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Die mittelfränkische Form der Transparenz

kicker

Es war spät an jenem Dienstagabend, den 18. November, in der Kia-Metropol-Arena zu Nürnberg. Oder besser: Mittwochmorgen. Schließlich waren erst gegen 1 Uhr nachts auf der Jahreshauptversammlung (JHV) des 1. FC Nürnberg die Anträge Günther Kochs zur Abstimmung gekommen.

Kochs Anträge ein rotes Tuch für Vorstand und Aufsichtsrat

Der frühere Radiomoderator und Ex-Aufsichtsrat hatte mehr Transparenz in der Satzung des Zweitligisten verankern wollen, speziell betreffend die Tochtergesellschaften wie die Marketing-GmbH. Weil Finanzvorstand Stefan Heim in Kochs Augen hier nur rudimentäre Informationen zur Verfügung gestellt hatte. Bei Vorstand und Aufsichtsrat des FCN waren Kochs Anträge ein rotes Tuch, dem 84-Jährigen war sogar die Gefährdung der Gemeinnützigkeit unterstellt worden. Die wenigen auf der JHV verbliebenen Mitglieder lehnten am frühen Mittwochmorgen Kochs Forderungen ab, ziemlich deutlich mit 292 zu 62 Stimmen. Transparenz beim Club? Besser nicht.

Ganz anders sieht das mit Blick auf den Lokalrivalen Greuther Fürth aus, mit dem man am Sonntag im Max-Morlock-Stadion (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) die Klingen kreuzt. Denn: Der Steuerberater, der im Rahmen des Mandats einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beim FCN gemeinsam mit dem ihm vorgesetzten Wirtschaftsprüfer die Finanzen des Zweitligisten (und das übrigens seit Jahren) durchleuchtet, wurde nur einen Tag vor der JHV in den Wirtschaftsbeirat der sportlich strauchelnden Fürther gewählt. Transparenz unter Lokalrivalen, wenn man so möchte.

Noch vor einem Jahr: Vortrag über "Perspektive der Abschlussprüfer"

Vergangener Mittwoch, Anruf bei Club-Aufsichtsratschef Peter Meier. Ist ihm bekannt, ob es sich hier um eine zufällige Namensgleichheit mit dem neuen Fürther Wirtschaftsbeirat handele?

Das müsse er prüfen, so Meier, um tags darauf ein Schreiben aufzusetzen, in dem er die Tätigkeit im Zuge der Abschlussprüfung bestätigt: "Diese Tätigkeit sollte im Zuge der Überleitung auf den neuen Abschlussprüfer ohnehin sukzessive und planmäßig reduziert werden. Bislang bestand kein Interessenkonflikt." Um einen etwaigen Interessenkonflikt durch seine Wahl in den Wirtschaftsbeirat bei einem Ligakonkurrenten auszuschließen, werde die betreffende Person "nach Rücksprache mit allen beteiligten Parteien", so Meier, ab sofort nicht mehr beim 1. FC Nürnberg eingesetzt.

Die vom FCN beauftragte Firma teilte auf Anfrage mit, dass der eingesetzte Steuerexperte eben kein Wirtschaftsprüfer sei und er damit auch für die konkrete Abschlussprüfung beim FCN keine Verantwortung trage. Dass er aber involviert gewesen ist, impliziert ja Meiers Danksagung auf der JHV. Zumal der Mitarbeiter noch vor einem Jahr, damals tätig für einen anderen externen Dienstleister, gemeinsam mit dem damaligen Leiter "Accounting & Reporting" des FCN Studierende der Uni Bayreuth beim Zweitligisten begrüßte und über die "spannende Perspektive der Abschlussprüfer" referierte, wie es in einem PR-Artikel der Hochschule heißt.

Fragen gerade mit Blick auf ein laufendes Steuerverfahren

Doch, Stichwort Transparenz: Laut der Club-Wirtschaftsprüfer habe der gute Mann im Zuge interner Kontrollmechanismen über sein neues Amt bei Greuther Fürth informiert. Weiter heißt es: Bislang habe kein Interessenkonflikt vorgelegen und um selbst den Anschein eines solchen auch für die Zukunft auszuschließen, werde er "nicht mehr in unserem Prüfungsteam für den 1. FC Nürnberg e.V. tätig sein".

Name des Steuerexperten und der Firma sind dem kicker bekannt, im Endeffekt tun sie aber nichts zur Sache, denn es geht um den Vorgang und die Konstellation, die den Eindruck einer gewissen Unbedarftheit erwecken. Hätte nicht das Nürnberger Kontrollgremium auf dem Schirm haben müssen - gerade mit Blick auf ein bekanntlich laufendes Steuerverfahren - dass es hier einen sich anbahnenden Interessenkonflikt gibt? Wurde denn der Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg von seinem Wirtschaftsprüfer proaktiv über die neue, ehrenamtliche Rolle des Steuerexperten aus dem FCN-Prüfungsteam beim Lokal- und Ligarivalen informiert?

Kontrollgremium erfuhr offenbar erst durch Anfrage von Doppelrolle

"Wir stehen in einem regelmäßigen Austausch mit den zuständigen Gremien des 1. FC Nürnberg e.V. - einschließlich des Aufsichtsrats, der den Wirtschaftsprüfer für das jeweilige Geschäftsjahr bestellt. Selbstverständlich besprechen wir im Rahmen der Auftragserteilung auch die Zusammensetzung des Prüfungsteams", heißt es auf eine Anfrage dazu. Dass das Kontrollgremium des FCN allerdings erst aus einer Medienanfrage von der Doppelrolle erfuhr, wirkt in dem Zusammenhang zumindest erstaunlich, schließlich lagen die beiden Versammlungen zu dem Zeitpunkt bereits mehr als eine Woche zurück. Transparenz ist eben nicht jedermanns Sache.