Die Chiefs retten ihre Saison in der Overtime
Für Kansas City fühlte sich das Duell gegen die Colts wie ein vorgezogenes Playoff-Spiel an. Ein Spiel, das über ihre Chancen im Januar entscheiden könnte, gewannen die Chiefs in der Overtime nach einem Comeback - zwischenzeitlich lagen sie mit elf Punkten im Rückstand.
Mit dem Sieg und dem neuen Record von 6-5 liegen die Playoff-Chancen laut Next Gen Stats wieder bei 54 Prozent. Bei einer Niederlage wären sie unter die Marke von 30 Prozent gefallen. Die Chiefs-Dynastie lebt also weiter - und auch die beeindruckende Serie von Patrick Mahomes, in jedem Jahr seiner Karriere als Starting-Quarterback das AFC Championship Game zu erreichen, bleibt intakt.
Besonders in der Overtime zeigte sich erneut, dass Mahomes in großen Momenten wie kaum ein anderer Quarterback der Liga abliefert.
Jaxon Smith-Njigba auf historischem Tempo
Jaxon Smith-Njigba (JSN) hat bereits vor Thanksgiving den Franchise-Rekord der Seahawks für Receiving Yards in einer Saison gebrochen. Wenn er so weitermacht, ist er auf Kurs, den Single-Season-Rekord von Calvin Johnson zu jagen und könnte der erste Receiver der NFL-Geschichte werden, der die Marke von 2000 Yards knackt.
Noch beeindruckender wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass er diese Produktion in einer Offense liefert, die extrem lauflastig ist. Sam Darnold hat in dieser Saison schon sieben Spiele bestritten, in denen er nicht einmal 30 Pässe geworfen hat. Im Schnitt wirft er nur 27-mal pro Partie. Zur Einordnung: In der letzten Woche hatten 19 Quarterbacks der NFL mehr als 27 Passversuche.
JSN ist unfassbar effizient. Rund 47 Prozent der Passing Yards der Seahawks gehören ihm alleine. Anders formuliert: Er ist die Passing Offense. Fast die Hälfte der Produktion durch die Luft kommt durch seine Hände, was diese Saisonleistung noch außergewöhnlicher macht.
Sind die Rams das beste Team der NFL?
Mit einer Bilanz von 9-2 führen die Rams die NFC an und würden aktuell das begehrte Freilos in der ersten Runde der Playoffs erhalten. Doch es ist nicht nur der Record, der beeindruckt.
Beim Point Differential steht Los Angeles mit +127 ebenfalls auf Platz eins der gesamten NFL. Das gelingt durch eine Kombination aus der besten Scoring Defense der Liga, die nur 16,3 Punkte pro Spiel zulässt, und einer starken Offense, die im Schnitt 27,8 Punkte erzielt.
Auch personell passt alles zusammen. Sean McVay gehört zu den besten Head Coaches und Playcallern der Liga. Matthew Stafford spielt derzeit wie der beste Quarterback der NFL. Die Receiver Puka Nacua und Davante Adams sind kaum zu verteidigen, und die Defensive Line um Jared Verse zählt zu den stärksten der Liga. Die Zutaten für einen weiteren Super-Bowl-Run sind eindeutig vorhanden.
Brechen die Colts ein?
Die Colts starteten furios in die Saison und brachen offensiv mit Daniel Jones und Jonathan Taylor mehrere Team- und NFL-Rekorde. Auch jetzt sind sie noch die beste Scoring Offense der NFL mit 31 Punkten pro Spiel. Doch die Dominanz ist zuletzt deutlich abgeflacht.
Daniel Jones hat in den letzten drei Spielen vier Interceptions geworfen und sogar noch Glück gehabt, dass es nicht noch mehr wurden. Gleichzeitig stehen nur vier Passing Touchdowns in diesem Zeitraum. Der Restspielplan ist anspruchsvoll mit zwei Duellen gegen die Texans, einem Spiel in Seattle und zwei Begegnungen mit den Jaguars.
Für die Colts wird es ein spannender Dezember, in dem sie beweisen müssen, dass sie wirklich zur Liga-Spitze gehören.
Die Bears bleiben ein faszinierendes Pulverfass kurz vor der Explosion
Mit einer Bilanz von 8-3 stehen die Bears überraschend an der Spitze der NFC North. Besonders bemerkenswert ist, dass sie dort stehen, obwohl sie ein Point Differential von -3 haben. Sie haben also mehr Punkte kassiert als erzielt, trotzdem aber acht ihrer elf Spiele gewonnen.
Der Grund dafür ist die beste Turnover Margin der gesamten NFL mit +16. Die beiden NFL-Interception-Leader mit je fünf Picks, Nahshon Wright und Kevin Byard, spielen beide in Chicago. Linebacker Tremaine Edmunds folgt mit vier Interceptions, wodurch drei der vier Spieler mit den meisten Picks der gesamten NFL ein Bears-Trikot tragen.
Und auch wenn Caleb Williams letzte Woche 239 Yards und drei Touchdowns ohne Interception auflegte, erzählt der gute Box Score des jungen Quarterbacks nicht die ganze Geschichte seiner Performance. Williams spielte über weite Strecken ineffizient und hatte Glück, dass mehrere potenzielle Turnover nicht bestraft wurden. Und das, obwohl er vergleichsweise wenig unter Druck stand.
All das beschreibt die Saison der Bears perfekt. Sie kommen aus vielen engen Spielen mit einem blauen Auge davon, oft getragen von Turnovern. Doch wenn diese einmal ausbleiben sollten - und Turnover sind in der NFL hochvolatil - kann dieses fragile Gebilde sehr schnell auseinanderbrechen.
Die Texans-Defense ist gefährlich für jedes Team
Josh Allen gehört seit Jahren zu den besten Quarterbacks der Liga, wenn es darum geht, Druck auszuweichen und Sacks zu vermeiden. Über seine Karriere hinweg endeten bisher nur 13,5 Prozent der gegnerischen Pressures in einem Sack. Gegen Houston sah das komplett anders aus. Allen wurde achtmal zu Boden gebracht, und seine Pressure-to-Sack-Rate lag bei 40 Prozent - ein dramatischer Ausreißer nach oben.
Die Texans setzen Quarterbacks konstant durch ihren überragenden Pass Rush unter Druck. Mit Danielle Hunter und Will Anderson stehen gleich zwei Spieler in den Top fünf der PFF-Pass-Rush-Win-Rate. Doch es ist nicht nur der Druck, der dieses Team gefährlich macht. Auch die Coverage dahinter funktioniert hervorragend, weshalb Houston nach zwölf NFL-Wochen die zweitbeste Scoring Defense der gesamten Liga stellt.
Mit einem 6-5 Record stehen die Texans aktuell zwar noch außerhalb der Playoffs, haben aber die Chance, das im Saisonendspurt zu ändern. Quarterback C. J. Stroud kehrt bald zurück, nachdem er mehrere Wochen mit einer Gehirnerschütterung ausfiel.
Und mit noch zwei Duellen gegen die Colts sowie einem Spiel gegen die Chiefs haben sie ihre Playoff-Chancen komplett selbst in der Hand. Spielt die Defense weiter auf diesem Elite-Niveau und gibt Stroud nach seiner Rückkehr der Offense den erwartbaren Boost, ist Houston ein Team, das wirklich jeden Gegner schlagen kann. Gegen Buffalo haben sie am Donnerstag gezeigt, wie das aussehen kann.
Ravens führen wieder die AFC North an
Nach einem katastrophalen 1-5-Start hatten viele die Ravens bereits abgeschrieben, obwohl sie vor der Saison zum engeren Kreis der Super-Bowl-Anwärter gehörten. Die Bye Week brachte jedoch dringend benötigte Erholung. Mit dem Trade für Alohi Gilman erhielt Kyle Hamilton wieder mehr Flexibilität, das Team wurde gesünder und Lamar Jackson ebenfalls.
Seit der Bye Week haben die Ravens fünf Siege in Folge eingefahren und stehen nun mit 6-5 auf Platz eins der AFC North. Doch trotz der Siegesserie fällt auf, dass sie längst nicht so dominant auftreten wie in früheren Jahren. Normalerweise überrollt Baltimore seine Gegner in der Regular Season. Diese Dominanz ist aktuell nicht zu sehen, obwohl die Ergebnisse stimmen.
Jackson wirkt zudem noch nicht vollständig wie der MVP-Quarterback vergangener Jahre und seine Leistungen spiegeln das auf dem Feld wider. Spannend wird sein, ob dieses Team in den Playoffs sein dominantes Ich wiederentdeckt. In der Vergangenheit konnten die Ravens ihre reguläre Saisonstärke nie in den Januar übertragen. Vielleicht geht Baltimore diesmal den umgekehrten Weg.
Myles Garrett ist ein Alien
Wir erleben aktuell einen der besten Defensivspieler aller Zeiten auf dem Weg zu einem historischen Rekord. Garrett steht bei 18 Sacks und benötigt noch fünf weitere in den letzten sechs Spielen, um T.J. Watts Single-Season-Sack-Rekord von 22,5 zu brechen.
Zur Einordnung: Garrett allein hat mehr Sacks als die Panthers, Bengals und 49ers als komplette Teams. In den letzten vier Spielen sammelte er 13 Sacks und wäre damit allein aus diesen Partien heraus ligaweit auf Platz eins der Sack-Statistik, gleichauf mit Giants-Pass-Rusher Brian Burns.
Und das alles, obwohl Garrett laut PFF die höchste Double-Team-Rate der NFL sieht. Kein anderer Spieler wird häufiger von zwei Blockern gleichzeitig attackiert. Trotzdem dominiert er nach Belieben. Niemandem in der Liga wird es so schwer gemacht, Sacks zu sammeln, und niemand schafft es trotzdem so konstant wie Myles Garrett. Dieser Spieler ist nicht von dieser Welt.
J. J. McCarthy wird immer mehr zum Problem
Der junge Quarterback zeigt zwar immer wieder gute Ansätze, vor allem zu Beginn von Spielen oder in späten Situationen, doch es fehlt komplett an Konstanz und Rhythmus. McCarthy hat bisher sechs NFL-Spiele auf dem Konto, ist erst 22 Jahre alt und entsprechend unerfahren. Trotzdem ist seine Baseline im Spiel so niedrig, dass die gesamte Offense regelmäßig kollabiert.
Nur einmal kam er bisher in seiner Karriere über 200 Passing Yards. Dabei hat er mit Justin Jefferson und Jordan Addison eines der besten Receiver-Duos der Liga zur Verfügung. In jedem NFL-Spiel hat McCarthy mindestens eine Interception geworfen, in vier Spielen sogar zwei. Aktuell steht er bei sechs Touchdowns, zehn Interceptions und einer Completion Percentage von nur 54 Prozent.
Genau diese niedrige Quote wird zum Kernproblem. Fehler und Sacks gehören bei jungen Quarterbacks dazu. Aber in der modernen NFL muss ein Quarterback den Ball konstant an den Mann bringen können. Mit dieser Effizienz im Passspiel wird es schwer, langfristig als Starter zu bestehen.
Cam Ward liefert Lichtblick
Cam Ward lieferte am Wochenende vielleicht seine beste Leistung als Profi ab - und das gegen eine Seahawks-Defense, die Quarterbacks regelmäßig vor enorme Probleme stellt. Mit über 250 Passing Yards und einer Completion Percentage von rund 67 Prozent verteilte der First Overall Pick den Ball effizient durch die Luft. Zusätzlich erreichte er mit 37 Rushing Yards ein Karrierehoch und erzielte seinen ersten Rushing Touchdown.
Für einen jungen Quarterback in einem Umfeld, das ihm nur wenig Unterstützung bietet, war das ein richtiger und wichtiger Schritt nach vorne, der Hoffnung für die Zukunft macht.
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