehen für die Entwicklung von Sportarten essenziell."
Schober fügt hinzu: "Auch wenn uns das in Vor- und Hauptrunde dieser WM nicht hilft: Wir schauen deshalb schon jetzt auf das mögliche Viertelfinale im ZDF, eine Finalrunde in der ARD sowie in die weitere Zukunft. Bis 2031 werden wir alle Welt- und Europameisterschaften der Männer und Frauen im frei-empfangbaren und damit reichweitenstarken Programm bei ARD und ZDF sowie ProSiebenSat.1 erleben."
Ein Blackout in einer frühen Turnierphase sei übrigens nicht unbedingt ein Problem des Frauensports. Sportverbände seien "abhängig von den Gesetzmäßigkeiten des Sportrechtehandels und dem Interesse der TV-Sender", heißt es in der Stellungnahme vom DHB. Der Verband verweist auf ein prominentes Beispiel: "Das bekommen auch andere Sportarten zu spüren, so war bei der Basketball-WM der Männer 2023 beispielsweise erst das Finale im Free-TV zu sehen."
1,5 Millionen sahen Nachberichte bei ARD und ZDF
"Die Bewegung Hands up for more steht für Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für den Frauen-Handball, deswegen freut sich der DHB auf eine qualitativ hochwertige Übertragung der WM-Spiele durch sporteurope.tv, da dieser Streamingdienstleister viel Handball-Knowhow und die Erfahrung zahlreicher Turniere mitbringt", heißt es vom DHB.
"Auch durch die Nachverwertung von ARD, den Dritten und ZDF auf seinen Kanälen und das große Bewegtbildangebot der IHF auf Social Media erhofft sich der DHB eine große Reichweite für die deutsche Nationalmannschaft sowie die Spiele und Geschichten der WM 2025", heißt es von Verbandsseite. So verfolgten am Donnerstag rund 650.000 Zuschauer die Berichte im Morgenmagazin von ARD und ZDF und fast eine Million (970.000) im gemeinsamen Mittagsmagazin der beiden öffentlich-rechtlichen Sender.
Ab dem nächsten Jahr wird sich die Rechtesituation ändern, denn bei Männern und Frauen gibt es für die Großturniere Rechteinhaber im Free-TV. Die kommenden Weltmeisterschaften werden bei ProSiebenSat.1 gezeigt und die Europameisterschaften bis 2030 bei ARD/ZDF. Die Europameisterschaften 2026 laufen zudem beim Streamingdienst Dyn.
"2015 und 2017 haben wir uns eine solche Nachfrage noch vergeblich gewünscht. In den vergangenen Jahren haben wir den Handball-Markt entwickelt", hatte Mark Schober, Vorstandsvorsitzender beim DHB, im Mai betont. Nationalspielerin Emily Vogel erklärte: "Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung - für mehr verschiedene Sportarten im Free-TV in Deutschland und generell auf den größten Plattformen. Das bringt mehr Diversität und hoffentlich ganz viele Leute, die sich dadurch begeistern lassen."
Neue Ausgabe unseres Printmagazins!WM-Special, Knorr, Jonsson, Duvnjak, Kaufmann und mehr» Bock auf Handball versandkostenfrei vorbestellen
mehr zur Handball-WM 2025 auf handball-world:» Spielplan Handball-WM Frauen» Wo kann ich die Handball-WM der Frauen im TV sehen?» Gruppen der Vorrunde der Handball-WM der Frauen in der Übersicht» Frauen-WM 2025: Diese Teams sind dabei
- Anzeige -
SHEROES - Faszination Frauenhandball
SHEROES nimmt Dich mit auf eine faszinierende Reise durch die Welt des Frauenhandballs - von den ersten Schritten im Heimatverein bis in die großen Arenen Europas und auf die olympische Bühne. Neben reichlich Tipps und Tricks, schildern die Stars mitreißend und authentisch ihren Weg nach ganz oben, die Schwierigkeiten und die magischen Momente, die sie geprägt haben.