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Karaman: "Funktioniere unter Druck ganz gut"

kicker

Jeder Profifußballer will in der Startelf stehen, Bryan Lasme bildet da keine Ausnahme. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Angreifer beim FC Schalke 04 zumindest in den nächsten Wochen aber mal in der Anfangsformation auftaucht, erscheint aktuell eher gering. Damit kann Lasme wunderbar leben. Er hat sich bei den Zuschauern einen hohen Stellenwert erarbeitet, was nicht zuletzt an seiner Rolle liegt.

Lasme ist der perfekte Joker. Seine Schnelligkeit und Wucht würden dem Spiel der Schalker, die sich inzwischen mit Fug und Recht als Aufstiegskandidat bezeichnen dürfen, grundsätzlich auch von der ersten Minute an guttun, doch als Einwechselspieler kann er seine Fähigkeiten noch einmal auf ganz besondere Weise einbringen. So wie gegen den SC Paderborn, als er kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit per sehenswertem Lupfer den 2:1-Siegtreffer erzielte.

Eingeübter Kunstschuss

Der Kunstschuss war kein Zufall. Im Rahmen der Spielvorbereitung hatten die Schalker mögliche Eins-gegen-eins-Situationen zwischen Lasme und Paderborns 19 Jahre jungem Torwart Dennis Seimen zum Thema gemacht. Der S04-Profi wusste also, was auf ihn zukommen könnte, entsprechend gewappnet war er für den Moment in der 87. Minute, nachdem Kapitän Kenan Karaman ihn mit einem präzisen Pass bedient hatte.

"Bryan hat uns am Ende genau das gegeben, was wir gebraucht haben: Tiefe und Tempo", lobte Trainer Miron Muslic. Schon gegen den VfL Bochum zeigte sich ein ähnliches Muster. Auch damals war der aktuell schnellste Spieler der Liga (36,39 km/h Spitzenleistung) eingewechselt worden und erzielte vor der Nordkurve den späten 2:1-Siegtreffer (79.).

Lasmes Winter-Abschied denkbar

Lasme, der im Sommer 2023 ablösefrei vom damaligen Drittliga-Absteiger Arminia Bielefeld ins Ruhrgebiet gewechselt ist, stand schon mehrmals auf der Abgabeliste der Schalker. Auch in der kommenden Wintertransferphase ist ein Abschied denkbar, wenn sich ein Abnehmer für den Angreifer findet, der in Gelsenkirchen mit rund einer halben Million Euro Jahresgehalt zu den Spitzenverdienern zählt. Solange er noch zum Kader gehört und einsatzfähig ist (er fiel wegen einer Wadenverletzung zuletzt wochenlang aus), darf er mit Kadernominierungen rechnen.

Als eingewechseltes Kraftpaket ist er ein Albtraum für alle Verteidiger, das zeigte sich gegen Paderborn nicht nur beim Siegtreffer. Eine Eingewöhnungszeit brauchte Lasme nach seiner Hereinnahme (kam für den glücklosen Christopher Antwi-Adjei) nicht. Er wirbelte sofort herum, einmal traf er die falsche Entscheidung, als er den Ball im Tor unterbringen wollte, statt ihn zum freistehenden Moussa Sylla querzulegen (70.). Das sei zu eigensinnig von ihm gewesen, bekannte Lasme später und lachte dabei herzlich, was verdeutlichte: Er ist vermutlich derzeit der bestgelaunte Einwechselspieler der Liga.

Karaman verpasste die Vorbereitung

Sicher nicht mit einer Einwechslung zufriedengeben würde sich hingegen Kenan Karaman. Nach komplett verpasster Sommervorbereitung kam der Kapitän der Königsbauen wochenlang nicht so richtig in die Gänge, gegen den SC Paderborn hat der Angreifer, der Schalke 04 in den vergangenen beiden Saisons maßgeblich zum Zweitliga-Klassenerhalt führte, aber bewiesen, dass er allmählich zu alter Stärke zurückfindet. "Ich funktioniere unter Druck ja ganz gut", sagt Karaman.

Mit seinem Willenstreffer zum zwischenzeitlichen 1:1 und der späteren Siegtor-Vorlage avancierte Karaman gegen Paderborn zum "Spieler des Spiels" (Lasme wurde erst in der 67. Minute eingewechselt und fällt nach kicker-Kriterien daher aus dieser Wertung), zudem wurde Karaman am 14. Spieltag erstmals in dieser Saison in die kicker-Elf des Tages berufen (Vorsaison vier Nominierungen, 2023/24 waren es zwei).

"Ich wusste, dass die Hinrunde für mich persönlich etwas schwieriger werden könnte", sagt Karaman. "Ich denke, dass ich gut Fuß gefasst habe. Ich helfe der Mannschaft auch mit anderen Dingen - es ist nicht immer wichtig, dass ich selber Tore erziele oder Vorlagen gebe. Nach den vergangenen Jahren tut es meiner Seele besonders gut, wenn wir Spiele gewinnen."

Schon in der Anfangsphase hatte der 31-Jährige Verantwortung übernommen, als er sich nach dem Elfmeterpfiff den Ball schnappte und sich am Punkt postierte, ehe Schiedsrichter Tobias Reichel nach fast vierminütigem VAR-Check zurückruderte.

Elfmeter-Rücknahme war falsch

Was eine falsche Entscheidung war, denn das wesentliche Vergehen Calvin Brackelmanns an Moussa Sylla hatte nicht außerhalb des Strafraums stattgefunden. Und wenn es schon Freistoß statt Elfmeter gab, hätte Brackelmann konsequenterweise nachträglich Rot wegen einer Notbremse sehen müssen. Reichel, dessen Spaziergang zum TV-Monitor fast schon provokant wirkte, bekam die kicker-Note 5.

Der Elfmeter-Aufreger geriet in den Hintergrund angesichts der Tatsache, dass Schalke 04 nach einer famosen Leistung, vor allem im zweiten Durchgang, die Tabellenführung erobern konnte. "Wir haben gegen Paderborn gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können", sagt Karaman, der als Offensivspieler defensiv mitarbeitet, indem er und seine Angriffskollegen mit hoher Bereitschaft die erste Pressinglinie bilden.

Auch der Deutsch-Türke (fünf Saisontore, davon drei Elfmeter) wehrt sich gegen die Bezeichnung Aufstiegskandidat. "Es ist ein schöner Moment, den wir absolut genießen können", sagt er umschiffend. "Es macht Spaß, jeden Tag ins Schalker Profileistungszentrum zu kommen. Es ist schön, auf dem ersten Tabellenplatz zu stehen, Demut tut uns aber weiterhin gut. Wir wissen, wo wir herkommen."

Miese Bilanz gegen Düsseldorf

Und wo sie als nächstes hinfahren - nach Düsseldorf. Am Freitag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wartet die Fortuna auf die Königsblauen, die sich "in den vergangenen Jahren gegen Düsseldorf häufiger schwergetan" haben, weiß auch Karaman. Kein einziges der acht Duelle seit 2019 konnte Schalke gewinnen, zum Teil gab es sogar herbe sportliche Nackenschläge, zum Beispiel im November 2023, als die Fortuna schon nach 26 Minuten mit 3:0 führte (Endstand 5:3), oder im März 2019, als die Düsseldorfer auf Schalke 4:0 gewannen.

Diesmal sind die Vorzeichen eindeutig: Schalke 04 geht als Favorit in die Partie. "Düsseldorf hat noch nicht reingefunden in die Saison", sagt Ex-Fortuna-Profi Karaman, "nicht zuletzt mit Blick auf unser Selbstvertrauen können wir am Freitag auch dort punkten."